Ratzeburg


Blick zum Standort

seitliche Ansicht

Erläuterungstafel

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Standort: Einige hundert Meter vom Dom entfernt, an der Kreuzung Domhof / Schmiedestraße - Kleine Kreuzstraße.

Größe / Material:

Geschichte: Auf der Erläuterungstafel neben dem Stein ist zu lesen:
Heinrichstein. Aufgestellt nach 1163 zum Gedenken an Heinrich von Bodewide, den ersten Grafen von Ratzeburg. Inschrift:
In Zeiten König Konrads und
Herzog Heinrichs von Sachsen
kam Graf Heinrich nach Ratzeburg
und gab dort als erster dem Christentum
eine feste Grundlage.
Seine Seele ruhe in Frieden. Amen.

Hintergrund:
Erzbischof Adalbert von Bremen gliedert um 1060 die Bistümer Ratzeburg und Mecklenburg (später verlegt nach Schwerin) aus dem Bistum Oldenburg/Holstein (später verlegt nach Lübeck) aus. Aber schon 1066 fallen diese einem blutigen Aufstand der Wenden zum Opfer, der in der Steinigung des Ansverus gipfelte.
1142: Heinrich der Löwe richtet auf dem Siedlungsgebiet der Polaben die Grafschaft Ratzeburg ein, die den Nordteil des heutigen Kreises Herzogtum Lauenburg und Teile des westlichen Mecklenburgs umfasst. Er belehnt Heinrich von Badewide mit der Grafschaft. Beginn der deutschen Kolonisation.
Erzbischof Hartwig I. von Bremen will um 1150 die seit 1066 vakanten Bistümer wieder besetzen, gerät darüber aber in Konflikt mit dem Landesherrn, dem Welfenherzog Heinrich dem Löwen. Allein dieser kann den Bistümern die notwendige wirtschaftliche Grundlage geben und beansprucht darum das Recht zur Einsetzung der Bischöfe (Investitur) in seinem Herrschaftsgebiet für sich. Der Streit wird 1154 auf dem Reichstag zu Goslar entschieden: König Friedrich I. Barbarossa überträgt sein königliches Investiturrecht für die nordelbingischen Bistümer seinem Vetter Heinrich den Löwen. Dieser setzt 1154 den Propst des Prämonstratenserstifts Unser Lieben Frauen in Magdeburg, Evermod, zum Bischof von Ratzeburg ein.
1160 unterstellt Erzbischof Hartwig I. mit Zustimmung Heinrich des Löwen das Bistum Ratzeburg der Metropolitangewalt der Hamburger Kirche. Der Ratzeburger Dom entsteht ab 1170.
Die Vogteirechte über das Bistum gelangen nach dem Aussterben der Grafen von Ratzeburg über Umwege an Sachsen und schließlich durch Kauf an den Bischof selbst, der sie nicht mehr als Erblehen vergab. Ab 1230 waren die Bischöfe auch Reichsfürsten des Fürstbistums. Dieses wurde 1500 Teil des Niedersächsischen Reichskreises. (Wikipedia)

Der Graf-Heinrich-Stein in Wittenburg wird mit dem Tod des Heinrich von Bodewide († 1164) in Verbingung gebracht, aber ebenso auch mit dem Ende eines Heinrich von Ratzeburg.

[...] Auf der Bischofsinsel in Ratzeburg befindet sich ein zweiter Heinrichstein. Die Übersetzung seiner lateinischen Inschrift lautet: "Zu den Zeiten König Konrads (Konrad III. 1138-1152) und des Sachsenherzogs Heinrich (Heinrich der Löwe 1142-1195) kam Graf Heinrich von Ratzeburg und begründete dort als erster das Christentum". (Die Zeitangaben in Klammern befinden sich nicht auf dem Stein).
Ein Schriftvergleich beider Steine läßt die Vermutung zu, daß sie von einer Hand stammen könnten, und sie gehören wohl auch in dieselbe Zeit.
Der Ratzeburger Stein ist jedoch kein Sühnestein, sondern ist dem Gedächtnis des Grafen Heinrich von Badwide gewidmet. Er kam aus dem Lüneburgischen und begründete das Grafenhaus Ratzeburg. Als Vasall Heinrich des Löwen erhielt er von seinem Territorialherrn das Polabenland bis zur Sude, ausgenommen das Territorium Boizenburg/E. Graf Heinrich von Badwide ist um 1164 unter unbekannten Todesumständen verstorben. Bisher sind Urkunden hierüber unbekannt und so bleibt es vorerst noch zweifelhaft, ob ihm oder einem anderen Grafen Heinrich dieser Sühnestein gesetzt wurde. Bei einem Vergleich mit dem Ratzeburger Stein ergibt sich die Vermutung, daß der Waschower Stein frühestens um 1170 gesetzt wurde. (Iggensen 1972)

Sage:

Quellen und Literatur:
Ritter, J. - Der Lange=Stein bei Wittenburg, in: Jahrbuch des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde, Band 10, 1845, S.197-198
Iggensen, Jochen - Steinkreuze im Kreise Hagenow, in: Deutscher Kulturbund. Bezirksleitung Schwerin. Kommission Natur und Heimat. Informationen des Bezirksarbeitskreises für Ur- und Frühgeschichte Schwerin, Nr.12, April 1972, S.39-42
Stutz, Benno - Ratzeburger Land. Mecklenburgs ungewöhnlicher Landesteil zwischen Wismar und Lübeck, Neuer Hochschulschriften Verlag, Rostock, 2.Auflage 1997, S.44
Wikipedia
aktuelle Aufnahmen von Ingo Laabs, Kiel (Fotos von März 2009)


Sühnekreuze & Mordsteine