Brockpähler (1963) |
PLZ:
32107GPS:
N 52° 5,032', O 8° 44,583'Standort:
Im Stadtarchiv von Bad Salzuflen im KellerGröße / Material:
88:66:6-8 / SandsteinGeschichte:
Der Stein stand bis vor ein paar Jahren noch am alten Wirtshaus in Ahmsen. Durch Bauarbeiten an der BAB A2 wurde das Wirtshaus abgerissen und der Stein nach Bad Salzuflen verbracht. Er befindet sich jetzt im Stadtarchiv von Salzuflen im Keller.sohnen, So Anno 1724 Nachts vom 17. Auf Den 18. Juny Im Amser Krug Über fallen Und Jammerlich Ermordet Worden Als Simon Heinrich Beckmann Mit Seiner Frau Gewes ener Newen Krueger Desen Knecht, Magt Und Ein Schaffer Die Morder Sein Nicht Entdeckt. |
Sage:
Quellen und Literatur:
Als am 30. November 1973 der "Neue Krug" in Ahmsen für immer geschlossen wurde, verschwand nicht nur ein beliebtes Ausflugsziel für viele
Salzufler und Herforder, sondern auch einer der ältesten Gasthöfe Lippes. Die Schließung dieses traditionsreichen Kruges1)
soll hier zum Anlaß genommen werden, sich mit seiner über dreihundertjährigen Geschichte auseinanderzusetzen. Dies geschieht im folgenden auf der Grundlage von
Archivunterlagen (Urkunden und Akten) und anhand von mündlichen Informationen, die der Verfasser dankenswerter Weise von Karl Büxten, dem letzten Eigentümer
und Betreiber des Kruges, erhielt.
Gründung und Konzessionierung des Kruges im Jahre 1664
Die Geschichte des Ahmser Kruges läßt sich anhand der überlieferten Dokumente bis in das Jahr 1664 zurückverfolgen. In diesem Jahr erteilte "Herman Adolff Graff
undt Edler Herr zur Lippe" der "Margretha Gertruth Westphalen, Fraw [= Frau] von Exterde zu Herberhausen", eine Konzession zur Errichtung eines "Newen [= neuen]
Kruges", der später auch unter der Bezeichnung "Zum grünen Jäger" firmierte.2) Der Platz, auf dem der Krug errichtet wurde,
gehörte zum Gut Ahmsen, das sich im Besitz ihres Mannes, Bernhard Simon von Exterde, befand.
Ausriß aus der von Graf Hermann Adolf unterzeichneten Konzessionsurkunde von 1664, dem ältesten Dokument zur Geschichte des "Neuen Kruges". |
Gedenkstein für die am 17./18. Juni 1724 im Ahmser Krug ermordeten Personen. Die Inschrift
lautet: HIR RUHEN 5 PERSOHNEN SO ANNO 1724 NACHTS VOM 17 AUF DEN 18JUNY IM AMSER KRUG ÜBERFALLEN UND JÄMMERLICH ERMORDTET
WORDEN. ALS SIMON HENRICH BECKMAN MIT SEINER FRAU GEWESENER NEWEN KRÜGER DESEN KNECHT MAGT UND EIN SCHAEFFER. DIE MÖRDER
SEIN NICHT ENTDECKET
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(Jahrbuch Bad Salzuflen 1997, hrg. von Franz Meyer, Uwe Rottkamp und Stefan Wiesekopsieker, Bielefeld 1996, S.139-145)Anmerkungen
1) Der "Neue Krug" ist als privat geführter Straßenkrug zu typisieren. Diese Zuordnung erfolgt nach: Roland Linde, Ländliche Krüge. Wirtschaftskultur in der Grafschaft Lippe im 18. Jahrhundert, in: Beiträge zur Volkskunde und Hausforschung, Bd.7 (Schriftenreihe des Westfälischen Freilichtmuseums Detmold, hrsg. von Stefan Baumeier u. Jan Carstensen). Detmold 1995, S.8 u. 20. Eine Funktion als Zollstation ist für den Ahmser Dorfkrug nicht überliefert, obwohl seine Grenzlage zum preußischen Herford ihn dafür prädestiniert hätte.
