Deutschland Niedersachsen Kreisfreie Stadt Osnabrück

Schölerberg / OT von Osnabrück


Rückseite

Abbildung bei
Hoffmann (1935)

PLZ: 49082

GPS:

Standort: Iburger Straße / Ecke Hammersenstraße, in einer Grünanlage. Die Iburgerstraße ist hier gleichzeitig die B 51 / B 68 und führt stadtauswärts zur Autobahn

Größe / Material: 58:76:26 / Sandstein

Geschichte: Das Steinkreuz wurde mehrfach versetzt. Als ältester Standort wird der Ackerrand in der Nähe des Gasthauses "Schumla" genannt. Kanten stark gefast, die an Kopf, Armen und Schaft einen achteckigen Querschnitt bilden. Reste einer Metallklammerung am Schaft. Größere Abschläge am Kopf. Neben dem Steinkreuz wurde eine Tafel mit der Inschrift "Nahner Sühnekreuz, vermutlich 14. Jh." angebracht.

Sage: Zwei Brüder gerieten beim Grasmähen in Streit. Der eine erschlug den anderen mit dem Beil und beging danach aus Reue Selbstmord.

Quellen und Literatur:
Hoffmann, Adolf - Die mittelalterlichen Steinkreuze, Kreuz- und Denksteine in Niedersachsen, 1935, S.45
Müller / Baumann - Kreuzsteine und Steinkreuze in Niedersachsen, Bremen und Hamburg, 1988, Nr.3714.1
Lahmann-Lammert, Rainer - Sühnekreuz kommt in die Grünanlage, in: Neue Osnabrücker Zeitung vom 16.04.2004
Nahner Sühnekreuz bleibt dem Schölerberg erhalten, in: Neue Osnabrücker Zeitung vom 28.04.2004
bebildert und recherchiert von: Forschungsgruppe Preußische, Mecklenburgische und Anhaltische Meilensteine e.V.



Sühnekreuz kommt in die Grünanlage
Von Rainer Lahmann-Lammert, Schölerberg

Es ist nur 60cm hoch, aber es steht für eine grausame Tat: Das Steinkreuz von der Iburger Straße erinnert an einen Brudermord. Monatelang war das Denkmal verschwunden, weil die Straße umgebaut wird. Jetzt soll es einen neuen Standort in der Grünanlage am Bröckerweg bekommen.
In Nahne wird die Geschichte seit vielen Generationen weitererzählt. Zwei Brüder gerieten in Streit. Der eine soll den anderen erschlagen haben. Zur Erinnerung an die böse Tat wurde das Sühnekreuz aufgestellt. Ob diese Überlieferung auf Tatsachen beruht, ist nicht bekannt.
Für eine Überraschung sorgte Ende der 80er Jahre die inzwischen verstorbene Kunsthistorikerin Dr. Hildegard Kayser: Nach ihren Untersuchungen stammt das schlichte Steinkreuz an der Iburger Straße wahrscheinlich aus dem 14. Jahrhundert.
An seinem bisherigen Standort, direkt vor dem Autohaus Rahenbrock, ging das Denkmal förmlich unter. Eingezwängt von Pflaster und Asphalt wirkte das Denkmal fehl am Platz. Zudem war es, wie Hildegard Kayser warnte, "extrem gefährdet": Beim Einparken eines Autos hätte das steinalte Sühnekreuz leicht beschädigt werden können.
Fest steht, dass es im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgesetzt worden ist. Karl Berkemeyer (77) aus Nahne erinnert sich, dass das Kreuz in seiner Jugend am Gasthaus Schumla gestanden hat, also etwas weiter stadtauswärts. Allerdings nicht an der heutigen, sondern an der früheren Iburger Straße, die jetzt "Alte Bauernschaft" heißt. Nach Iburg gelangte man damals nämlich über die Frankfurter Heerstraße. Die vierspurige Bundesstraße 51 wurde erst in der Wirtschaftswunderzeit durch den Harderberg gesprengt.
Jetzt soll das kleine Steinkreuz einen neuen Platz in der Grünanlage vor den Hammersen-Häusern bekommen. Denkmalpfleger Bruno Switala hat eine Stelle am Fuße einer großen Platane ausgesucht. Ein Ort, der dem Sühnekreuz auf jeden Fall mehr Würde verleiht. Außerdem ist das steinerne Denkmal dann sicher vor parkenden Autos. Mit dem Umzug wechselt es vom Stadtteil Nahne zum Schölerberg. Und es wird nicht mehr direkt an der Iburger Straße stehen, sondern am Fußweg. Normalerweise kommt es einem Denkmalschützer nicht in den Sinn, Bauwerke zu versetzen. Denn jedes Objekt, so lautet die Überlegung, sei für einen bestimmten Standort gestaltet worden.
Der Bezug zur ursprünglichen Umgebung sei aber abhanden gekommen, gibt Denkmalpfleger Switala zu bedenken, "deshalb gehen wir etwas freier damit um". Karl Berkemeyer ist aus einem anderen Grund skeptisch. Ein Kreuz, so sagt er, sei doch ein christliches Symbol. In den benachbarten Häusern lebten aber überwiegend Türken, und die könnten mit einem Kreuz nichts anfangen.
(Neue Osnabrücker Zeitung vom 16.04.2004)



