Deutschland Niedersachsen Lkr. Northeim

Bad Gandersheim (I)


Abbildung bei
Müller / Baumann
(1988)

PLZ: 37581

GPS: N 51° 52,239', O 10° 1,229'

Standort: Im Innenhof des Martin-Luther-Hauses an der Nordseite der Stiftskirche.

Größe / Material: 118:70:17-21 / Kalkstein

Geschichte: Der "Kettelstein", auch "Kettelkreuz" genannt, stand früher 2km westlich der Stadt oberhalb der Gande am Fuße des Kemnadenbrinkes. 1863 hatte man ihn entdeckt, er wurde dann als Brücke über einen Graben beim Meierhofe benutzt, später wieder aufgestellt. 1977 wurde er im Innenhof des Martin-Luther-Hauses nahe der Nordwand der Stiftskirche aufgestellt, da er auf seinem alten Standort durch den Bau der Umgehungsstraße, der Bundesstraße 64, gefährdet war.
Auf leicht vertieftem Grunde steht innerhalb einer erhabenen Umrandung ein griechisches nasenbesetztes Kreuz. Alle vier Kreuzarme haben die Form leicht eingekehlter Rhomben. Das Kreuz steht auf einem gleichschenkligen Dreieck. Die Verbindung zwischen Kreuz und Dreieck wird durch einen Rhombus gebildet. Die Rückseite entspricht der Vorderseite. Die manieristische Darstellung eines auf einem Kreisbogen stehenden nasenbesetzten Kreuzes deutet auf einen jüngeren Stein hin.
Der Name wird sowohl mit dem Verb "kitzeln" als auch mit dem Namen "Kessel" (= Gefäß oder Tal) in Verbindung gebracht. (Müller / Baumann 1988)

   3. Der nun zu nennende Kreuzstein ragte unter dem Namen Kettelstein vor mehr als 30 Jahren nur etwa 20cm mit seiner bemoosten Spitze aus der Oberfläche des sog. Vogelblüh's, eines ungefähr 2 Kilometer westlich von Gandersheil am Fuße des Kemnadebrinkes gelegenen, sonst mit Gebüsch bewachsen gewesenen Hügels, hervor. Ein Weg, der Kettelsteig genannt und vorzüglich als Richteweg nach dem Dorfe Kreiensen oft benutzt, führte, den Gandefluß rechts lassend, daran vorbei. Der Volksmund bezeichnete diese Stelle nicht nur im Allgemeinen als nicht ganz geheuer, sondern wußte auch durch einige Sagen dem vorgeblichen Spuke erst rechten Grund zu geben. Man erzählte, an jener Stelle sei Jemand zu Tode "Gekettelt" (gekitzelt), ein Kesselflicker sei dort ermordet, es sei der Grabstein für einen Mann Namens "Kettel", und Anderes mehr. Jedenfalls dürfte wohl eine ungewöhnliche Todesart zur Setzung des "Kettelsteines" Veranlassung gegeben haben. Wir möchten "Kettelstein" und "Kettelstieg" in Verbindung bringen mit einem, muthmaßlich wenige Schritte von der Fundstelle des Steines im damaligen Flußbette der Gande vorhanden gewesenen Kessel, der angedeutet wird durch das noch jetzt an jener Stelle sehr abschüssige Terrain. Der "Kettelstieg" würde demnach ein Weg am Kessel der Gande entlang gewesen sein, und der "Kettelstein" möchte gesetzt sein unweit jener Stelle, wo wahrscheinlich Jemand seinen Tod in dem qu. Kessel gefunden haben dürfte.
   Der in Rede stehende Stein zeigt im Allgemeinen wohl die Form eines plattenartigen, aufrecht stehenden Grabsteines, wie sie auf älteren Kirchhöfen noch heute zu finden sind, und hat in dem kantig behauenen Obertheile von 1,12m Höhe und 0,70m Breite eine Dicke von 16cm, während der roh bearbeitete Fuß 21cm und darüber dick ist. Die eigentliche Platte, der übrigens eine Krönung fehlt und an der überhaupt die obere Partie wie auch die eine Breitfläche sehr beschädigt sind, trägt auf beiden Seiten - die Darstellungen auf der Ostseite sind wieder aufgefrischt - inmitten einer etwa 8cm breiten, wenig erhabenen, viereckigen rahmenartige Einfassung scheinbar eine gleiche Darstellung von 0,90m Höhe in erhabener Arbeit: Auf der Spitze eines gleichschenkligen, ziemlich rechtwinkligen Dreiecks mit einer, der Breite des Mittelraumes entsprechenden Basis (54cm) ein übereck stehendes kleines Quadrat, und auf diesem ein Kreuz von 54cm Länge und Breite, dessen vier Arme gleich lang, an der Kreuzungsstelle und am Ende 5 bis 7cm, in der Mitte dagegen bis zu 25cm breit sind, indem sie, anfangs von divergirenden und gegen das Ende von convergirenden Bogenlinien begrenzt, beiderseits den Ansatz von Nasen zeigen. Von einer Inschrift ist keine Spur da.
   Seit seiner, im Jahre 1863 bei Separationsarbeiten erfolgten Bloßlegung aus dem ihn umgebenden Lehmboden (die eine Hauptseite zeigte nach Osten, die andere nach Westen) hat der aus Kalkstein bestehende "Kettelstein" mancherlei Schicksale erlebt. Eine Anfrage nach seiner Bedeutung in den Tagesblättern ("Deutsche Reichszeitung" ec) gab zu Erörterungen und Auslassungen Veranlassung; u.A. ging auch eine humoristische Deutung ein, als deren Verfasser "dör bökannte Zwückauer" sich unterzeichnet hatte. Der Stein wurde von seinem alten Standorte entfernt und in der Nähe des Dechanei-Meierhofes geschafft; dort diente er manches Jahr als Brücke über einen Graben. Dann erwarb den Stein, um ihn den Besuchern der 15. Hauptversammlung des Harzvereins für Geschichte und Alterthumskunde zu Gandersheim im Jahre 1882 vorzuführen, auch weiteren Beschädigungen der auf im angebrachten Steinhauerarbeiten vorzubeugen und ihn, wenn möglich, seinem alten Standorte zurückzuführen, der um die Erforschung und Erhaltung von Gandersheims Alterthümern hochverdiente Cantor G.L. Brackebusch. Vier Jahre nach des Letzteren Tode, nähmlich Anfang September 1893, ist dieser Wunsch in Erfüllung gegangen, dank der Zuvorkommenheit der betheiligten Behörden, und der "Kettelstein" ist, eingefügt in einen mächtigen, ihm als Unterlage dienenden Quader, mit seinen Hauptseiten nach Osten und Westen zeigend, auf Veranlassung des Kreisbau-Inspectors Scholvin in Gandersheim wieder am Kettelstiege unweit seines einstigen Standortes aufgerichtet worden. (Brackebusch 1896)