2) Diese Bezeichnung findet sich in einem Pachtvertrag von 1723; vgl. Stadtarchiv (StadtA) Bad Salzuflen, Msc. 190: Regesten der im Besitz der Familie Büxten (Bad Salzuflen) befindlichen Originaldokumente zur Geschichte des "Neuen Kruges"; hier: Dokument 3. - Zu welchem Zeitpunkt dann wieder ausschließlich die alte Bezeichnung "Neuer Krug" verwendet wurde, ließ sich nicht ermitteln
3) Ebenda, Dok. 1 (Konzessionsurkunde von 1664).
4) Vgl. Staatsarchiv Detmold, L 92 N, Nr.124 (Schreiben vom 21.9.1665).
5) StadtA Bad Salzuflen, Msc. 190 (wie Anm.2), Dok. 2a (1668) u. 2b (1683).
6) Allgemein wird davon ausgegangen, daß zwischen 30 und 50% der Bevölkerung (bei rund 15 Millionen Einwohnern um 1620) durch direkte oder indirekte (Seuchen, Hungersnöte) Kriegseinflüsse ums Leben kamen. Hinzu kam die völlige Verwüstung weiter Landesteile und die noch weit nach Friedensschluß anhaltende Unsicherheit des allgemeinen Lebens durch Räuberbanden sowie marodierende Söldnerhaufen.
7) Vgl. Peter Johanek / Herbert Stöwer (Hrsg.), 800 Jahre Lemgo. Aspekte der Stadtgeschichte (= Beiträge zur Geschichte der Stadt Lemgo, Bd.2), Lemgo 1990, S.190 sowie: Roland Linde (wie Anm.1), S.19.
8) StadtA Bad Salzuflen, Msc 190 (wie Anm. 2), Dok. 3. -Vor dem Krüger Beckman war der "Grüne Jäger" an eine Krügerin namens Loniceri verpachtet. Weitere Angaben zu dieser Person sind nicht überliefert.
9) Roland Linde (wie Anm.1), S.11.
10) Dies war, wie Karl Büxten dem Verfasser berichtete, selbst noch bei dessen Großvater, dem Krüger Hermann Büxten, der Fall.
11) Vgl. Roiand Linde (wie Anm.1), S.13 u 42.
12) Zu Handelskonzessionen über den Vertrieb von Hökerwaren, die für den Ahmser Krug erteilt wurden, siehe: Staatsarchiv Detmold, L 92 N, Nr.489. Die Konzessionen hatten eine Laufzeit von jeweils drei Jahren.
13) Vgl. Roiand Linde (wie Anm.1), S.17.
14) Ebenda.
15) Bereits 1925 und 1929 sind Berichte über den Mordfalt publiziert worden. Siehe: Lippischer Allgemeiner Anzeiger, Nr. 95 vom 24 4.1925 sowie Wilhelm Pölert, Eine Schreckensnacht im Ahmser Kruge, in: Lippischer Dorfkalender, NF 14, 1929, S.101/102.
16) Zitiert nach: StadtA Bad Salzuflen. ALS. 245/246. Der letzte Absatz wurde von anderer Hand geschrieben und ist vermutlich jünger als der Augenzeugenbericht.
17) Vgl. Staatsarchiv Detmold, L 23 Amt Schötmar, Nr.29. fol.9, 11-12. Zum damaligen Zeitpunkt waren 2 Bataillone und mehrere Grenadierkompagnien des Infanterieregiments 10 in Herford stationiert. Truppenteile desselben Regiments befanden sich auch in Minden und Bielefeld.
18) Vgl. StadtA Bad Salzuflen, Msc.190 (wie Anm.2). Dok.4: Ein am 27.11.1917 gefertigter Auszug aus dem Verzeichnis der Verstorbenen des Jahres 1724 der Münstergemeinde zu Herford nennt als Opfer der Ahmser Mordnacht; Simon Henrich Bredman [Lesefehler! es muß heißen: Beckman] 27 Jahre alt; An[na] Elisa[beth] Ebbmeyers, Simon Hen[rich] Bredmans [Beckmanns] Ehefrau, 33 Jahre alt; Joh[ann] Herm[ann] auf dem Schilde 19 Jahre und 21 Wochen alt; den Schäfer Kasp[ar] Risenbeck, 46 Jahre alt; und Ancilla [= Magd] An[na] llsab[ein] Pameyers, 22 Jahre und 3 Monate alt.
19) Vgl. Staatsarchiv Detmold, L 23 Amt Schötmar, Nr.29, fol.3