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Hiddestorf (I - V) / OT von Hemmingen
Zur Einzelansicht die Kreuzsteine anklicken.

Hiddestorf II Hiddestorf III Hiddestorf I Hiddestorf IV Hiddestorf V

Abbildung bei
Müller / Baumann
(1988)

Das Wappen
von Hiddestorf

PLZ: 30966

GPS:

Standort: Auf dem Kirchhof an der Südseite der evangelischen Pfarrkirche.

Geschichte: Alle 5 Steine werden als "Pest-"; bzw. "Schwedensteine" bezeichnet.
Einst in der Feldmark nach Pattensen zu. Später dienten vier der Steine zeitweilig als Deckplatten für eine Wasserrinne. Bei Erdarbeiten wiederentdeckt, stellte man sie mit dem fünften Stein zunächst an den südlichen Rand der Straße Hiddestorf - Pattensen auf, bis sie dann in jüngerer Zeit den heutigen Platz erhielten.
Das nach Ratsbeschluß vom 9.4.1958 amtlich geführte Ortswappen zeigt einen Schild mit folgender Blasonierung: am Schildhaupt Text: "1000 Jahre Hiddestorf", an der Herzstelle: die Vorderseite dieses Kreuzsteines, an rechter und linker Flanke: je zwei übereinanderstehend angeordnete Scheibenkreuzsteine.
Nach einem Entwurf von Alfred Brecht zeigt das Hiddestorfer Wappen auf grünem Grund einen silbernen Kreuzstein mit Kruzifixus und Umschrift. Begleitet wird er auf jeder Seite von zwei silbernen Kreuzsteinen. Der Rat der Gemeinde Hiddestorf hat am 9.4.1958 das Wappen angenommen. (Müller / Baumann 1988)

Sage:

Quellen und Literatur:
Hoffmann, Adolf - Die mittelalterlichen Steinkreuze, Kreuz- und Denksteine in Niedersachsen, 1935, S.20-21
Brecht, Alfred - Die fünf Kreuzsteine vor Hiddestorf, in: Allgemeine Zeitung, 10.Jg., Nr.21 vom 25./26. Januar 1958, S.31-32
Müller / Baumann - Kreuzsteine und Steinkreuze in Niedersachsen, Bremen und Hamburg, 1988, 3724.2-6 (aktuelle Aufnahme)



Hiddestorf (I) / OT von Hemmingen
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Abbildung bei
Müller / Baumann
(1988)

Skizze bei
Hoffmann (1935)

Größe / Material: 96:65:22 / Sandstein

Geschichte: Dieser Stein trägt auf dem Rand eingehauhen in gotischen Minuskeln die Worte:
ano dni mcccxcv.... in de luce...
Die Rückseite zeigt schwach das Relief eines längsorientierten Nasenkreuzes.
Dieser Kreuzstein stand lange Zeit allein an der Flurgrenze, gegen den im Nordosten liegenden Ort Harkenbleck zu, unter einer Weide. Er soll von einem früheren, ca. 3km von der Stadt Pattensen entfernt gelegenen Friedhof stammen. (Müller / Baumann 1988)

   Bei Hiddestorf steht an der Flurgrenze gegen Hartenbleck malerisch unter einer alten Weide der beschriftete Kreuzstein. Auf seiner Vorderseite ist das Kreuz in Linien in das vertiefte Viereck eingehauen, das corpus Christi jedoch flch erhaben herausgearbeitet. Die im breiten Schriftbande umlaufende in gotischen Minuskeln eingegrabene Schrift ist ziemlich verwittert, doch läßt sich noch: an[n]o d[o]m[ini] • MCCCXCV die • luce erkennen, wovon die beiden letzten Worte der Zeitangabe den Tag des Lukas, d.i. der 18. Oktober bedeuten sollen.
Ein alter Hofbesitzer aus Hiddestorf berichtete, daß ein Kgl. Hannoverscher Förster ihm, als er noch ein kleiner Knabe gewesen sei, erzählt habe, daß fünf derartige Steine, Pest- oder Schwedensteine genannt, einst in der Feldmark nach Pattensen zu gestanden hätten. Sie seien aber am Orte des noch vorhandenen Steines zur Abdeckung einer Wasserrinne verwendet. Als dem Erzähler nun viele Jahre später mitgeteilt sei, daß die Erdböschung an der fraglichen Stelle ausgebessert werden müsse, habe er bei Ausführung dieser Arbeit den dort gefundenen Stein "ordentlich" unter der alten Weide aufgestellt. Nach seiner Ansicht müßten also dort noch andere Steine in der Erde liegen.
   Sage: Der Stein soll zur Erinnerung an einen dort gefallenen schwedischen Offizier gesetzt sein, nach anderer Ansicht aber aus der Zeit der "großen Pest" stammen. (Hoffmann 1935)

Sage: 1. Der Stein soll zur Erinnerung an einen gefallenen schwedischen Offizier gesetzt worden sein.
2. Den Stein habe man für einen Pesttoten gesetzt.