Sage: 1. Der Stein wird Kettelstein genannt, da jemand zu Tode gekitzelt wurde.
2. Ein Kesselflicker sei ermordet worden.
3. Grabstein eines Mannes namens Kettel.

Quellen und Literatur:
Brackenbusch, Dr. F. - Aeltere Grenz- und Denksteine im Herzogthum Braunschweig, in: Braunschweigisches Magazin, Zweiter Band, Jahrgang Braunschweig 1896, S.45-46, Nr.3
Steinacker, Karl - Die Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Gandersheim, (Die Bau- und Kunstdenkmäler des Herzogtums Braunschweig, Band V), Wolfenbüttel 1910, S.228
Müller / Baumann - Kreuzsteine und Steinkreuze in Niedersachsen, Bremen und Hamburg, 1988, Nr.4126.4
recherchiert und bebildert von Hartmut Blaszczyk, Einbeck (Foto vom 17.03.1996)



Bad Gandersheim (II)


Abbildung bei
Müller / Baumann
(1988)

GPS: N 51° 52,275', O 10° 1,194'

Standort: In der Friedhofsmauer von St.Georg aussen.

Größe / Material: 41,5:32:? / Kalkstein

Geschichte: Nach Brackebusch (1896) muß der Kreuzstein sich schon vor 1891 in der Friedhofsmauer von St. Georg befunden haben.
Auf dem kleinen Denkmal ist erhaben ein lateinisches Kreuz, dessen sehr kurzes Kopfteil lediglich 5cm hoch ist. So breit sind etwa auch die Kreuzarme. Der Schaft des Kreuzes steht rechts neben der Symmetrieachse des Steines. Vermutlich sind die rechte Seite sowie das Kopfstück und die linke Ecke des Steines abgeschlagen worden. Bei diesem Denkmal wird es sich wie beim Denkmal Nr.4126.7 vermutlich nicht um ein Flurdenkmal, sondern um einen Grabstein handeln. (Müller / Baumann 1988)

