Deutschland Hessen Lkr. Marburg-Biedenkopf

Allna / OT von Weimar


Blick zum Standort

Abbildung bei
Niemeyer / Azzola
(1969)

PLZ: 35096

GPS: N 50° 46,383', O 8° 40,348'

Standort: Im Allna, "Vor dem Berg 8", vor der Westseite des Bürgerhauses, wo es 1992 aufgestellt wurde.

Größe / Material: 49:79:25 / roter Sandstein

Geschichte: Das Kreuz stand ursprünglich an der Straße Allna - Hermershausen, musste hier jedoch der Straßenbegradigung weichen und galt zunächst als ahhanden gekommen (Riebeling 1988). Der verstümmelte Kopf, Arme und der Schaft, der nur wenig über dem Erdreich sichtbar ist, weisen starke Fasen auf. Der rechte Arm ist durch Abschläge verkürzt, der Fuß offenbar abgebrochen, so daß der größte Teil des Schaftes eingegraben werden musste.

Sage: 1. Bezogen auf den alten Standort: Auf dem Heimweg von einer Allnaer Kirmes wären zwei Hermertshäuser Burschen in Streit geraten; sie hätten sich da, wo das Steinkreuz heute noch steht, totgeschlagen und wären dort auch begraben.
2. Auf dem früher schmalen Weg wären zwei Fuhrleute einander begegnet. Da keiner dem anderen habe ausweichen wollen, wären sie in Streit geraten und dabei sei einer an der Stelle erschlagen worden.(Riebeling 1977)

   Links der Straße Hermershausen-Allna steht der Abzweigung nach Weiershausen bzw. dem Kilometerstein 1,9 schräg gegenüber ein offenbar verstümmeltes Steinkreuz, das bereits Friedrich Küch zeichnerisch wiedergibt. Nach unseren Beobachtungen ist es nicht tief in den Boden eingesunken, sondern ihm scheint der Fuß zu fehlen, weshalb der bearbeitete Schaft die Funktion des Fußes übernehmen mußte. Aus diesem Grund dürfte der Stein so tief im Boden sitzen.
   Zum Ursprung dieses Steinkreuzes konnten wir zwei verschiedene Berichte ermitteln:
   1. Die Errichtung des Steinkreuzes hinge mit einem Totschlag anläßlich einer Kirmes In Allna zusammen. Der Kirmesplatz des Dorfes Allna habe sich einst vor dem Dorf befunden, wo die von Hermershausen kommende Straße den Bach, die Allna, überquert. Auf dem Heimweg von einer Allnaer Kirmes wären zwei Hermershäuser Burschen in Streit geraten; sie hätten sich da, wo das Steinkreuz noch heute steht, totgeschlagen und wären dort auch begraben.
   2. Auf dem früher schmalen Weg von Hermershausen nach Allna wären zwei Fuhrleute einander begegnet. Da keiner dem anderen habe ausweichen wollen, wären sie in Streit geraten und dabei sei einer an der Stelle erschlagen worden.
   Da der Bericht 2 mit der Erzählung übereinstimmt, die sich auf das "Schnabels-Kreuz" bei Fronhausen / Lahn verbindet (Entfernung nur 9km Luftlinie!), dürfte hier eine Übertragung vorliegen. Es ist deshalb Bericht 1 wahrscheinlicher. Unabhängig davon darf man das Denkmal als Sühnekreuz des ausgehenden 14. bzw. des 15.Jahrhunderts ansehen. Zweifelhaft erscheint die Mitteilung, der oder die Erschlagenen wären unter dem kreuz begraben. Leider läßt sich dies nicht mehr nachprüfen, da das Steinkreuz heute sicherlich nicht genau an seinem ursprünglichen Ort steht. (Niemeyer / Azzola 1969)

Quellen und Literatur:
Niemeyer, Wilhelm / Azzola, Friedrich Karl - Die alten Steinkreuze im Stadt- und Landkreis Marburg, in: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, Band 80, 1969, S.48-49
Riebeling, Heinrich - Steinkreuze und Kreuzsteine in Hessen, 1977, S.114-115, Ziff.5218.1
Riebeling, Heinrich - Historische Rechtsmale in Hessen, 1988, im Anhang: Ergänzungen zu "Steinkreuze u. Kreuzsteine in. Hessen", S.XIII, Nr.5218.1
gemeinde-weimar.de
Recherche und Foto von Volker Rumpf, Ebsdorfergrund (Fotos von Mai 2009)


Sühnekreuze & Mordsteine