Quellen und Literatur:
Hoffmann, Adolf - Die mittelalterlichen Steinkreuze, Kreuz- und Denksteine in Niedersachsen, 1935, S.20-21
Brecht, Alfred - Die fünf Kreuzsteine vor Hiddestorf, in: Allgemeine Zeitung, 10.Jg., Nr.21 vom 25./26.Januar 1958, S.31-32
Müller / Baumann - Kreuzsteine und Steinkreuze in Niedersachsen, Bremen und Hamburg, 1988, 3724.4
aktuelle Aufnahme von Hartmut Blaszczyk, Einbeck (Foto von September 1995)



Hiddestorf (II) / OT von Hemmingen
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Größe / Material: 92:58:16 / Sandstein

Geschichte: Beschädigter und abgetretener Scheibenkreuzstein. Er zeigt auf beiden Seiten in vertiefter Scheibe erhaben ein Tatzenkreuz. Auf der Rückseite sind mehrere napfartige Vertiefungen vorhanden. (Müller / Baumann 1988)

Sage:

Quellen und Literatur:
Brecht, Alfred - Die fünf Kreuzsteine vor Hiddestorf, in: Allgemeine Zeitung, 10.Jg., Nr.21 vom 25./26.Januar 1958, S.31-32
Müller / Baumann - Kreuzsteine und Steinkreuze in Niedersachsen, Bremen und Hamburg, 1988, 3724.2
aktuelle Aufnahme von Hartmut Blaszczyk, Einbeck (Foto von September 1995)



Hiddestorf (III) / OT von Hemmingen
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Größe / Material: 102:47:18 / Sandstein

Geschichte: Das Scheibenfeld hat einen Durchmesser von 39cm. Angewitterter beschädigter Scheibenkreuzstein. Die oben gerundete Stele zeigt auf beiden Seiten in vertiefter Scheibe ein Tatzenkreuz. Auf der Vorderseite schließt das Kreuz mit der Frontfläche ab; auf der Rückseite wird es durch die Kreislinie von ihr getrennt. (Müller / Baumann 1988)

Sage:

Quellen und Literatur:
Brecht, Alfred - Die fünf Kreuzsteine vor Hiddestorf, in: Allgemeine Zeitung, 10.Jg., Nr.21 vom 25./26.Januar 1958, S.31-32
Müller / Baumann - Kreuzsteine und Steinkreuze in Niedersachsen, Bremen und Hamburg, 1988, 3724.3
aktuelle Aufnahme von Hartmut Blaszczyk, Einbeck (Foto von September 1995)



Hiddestorf (IV) / OT von Hemmingen
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Abbildung bei
Müller / Baumann
(1988)

Größe / Material: 92:48:18 / Sandstein

Geschichte: Das Scheibenfeld hat einen Durchmesser von 46cm. Angewitterter und beschädigter Scheibenkreuzstein. Die oben gerundete Stele zeigt auf der Vorderseite in vertiefter Scheibe erhaben ein schmalbalkiges Tatzenkreuz, welches durch die Kreislinie von der Frontfläche getrennt ist. Auf der Rückseite ist kein Scheibenfeld vorhanden. Dort befindet sich, tief eingerillt, ein schmalbalkiges Tatzenkreuz, dessen Kreuzungsfeld durch Einschläge bzw. Anbohrungen nahezu zerstört ist. (Müller / Baumann 1988)

Sage:

Quellen und Literatur:
Brecht, Alfred - Die fünf Kreuzsteine vor Hiddestorf, in: Allgemeine Zeitung, 10.Jg., Nr.21 vom 25./26.Januar 1958, S.31-32
Müller / Baumann - Kreuzsteine und Steinkreuze in Niedersachsen, Bremen und Hamburg, 1988, 3724.5
aktuelle Aufnahme von Hartmut Blaszczyk, Einbeck (Foto von September 1995)



Hiddestorf (V) / OT von Hemmingen
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Abbildung bei
Müller / Baumann
(1988)

Größe / Material: 85:59:21 / Sandstein

Geschichte: Stark beschädigter und gedrungen wirkender Kreuzstein. Er zeigt auf beiden Seiten ein längsorientiertes breitbalkiges und sich in den Umrißlinien überschneidendes Kreuz. Die obere rechte Ecke der Steinplatte ist abgeschlagen. (Müller / Baumann 1988)

Sage:

Quellen und Literatur:
Brecht, Alfred - Die fünf Kreuzsteine vor Hiddestorf, in: Allgemeine Zeitung, 10.Jg., Nr.21 vom 25./26.Januar 1958, S.31-32
Müller / Baumann - Kreuzsteine und Steinkreuze in Niedersachsen, Bremen und Hamburg, 1988, 3724.6
aktuelle Aufnahme von Hartmut Blaszczyk, Einbeck (Foto von September 1995)



Die fünf Kreuzsteine vor Hiddestorf
Vor dem Verfall gerettet / Mittelalterliche Steinmale als Wappensymbol
von Alfred Brecht

