Deutschland Nordrhein-Westfalen Lkr. Steinfurt

Altenrheine / OT von Rheine


Blick auf die Kapelle

Abbildung bei
Breuing (1985)

PLZ: 48431

GPS:

Standort: Am nördlichen Ende der Straße "Klusenweg", vor der Kapelle "Altenrheiner Kluse", Parkanlage mit 4 großen Linden und Sitzbank. Im Gegensatz zu Brockpähler: Die Umgebung ist inzwischen bebaut.

Größe / Material: 80:76:23 / Sandstein

Geschichte: Kopf oben zugespitzt, die Ecken beider Arme abgeschabt oder abgeschlagen, mittleres eingeritztes kleines Kreuz: Höhe 40, Breite 28cm. Eine vergleichbare Kreuzeinzeichnung zeigen die Steinkreuze in Hopsten (II) und Brochterbeck.

Steinkreuz aus Gravenhorster Sandstein an der Außenwand der Altenrheiner Kapelle ("Altenrheiner Klause"), 78x76x24cm. Das Kreuz wurde vor Jahren in der Nähe im Acker gefunden. Es hat einen kurzen Schaft und einen abgerundeten Kopf und trägt in der Mitte als Zeichen ein eingeritztes Kreuz. Sage: Hier soll jemand (ein Jude) ermordet worden sein.
Deutungsversuche: Das Kreuz soll einen alten Gerichtsplatz bezeichnen. Tibus (Gründungsgeschichte) vermutet in Altenrheine den Platz eines Freistuhls.
Die weit bekannte Altenrheiner Klause, von der bis heute die jährliche Fußprozession nach Telgte ausgeht, steht an einem Wegekreuz auf einem ehemaligen Kult- und Begräbnisplatz. In unmittelbarer Nähe sind in dem Gelände zwischen der Kapelle und dem "Krusen Baum", einem weithin sichtbaren Wahrbaum, zahlreiche Urnen mit Leichenbrand gefunden worden; ähnliche stecken noch vereinzelt etwa 90cm tief in der Erde. Das Gelände östlich der Kapelle heißt im Volksmund "Kiärkhoff", hier geht nach der Sage in Herbstnächten ein Schimmel um. Nordwestlich schließt sich ein Esch an. (Brockpähler 1963)

Der Kreuzstein ist auf einem Foto von 1895 noch am Wegesrand etwa 1 Meter neben der Südostecke der Kluse zu sehen. Nach Kolock soll er vor einigen Jahrzehnten im Acker gefunden worden sein. Während die Anwohner das Kreuz für ein Sühnemal als Gedächtnis an einen ermordeten Juden hielten, glaubt Kolck in ihm einen Vorgänger des Kreuzes am Krusen Baum (Franz Kolck, Aollenrheinske Schütterie. 1650-1950, S. 543) zu sehen. Nach Meinung von Tibus soll dort der Thingplatz des frühgeschichtlichen Gaues Bursibant gelegen haben. Für keine dieser zum Teil noch weiter ausgeschmückten Versionen gibt es Belege; der pyramidenförmige Abschluß des senkrechten Balkens und Spuren einer sauberen Glättung der Stirnseite mit der Fläche sprechen gegen ein hohes Alter, und das Ritzkreuz an der Vorderseite schließt einen Gedenkstein an einen Israeliten aus.
Der untere Teil des senkrechten Balkens ist verloren, deshalb wirkt das Kreuz altertümlich gedrungen. Die saubere Kreuzritzung läßt aber eher eine schlanke Proportionierung vermuten.
Am rechten Kreuzarm ist die ganze Vorderkante abgebrochen, und am linken Ende und am Kopf gibt es kleinere Ausbrüche. Die Oberfläche ist teilweise so stark ausgewaschen, daß die Quarzitadern scharf hervortreten.
Sandstein vom Dickenberg, H 73cm, B 75cm, Balkendicke 24x24cm; Ritzkreuz 35x28cm. (Breuing 1985)

Sage: 1. Hier soll ein Jude ermordet worden sein.
2. In den Herbstnächten soll hier ein Schimmel umgehen.

Quellen und Literatur:
Brockpähler, Wilhelm - Steinkreuze in Westfalen, 1963, S.25-26
Breuing, Rudolf - Barocke Wegebilder und Kapellen im Kreis Steinfurt, 1985, S.549-550
recherchiert und bebildert von Benno Lux, Lünne


Sühnekreuze & Mordsteine