Deutschland Niedersachsen Lkr. Lüneburg

Lüneburg


Abbildungen bei
Müller / Baumann
(1988)

Zeichnung bei
Hoffmann (1935)

Zeichnung bei
Gebhardi (o.J.)
veröffentlicht bei
Müller / Baumann
(1988)

PLZ: 21337

GPS:

Standort: Oberteil in der St. Johannis-Kirche (Kapelle Familie von Dassel), Unterteil in der St. Nicolai-Kirche(südliches Seitenschiff, Westende), in die Wand vermauert.

Größe / Material: Oberteil: 170:124:? / Kalkstein
Unterteil: 208:97:? / Kalkstein

Geschichte: Das Oberteil befindet sich in der St.-Johannis-Kirche (dort in der Kapelle der Familie von Dassel), das Unterteil in der St.-Nikolai-Kirche (im südlichen Seitenschiff, Westende) jeweils eingemauert. Der Kreuzstein befand sich noch Mitte des 19.Jahrhunderts nahe der Straßenecke "Auf dem Meere" / "Untere Ohlingerstraße" an einer Haus- oder Mauerwand befestigt. Weil durch bauliche Veränderungen gefährdet, ist er von dort entfernt, in zwei Teile zerlegt und aus nicht ersichtlichem Grund an getrenntem Ort wied ererrichtet worden. Dieser Kreuzstein ist für den Bürgermeister Hinricus Viscule aufgestellt gewesen und zwar an der Stelle, wo der selbe in der Ursulanacht (21.10.) d.J . 1371 bei der Stadtverteidigung durch Truppen des Herzogs Magnus Torquatus II erschlagen wurde.
Beide Teile des Kreuzsteins haben erhebliche Schäden durch Verwitterung als auch durch unsachgemäße Behandlung erlitten. Das Oberteil zeigt unter einem großen Dreipaß die Kreuzigungsszene mit Figuren in hohem Relief. Die Figuren des Gekreuzigten und des Johannes sowie zwei der Evangelistensymbole sind noch recht gut erhalten, die Figur der Maria und die anderen Evangelistensymbole dagegen zur Hälfte zerstört. - Das Untertei, eine rechteckige Platte, zeigt in Hochrelief unterhalb des mit Maßwerk, Kreuzblume und Krabben geschmückten Baldachins in einer Rundbogennische den Verstorbenen mit Kettenhemd und Waffenrock, schwertumgürtet als Adorant. Vor ihm ein Schriftband mit den Worten:
   o fili dei miserere mei
in Minuskelschrift. Darunter, vor der Figur, ein Kübelhelm mit Crest über Tartschenschild. Die auf dem Schild kaum noch erkennbaren Figuren sollen "drei geschwungene mit den Köpfen vereinigte Fische" darstellen und als sogenanntes redendes Wappen deutbar sein. Die den abgeschrägten Plattenrand umlaufende, tief eingeschlagene, aber kaum noch lesbare Inschrift ist um 1773 wie folgt gelesen worden:
Anno dni millesimo trecentesimo septuagesimo primo in nocte vndecim mijlium virginu hinricus viscule hic ab hostibus est interfectus.
Die Inschriften und einige plastische Details sollen damals noch Spuren von blauer, schwarzer, goldener und roter Farbe gehabt haben. (Müller / Baumann 1988)

   Der Denkstein für den Bürgermeister Viskule ist bei Gebhardi in großer, sehr sorgfältig ausgeführter Zeichnung abgebildet.
   Von allen drei Denkmalen ist er allein noch erhalten und im Südschiffe der Nicolaikirche in Lüneburg eingemauert. Auf T. XIX, 155 ist eine flüchtige Skizze des Denksteines wiedergegeben. Bemerkenswert erscheint es, daß der Glorienschein um Christi Haupt das alte geradlinige gleicharmige Kreuz im Kreise trägt.
   Die Randschrift in gotischen Buchstaben lautet: anno • dm • millesimo • tricentesimo • septuagesimo • primo • in • nocte • undecim • millium • virginum • hinricus • viscule • hic • ab • hostibus • est • interfectus, d.h. "im Jahre des Herrn 1371 in der Nacht der elftausend Jungfrauen [d.i. 21.Oktober in der Ursula-Nacht] ist hinrikus Viskule hier von den Feinden getötet worden." (Hoffmann 1935)

Sage:

Quellen und Literatur:
Gebhardische Collectaneen, Bd.XIV, Kartei Lüneburg, Signatur A2°, o.J., S.205f. (Stadtarchiv Lüneburg)
Hoffmann, Adolf - Die mittelalterlichen Steinkreuze, Kreuz- und Denksteine in Niedersachsen, 1935, S.8, 43
Müller / Baumann - Kreuzsteine und Steinkreuze in Niedersachsen, Bremen und Hamburg, 1988, Nr.2728.4
aktuelle Aufnahme von Hartmut Blaszczyk, Einbeck (Fotos vom 16.07.2012)


Sühnekreuze & Mordsteine