Deutschland Hessen Werra-Meißner-Kreis

Eschwege


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Detail Inschrift

PLZ: 37269

GPS:

Standort: Am Wanderweg vom Hof Friedrichsruch zum Gipfel des Lotzenkopfes. Etwa 100m westlich des befestigten Waldweges hangaufwärts auf dem Kamm zwischen zwei Hohlwegen stehend. Das Gelände ist durch viele historische und tiefe Hohlwege zerklüftet.

Größe / Material: 85:62:20 / Sandstein

Geschichte: Benennung: "Schneiderstein". Steinkreuz mit zahlreichen historischen Abschlägen am Kopf und an den Armen. Auf der nordexponierten Seite sind Reste einer textlichen Einritzung zu sehen. Die Buchstaben NEU sind noch lesbar. Laut Riebeling (1977) wurde der Name "Neubau(e)r" nach 1952 in das Kreuz geritzt. Er gibt eine Höhe von 106cm an. Demnach wäre das Steinkreuz in den letzten 30 Jahren um 20cm eingesunken.
Die sagenhafte Überlieferung wird durch die Erwähnung des Steinkreuzes in einer Grenzbeschreibung von 1519 widerlegt. Glaubt man der Sage, dann wäre es 77 Jahre vor der Hinrichtung des Raubmörders einem seiner Opfer gesetzt worden.

Am Wanderweg vom Hof Friedrichsruh zum Gipfel des Lotzenkopfes (Distrikt 162). Der sog. Schneiderstein hat einen gebogenen keilförmigen Stamm; Arme und Kopf sind gerundet und haben leichte Malteserform. Auf einer Seite ist im Kreuzungsfeld ein scherenartiges Gebilde eingetieft. Ein bärtiges Manneshaupt auf dem Kopf des Kreuzes sehen zu wollen, ist sehr phantasievoll.
Eine urkundliche Erwähnung in einer Grenzbeschreibung stammt aus 1519. Der Name Neubau(e)r ist nach 1952 hineingekratzt worden. (Riebeling 1977)

Sage: Das Kreuz soll einem Opfer eines 56fachen Raubmörders aus derZeit des 16.Jahrhunderts gesetzt worden sein. Der Raubmörder - in Netra geboren und von Beruf Schneider - wurde der "schwarze Schneider" und auch der "schöne Wilhelm" genannt. Nach alten Überlieferungen hieß er Bartel Lindemann oder auch Barthold Langenfeld. Vermutlich wechselte er seinen Namen oft, um den vielen Verfolgungen zu entgehen.
Außer den Mordtaten wurden ihm noch zahlreiche Diebstähle und Räubereien zur Last gelegt.
Am 12.12.1596 wurde er verhaftet und nach Eschwege in das Gefängnis eingeliefert. Nach vollzogenem Urteilsspruch peinigte man ihn auf dem dortigen Markt öffentlich mit glühenden Zangen. Danach wurde er gevierteilt. Die einzelnen Körperteile wurden an den vier Haupttoren der Stadt Eschwege zur Abschreckung an Pfählen aufgehängt. Aus Reichensachsen ist überliefert, daß derschwarze Schneider u.a. an dem unterhalb des Steines vorbeiführenden Pfad, der von Netra nach Eschwege zieht, an Markttagen sein Unwesen trieb. Dort soll er sich lahm und hilflos gestellt und die vom Markt heimkommenden Frauen, die sich seiner annehmen wollten, erwürgt und beraubt haben. (Mitt. Chr. Hettehausen). (Riebeling 1977)

Quellen und Literatur:
Riebeling, Heinrich - Steinkreuze und Kreuzsteine in Hessen, 1977, Nr.4826.3
Saalfeld, Karlfritz - Kleindenkmäler im Werra-Meißner-Kreis, in: Schriften des Werratalvereins Witzenhausen. Heft 28, Witzenhausen 1995, S.71, Nr.0303.04
recherchiert und bebildert von Martin Wittwar, Hermannrode (Fotos vom 21.03.2009)


Sühnekreuze & Mordsteine