   Ein einfaches, erhaben ausgehauenes Kreuz von 0,41m Höhe und 0,25m Breite zeigt ein anderer, schon früher in diese Kirchhofsmauer eingesetzter Kalkstein. (Brackebusch 1896)

Sage:

Quellen und Literatur:
Brackenbusch, Dr. F. - Aeltere Grenz- und Denksteine im Herzogthum Braunschweig, in: Braunschweigisches Magazin, Zweiter Band, Jahrgang Braunschweig 1896, S.45
Steinacker, Karl - Die Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Gandersheim, (Die Bau- und Kunstdenkmäler des Herzogtums Braunschweig, Band V), Wolfenbüttel 1910, S.228
Müller / Baumann - Kreuzsteine und Steinkreuze in Niedersachsen, Bremen und Hamburg, 1988, Nr.4126.6
recherchiert und bebildert von Hartmut Blaszczyk, Einbeck (Foto vom 17.03.1996)



Bad Gandersheim (III)


Abbildung bei
Müller / Baumann
(1988)
um 180° gedreht

GPS: N 51° 52,275', O 10° 1,177'

Standort: In der Friedhofsmauer von St.Georg aussen eingemauert.

Größe / Material: 53:40:? / Kalkstein

Geschichte:

In die Mauer des Friedhofes der St.-Georgs-Kirche wurde 1891 der Scheibenkreuzstein eingelassen. Man hatte ihn in der Erde an der Mauer gefunden, als die Mauer repariert wurde. Auf einer nur gering vertieften Scheibe steht erhaben ein gleicharmiges Kreuz, dessen Arme sich zu ihren Enden hin leicht verbreitern. Die Enden der Arme sind eingekehlt. Das Kreuzungsfeld wird durch eine 6,5cm große Scheibe gebildet. Vermutlich wurde der Stein mit dem Kopfteil nach unten in die Mauer eingelassen. Es ist fraglich, ob es sich bei diesem Kleindenkmal um ein Flurdenkmal handelt. Wahrscheinlicher ist, daß es ein Scheibenkreuz-Grabstein ist. (Müller / Baumann 1988)

   Weiter berichtet Brakebusch a.a.O. über einen in der Friedhofsmauer der St. Georgskirche vor Gandersheim im Jahre 1891 eingefügten Kreuzstein (Nr.191), der dort ausgegraben sei; er zeigt ein einfaches, gleicharmiges Kreuz in vertieft ausgehauenem Kreise von 35cm Durchmesser. (Hoffmann 1935)

   1. In die hohe Mauer, welche den die St. Georgskirche vor Gandersheim umgebenden Friedhof im Süden begrenzt, wurde im Jahre 1891 ein Kreuzstein eingefügt, welchen man damals bei Reparaturarbeiten an der fraglichen Mauer im anliegenden Erdboden aufgefunden hatte. Dieser Stein, ein viereckig behauener Kalkstein von 0,51m Länge und 0,40m Breite, zeigt in einer vertieft ausgehauenen Kreisfläche von 0,35m Durchmesser ein erhabenes einfaches gleicharmiges Kreuz, dessen Arme, am Grunde etwa 4 bis 5cm breit, nach den Enden zu sich allmählich auf ungefähr 8cm verbreitern; in der Mitte, also an der Kreuzungsstelle der vier Arme, ist das Kreuz kreisförmig erhöht, und zwar um etwa 5mm. (Brackebusch 1896)

Sage:

Quellen und Literatur:
Brackenbusch, Dr. F. - Aeltere Grenz- und Denksteine im Herzogthum Braunschweig, in: Braunschweigisches Magazin, Zweiter Band, Jahrgang Braunschweig 1896, S.45
Steinacker, Karl - Die Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Gandersheim, (Die Bau- und Kunstdenkmäler des Herzogtums Braunschweig, Band V), Wolfenbüttel 1910, S.228
Hoffmann, Adolf - Die mittelalterlichen Steinkreuze, Kreuz- und Denksteine in Niedersachsen, 1935, S.9,48
Müller / Baumann - Kreuzsteine und Steinkreuze in Niedersachsen, Bremen und Hamburg, 1988, Nr.4126.7
recherchiert und bebildert von Hartmut Blaszczyk, Einbeck (Foto vom 17.03.1996)


Sühnekreuze & Mordsteine