Deutschland Baden-Württemberg Lkr. Heilbronn

Willsbach / OT von Obersulm


Detail Plakette

PLZ: 74182

GPS: N 49° 8,097', O 9° 21,810'

Standort: B39 Abzweigung Recyclinghof. Fahren bis zum Aussiedlerhof am Mühlrain. Ca. 50m nach dem Hof neben dem Radweg. Infotafel und Ruhebank vorhanden.

Größe / Material: rötlicher Sandstein (Nachbildung)

Geschichte: Es ist davon auszugehen, dass das jetzige Kreuz eine Nachbildung bzw. ein Ersatz ist. Losch schreibt 1981: "Ein Arm ist aus dem Stamm gebrochen. Die erhaltenen Balken sind durch Beschädigung und Verwitterung gerundet. - Das Kreuz steckt tief im Boden". Leider liegt seiner Beschreibung kein Bild bei. Auch in der Beschreibung des Lesebogen Weinsberger Tal (1963) spricht man von "einem traurigen Rest". Die Erneuerung müßte nach 1988 geschehen sein, weil Losch auch in senem Nachtrag aus diesem Jahre nichts über Willsbach schreibt.
Am Steinkreuz wurde eine moderne Plakette angebracht mit folgendem Text:
IM STREIT UM FELDESGRENZE
BEI ERNTENOT
ZWEI SCHNITTERINNEN
SICHELTEN SICH TOT
UM 1400
Das ganze wurde mit einer netten Hinweistafel und einer Ruhebank vom Schwäbischen Albverein Ortsgruppe Willsbach aufgestellt.

Am Kreuzweg in Willsbach, gegenüber dem Aussiedlerhof am Mühlrain, sieht man noch den traurigen Rest eines Sühnekreuzes aus dem Mittelalter. Einige Leute berichten, früher habe man dort an Weihnachten immer ein großes Feuer leuchten sehen. Das Kreuz soll als Erinnerung an eine schreckliche Tat aufgestellt worden sein. Und so hat sie sich der Überlieferung nach zugetragen: Es war eine böse Zeit. Mißwuchs und Unwetter ließen im Dorf eine kleine Ernte erwarten. Mit großer Sorge sahen besonders die armen Tagelöhner und Witwen dem Winter entgegen. Da waren auch zwei Frauen. Ihre Männer waren tot. Jede hatte eine große Kinderschar und ihre Äckerlein am Mühlrain waren klein. Als nun die Ernte kam, eilten die beiden Mütter frühmorgens nach der Erntebetstunde hinaus, um den Segen auf ihrem Felde zu sicheln. Ihre Äcker lagen nebeneinamder. Mit scharfen Augen wachte jede darüber, daß keine über die Furche hinaussichelte. Wie groß aber war die Versuchung, denn sie dachten an den langen Winter und die hungrigen Kinder. Zunächst vertrugen sie sich an der Grenze und teilten redlich die Halme. Aber die Sonne stieg immer höher. Die Schnitterinnen wurden hungrig und durstig. Die müden Glieder weckten den Unmut. Bald begegnete man sich mit bösen Blicken, dann folgten leise Vorwürfe. Es gab Streit wegen einiger Halme. Böse Worte flogen herüber und hinüber. Man drohte einander mit den Sicheln. Und wie es halt im Zorn zuletzt geht, sprangen die beiden Frauen, die scharfen Sicheln schwingend, aufeinander los und verletzten sich schwer. Das Blut spritzte aus den Wunden am Hals. Wohl sprangen die Leute von den Äckern herbei, aber es war zu spät. Hilflos mußten sie zusehen, wie die beiden Frauen verbluteten. Wohl versöhnten sie sich noch im Todeskampf und baten die Umstehenden, daß man sich ihrer Kinder annehme. Doch dann blieben ihre Kinder als trauernde Waisen zurück. Großer Schrecken erfüllte das Dorf. Zur ewigen Mahnung wurde auf dem Platz ein Sühnekreuz errichtet. Der Landwirt Hermann Horn grub im Jahr 1899 im Auftrag der Gartenbesitzerin Fromm unter dem Kreuz ein 2m tiefes Loch. Er fand weder Knochen noch andere Beigaben. Allerdings widerlegte das nicht den möglichen Wahrheitsgehalt dieser Sage. Die Frauen könnten auf dem örtlichen Friedhof begraben liegen, die Tat aber an eben jenem Platz sich ereignet haben. (Lesebogen Weinsberger Tal 1963)

Sage: Zwei Frauen sollen in Streit geraten sein und sich mit ihren Sicheln gegenseitig erschlagen haben.

Quellen und Literatur:
Lesebogen Weinsberger Tal 1963, S.29 und Konferenzaufsätze (Lehrgehilfe Walker , Willsbach) 1900, S.20
nach persönlichen Unterlagen von H.Haase, Willsbach
Losch, Bernhard - Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981
recherchiert und bebildert von Eberhard Reitmaier, Lehrensteinsfeld


Sühnekreuze & Mordsteine