   Von den mit Sagen und Erzählungen vielfach umwobenen mittelalterlichen Steinkreuzen, Kreuz- und Denksteinen in Niedersachsen schuf Adolf Hoffmann auf vielen Reisen in echter Liebe zur Heimat und Ehrfurcht vor den altersgrauen Steinmalen 1935 eine Übersicht, die alle Freunde der Heimat aufrief mitzuhelfen, daß vergessene Steine seinem Werk nachgetragen würden. Damals schloß die jahrelange, übergroße Mühe eines Mannes eine Lücke in den einschlägigen Abhandlungen, denn für die Altmark, für Schlesien, Sachsen und Württemberg hatten Fachmänner vor ihm bereits vortreffliche Werke vorgelegt. Nun waren im ganzen europäischen Verbreitungsgebiet von Norditalien durch Mittel-und Nordeuropa bis Skandinavien, also allenthalben, wo Germanen dauernd oder vorübergehend seßhaft wurden weit mehr als 3000 dieser Steindenkmale aus vormittelalterlicher Zeit ermittelt worden.

   Nach der Standortkarte für Niedersachsen ist der Raum zwischen Weser und Leine von Hann. Münden bis über Neustadt a.Rbg. hinaus von Steinen übersät, die teils in den Ortschaften - auch in der Stadt Hannover -, zumeist aber einsam am Wegrande oder in der Feldmark ihr Geheimnis bewahren. Der Zahn der Zeit hat diesen überwiegend aus Sandstein gefertigten Denkmälern mitgespielt, oft hat grobe Behandlung nachgeholfen und die Inschriften, soweit sie eingehauen waren, unleserlich gemacht. So haben sich um die verwitterten Gesellen aus Stein die "Geschichten" gebildet und sind häufig seit Generationen überliefert worden, erfreulicherweise oft Bestandteil des Gedankengutes eines ganzen Dorfes und hin und wieder auch darüber hinausgreifend.

   Als Hoffmann 1934 in Hiddestorf im Calenberger Land den einzigen an der Flurgrenze gegen Harkenbleck malerisch unter einer alten Weide stehenden Kreuzstein fand, ist er entzückt gewesen. Auf der Vorderseite ist das; Kreuz ernaben aus dem Material herausgehoben, das "corpus Christi" aber nur noch in den Grundkonturen erhalten gewesen. Die im breiten Schriftbande in gotischen Minuskeln umlaufende Inschrift war damals bereits so verwittert, daß nur noch: "an (n) o d (o) m (ini). MCCCXCV die luce" zu entziffern waren, also die Zeitangabe, die den Tag des Lucas = 18. Oktober 1395 bedeutet.

   In einem Zusatz hat der Verfasser Hoffmann, über ein Gespräch mit einem alten Hofbesitzer, aus Hiddestorf berichtet, der ihm diesen Stein als Erinnerungsmal an einen dort gefallenen schwedischen Offizier bezeichnete, und weiter, daß einst in der Gemarkung nach Pattensen fünf solcher Steine gestanden hätten. Ein Kgl. Hannoverscher Förster habe ihm, als er noch ein kleiner Junge gewesen sei, erzählt, daß diese als "Pest- oder Schwedensteine" bekannten Denkmäler verwendet worden seien, eine Wesserrinne abzudecken. Als dem Erzähler dann viele Jahre später mitgeteilt worden sei, daß die Erdböschung an der, fraglichen Rinne ausgebessert werden müßte, habe er den bei den Arbeiten dort gefundenen Stein "ordentlich" unter der alten Weide aufgestellt.

   So blieb es bis zum Vorjahre, als wieder in jenem Abschnitt Erdarbeiten ausgeführt werden mußten - und die restlichen vier Steine gefunden wurden, die einst der Forstmann dort vermutete. Inzwischen hat die Gemeinde Hiddestorf alle fünf vereint an der Chaussee nach Pattensen aufgestellt - wie unser Bild sie zeigt -, allerdings an dieser Stelle im Abflußgraben wohl nur provisorisch. Es wäre zu wünschen, wenn diesen bemerkenswerten Steindenkmälern auf festeren Sockeln ein sicherer Standort gegeben würde, und zwar dort, wo sie nach einer im Staatsarchiv verwahrten Karte aus dem Jahre 1780 als "Die fünf Steine" eingezeichnet sind. Diese Stelle ist etwa zwei Drittel vom Dorf und ein Drittel von der Pattenser Grenze entfernt, die allerdings anders als heute verlief. Diese Frage dürfte die Gemeindeväter auch um deswillen ernstlich beschäftigen, da die Kreuzsteine als Symbole in das neu zu schaffende Gemeindewappen aufgenommen und so für alle Zeit in den gebührenden Rang erhoben werden sollen. Heute sollen die Hiddestorfer Kreuzsteine wieder vollzählig dem Werk des Adolf Hoffmann nachgemeldet werden...
(Allgemeine Zeitung, 10.Jg., Nr.21 vom 25./26. Januar 1958, S.31-32)


Sühnekreuze & Mordsteine