Deutschland
Baden-Württemberg
Lkr. Esslingen
Weilheim an der Teck
PLZ:
73235
GPS:
N 48° 36.911', O 9° 32.145'
Standort:
"Obere Rainstraße 5", Ecke "Keplerstraße", in einer eigens präparierten Mauernische.
Größe / Material:
124:61:? / Heller Sandstein
Geschichte:
Zunächst stellte der Mittelalterarchäologe und Bauforscher Tilmann Marstaller
seine Zuhörer vor dasselbe Rätsel, vor dem er 1998 stand, als bei Renovierungsarbeiten am Weilheimer Gebäude Obere Rainstraße 5, Ecke Keplerstraße, ein Steinkreuz
zum Vorschein gekommen war, das direkt mit dem Mauerwerk verbunden ist: "Das war eine höchst eigentümliche Entdeckung, das Kreuz taucht unvermittelt in der
Hauswand auf." Außerdem gebe es in der Mauer "besser gearbeitete Eckquader" und noch "weitere merkwürdige Details" vor allem die Steine am Fuß des Kreuzes,
die sich nicht in einer Flucht mit der übrigen Mauer befinden.
Das Kreuz habe dieselbe Form wie das in Dettingen beim Käppele. Bei dieser Form handle es
sich um ein spätmittelalterliches Feldkreuz. Auch das Weilheimer Steinkreuz, das sich inzwischen in einer eigens präparierten Mauernische präsentiert, "scheint
eine Zeit lang frei gestanden zu haben". Das hat Tilmann Marstaller zum einen an den Abnutzungsspuren erkannt, zum anderen an den Bodensteinen, die den
Bereich der Kreuzfundamente abdecken und unter dem Mauerwerk hervorstehen. [...]
[...] "Eitel von Wernau zu Weilheim" starb 1459. Er hatte vier Töchter und fünf Söhne: Eitel, Deutschordensritter, gestorben nach 1473; Dr. Caspar von Wernau,
1475 in Weilheim erschlagen; Wilhelm, gestorben 1497, Ritter und Hofmeister der Barbara von Mantua; Friedrich, gestorben 1478, der seinen Bruder Caspar getötet
haben soll, sowie Ludwig, gestorben 1498, Edelknecht und Stammvater der Herren von Wernau in Pfauhausen.
In der zeitgenössischen "Wernauer Chronik" des Valentin Salomon von Fulda fand Rolf Götz zwei Hinweise auf den Brudermord im Jahre 1475. In Reimen werden
die fünf Söhne Eitels beschrieben. Dabei heißt es über den "Doctor Casperr": "Derselbig Herr umbkommen ist / Von eynem Bruder wolbewist". Über den vierten
"Friderich" reimt der Schreiber dann Folgendes: "Wie man vermeynt, vom selben wirt / Vmbbracht der Doctor erstgemelt".
Der dazugehörige Prosatext ist ausführlicher, verweigert aber ebenfalls eine ganz eindeutige Schuldzuweisung: "Anno 1475, uff Sanct Johanns Baptista, haben
die vier Brüder vonn Wernnaw [der Deutschordensritter Eitel war wohl bereits gestorben] zu Weilheym Sanct Johanns Tag gehaltten, aber übel ausgangen, dann
sie ohneyns miteynander worden, der Güeter Erbschafft unnd anderer Aufhebung halben, dann der Doctor lang nicht bei inen gewesen, sonder seinem Studio
nachzogen, dessen er sich vileicht überhaben oder sonst Haushaltungs halben eyn Vertruss bekhommen, letzlich dahin gerathen, das er, Doctor Caspar von
Wernnaw, zu Thod geschlagen unnd entleibt worden, darnach genn Erbach gefürt unnd begraben worden [...]. Diese Geschicht war wol eygentlich zu beschreiben,
aber es had all sach nit mögen erfaren werden, wie wol die Vermutung unnd Anzeygung sich sehen lesst, alllß ob Friderich sein Bruder der Theter gewest sei".
Wann genau das Sühnekreuz errichtet wurde, konnte Rolf Götz nicht herausfinden. Auch ist nicht ganz klar, wann die dazugehörige Kapelle entstand. Dafür
berichtete der Historiker, dass die verbleibenden Brüder Wilhelm und Ludwig sowie ihr Neffe Eitel, der Sohn Friedrichs, 1488 "für ihre ,Altvorderen' und den
erschlagenen Dr. Caspar von Wernau eine ewige Messe auf den Marienaltar der Marienkapelle in Weilheim außerhalb der Mauern der Stadt" stifteten. Im Lagerbuch
von 1513 ist Rolf Götz auf Äcker "by des doctors capell" und "an unser lieben frawen cappell am hag" sowie auf einen Garten "by unßer lieben frawen capell haist
die baind" gestoßen. 1539 wurde die Kapelle größtenteils abgebrochen und die Steine zum Bau der Landesfestung "geen Kirchen [nach Kirchheim] gefiert". Aber
noch für 1553 weist Götz die Bezeichnung "Wernauer Kapelle" nach. Von Tilmann Marstaller wiederum stammt die Spekulation, dass der Name "Keplerstraße" an die
ehemalige Kapelle erinnern könnte und dass dann die Bezeichnung "Käppele" in Dettingen gleichen Ursprungs sein dürfte. (Der Teckbote 2005)
Sage:
Quellen und Literatur:
• Brüder stifteten Sühnekreuz für den erschlagenen Dr. Caspar von Wernau, in: Der Teckbote vom 02.12.2005
• recherchiert und bebildert von Bernd Eichenauer, Stuttgart