Nahner Sühnekreuz bleibt dem Schölerberg erhalten

Grenzen überwinden: Das Nahner Sühnekreuz darf am Schölerberg bleiben - darauf einigte sich die Nahner Delegation mit Denkmalpfleger Bruno Switala.

Die Nahner sind zwar traditionsbewusst, aber großzügig. Sie überlassen das Sühnekreuz, ein jahrhundertealtes Nahner Kulturgut, dem Nachbarstadtteil Schölerberg. Gestern Abend einigte sich der Nahner Bürgerverein mit der Denkmalpflege auf einen neuen Standort.
Das Steinkreuz, das wahrscheinlich aus dem 14. Jahrhundert stammt, soll an einen Brudermord erinnern. Es gilt als sicher, dass es mehrfach umgesetzt worden ist, weil die Iburger Straße in ihrem Verlauf geändert wurde. In den vergangenen Jahrzehnten fristete das Kreuz, eingeklemmt zwischen dem Gehweg und dem Parkplatz des Autohauses Rahenbrock, ein "unwürdiges Dasein", wie es Denkmalpfleger Bruno Switala ausdrückt. Er war es, der den neuen Standort in der Grünanlage an der Hammersenstraße vorschlug.
Ein Stück Nahner Geschichte jenseits der Stadtteilgrenze am Schölerberg? Das ging einigen Mitgliedern des Nahner Bürgervereins zu weit. Sie machten sich auf die Suche nach einem Standort in ihrem Stadtteil. So kam der Kirchplatz in die Diskussion, das Regenrückhaltebecken und die Turnhalle. Alles Vorschläge, die gestern beim Ortstermin für mehr oder weniger Kopfschütteln sorgten.
Auf der Suche nach einem würdigen Platz für das steinerne Denkmal waren sich die Abgesandten aus Nahne dann doch mit Denkmalpfleger Switala einig, dass Grenzen überwunden werden sollten. Das Kreuz wird nun an der Abzweigung zur Hammersenstraße aufgestellt, knapp 20 Meter von Switalas Vorschlag entfernt. Für die Nahner Patrioten ein Erfolg.
Am Schluss waren sich alle einig, dass es sich gelohnt habe, gemeinsam nach dem besten Standort zu suchen. Der Nahner Ortsbürgermeister Erich Lauven machte deutlich, dass Nachgeben nicht unbedingt Verzicht bedeute. Denn traditionell sei der Schölerberg ja schließlich Nahner Gebiet.
(Neue Osnabrücker Zeitung vom 28.04.2004)
(Fotos: Michael Hehmann / Klaus Lindemann)


Sühnekreuze & Mordsteine