Deutschland Baden-Württemberg Lkr. Biberach

Riedlingen (I)


Abbildung bei
Ernst (1934)

PLZ: 88499

GPS:

Standort: Rechts an der B 312 Richtung Daugendorf, auf einem Hügel bei einer Linde.

Größe / Material: 50:50:37 / Kalktuffstein

Geschichte: Benennung: "Schwedenkreuz" / "Römerkreuz". Kopf und rechter Arm fehlen, linkes Armende beschädigt. Form: Schaft breit angesetzt und verbreitert. Datierung: ca. 15./16.Jh. Evtl. Sühnekreuz von 1534:
Georg Ungemuth von Daugendorf (Gemeinde Riedlingen) schloß 1534 mit der Witwe des Mathias Strang, den er umgebracht hatte, folgenden Sühnevertrag. Der Täter durfte nicht mehr in Daugendorf wohnen; er hatte sechs Messen lesen zu lassen, bei welchen er öffentlich zum Opfer gehen mußte mit einer einpfündigen angezündeten Kerze in Begleitung von sechs weiteren Personen mit angezündeten Kerzen, außerdem mußte er sechs Pfund Kerzen an die Hinterbliebenen spenden. Nach den Messen mußte der Täter am Grab niederknien, beten und Brot an die Armen austeilen. Am Tatort mußte er ein fünf Schuh hohes steinernes Kreuz aufrichten. Der Witwe und den Kindern mußte er 50 Gulden bezahlen. Nach Erfüllung der Auflagen sollte der Totschlag in ewige Vergessenheit gestellt werden. (Losch 1981)

   1km östlich von Riedlingen, an der Straße Riedlingen - Daugendorf auf einer Anhöhe zwischen dieser Straße und einem Feldweg ein Kreuz aus Süßwasserkalk, stark verwittert, viereckig gehauen, rechter Querbalken fehlt; 0,60m hoch, stark in den Boden versunken, so daß die ganze Höhe etwa 1,35m beträgt, 0,50m breit, 0,36m stark. Sage: Schwedenkreuz. Möglicherweise bezieht sich eine Notiz des Chronisten P. Sulger "Annales imp. Monast. Zwiefaltensis" 1698 über einen Sühnevertrag vom Jahre 1534 auf dieses Kreuz. Der Sühnevertrag ist geschlossen zwischen Georg Ungemut von Daugendorf bei Riedlingen und der Witwe des Mathias Strang, den Ungemut getötet hatte. Nach dem Vertrag hatte Ungemut der Witwe wegen des Totschlags durch den unsterblichen Gott abzubitten, er durfte fortab nicht mehr in Daugendorf wohnhaft sein und hatte mit dem Abt von Zwiefalten wegen des Totschlags übereinzukommen, ferner 6 heilige Messen lesen zu lassen, bei welchen er öffentlich zum Opfer gehen mußte mit einer pfündigen, angezündeten Kerze, auch mußte er 6 Personen bestellen, welche mit angezündeten Kerzen auf dem Altar opferten, ferner hatte er 6 Pfund Kerzen den Verwandten des Erschlagenen zum Seelenheil des Verstorbenen zu geben. Nach den Messen mußte der Täter am Grabe des Entleibten niederknieen, für ihn beten und 15 Groschen Brot für die arme Seele des Getöteten den Armen austeilen, endlich mußte er an den Ort, wo der Totschlag geschehen, ein 5 Schuh hohes steinernes Kreuz aufrichten und der Witwe und den Kindern 50 Gulden bezahlen; wenn das alles geschehen sei, dann soll der Totschlag in eine ewige Vergessenheit gestellt werden. (Mitteilung von Pfarrer Selig in Aigendorf). (Ernst 1934)

   Ca. 1km nordöstlich von der Stadt Riedlingen an der Straße von Daugendorf, auf einer Anhöhe zwischen Straße und Feldweg, 3m von einer alten, auf dem viereckigen, wohl künstlich errichteten Hügel (Grabhügel?) stehenden Linde, an einem der schönsten Aussichtspunkte über dem nahen Donautal, zwischen Bussen und dem Teutschbuch nach Osten orientiert, steht ein zweiter Kreuzstein, oft nicht mehr als solcher erkannt. Süßwasserkalkstein vom nahen Teutschbruch, roh viereckig behauen ist er vorn 0,60m hoch über dem Boden, hinten 0,50m, unter dem Boden 0,75m, ausgegraben, im ganzen 1,35m hoch; Breite (ohne den abgeschlagenen rechten Arm) 0,40m, Dicke 0,36m. Nach unten verengert er sich von 0,40 bis zu 0,31m Breite. Zeichen fehlen vollständig in dem stark verwitterten, mit vielen Rillen und Löchern, Auswaschungen versehenen uralten Steinkreuz; verwitterte Bruchstücke fanden sich im Boden, sowie glasierte Ziegelsteinstücke bei den Wurzeln der Linde. Die Sage geht, wie es bei vielen Denkmälern dieser Art, es sei ein Schwedenkreuz", unter dem Soldaten begraben seien, auch Erinnerung an geschichtlich bezeugte Gewalttätigkeiten zwischen Riedlingern und Untertanen von Stift Zwiefalten lebt noch fort. (Nägele 1913)

Sage: "Schwedenkreuz", unter dem Soldaten begraben sein sollen.

Quellen und Literatur:
Nägele, Anton - Über Kreuzsteine in Württemberg und ihre Bedeutung, in: Württemberisches Jahrbuch für Statistik 1913, S.382b, 404a-b
Ernst, Max - Alte Steinkreuze in der Umgebung Ulms, in: Mitteilungen des Vereins für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben, Heft 29, 1934, S.42-43, Nr.105
Losch, Bernhard - Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981, S.315
recherchiert und bebildert von Thomas Schnepf, Reutlingen



Riedlingen (II)


Abbildung bei
Losch (1981)

Abbildung bei
Ernst (1934)

Abbildung bei
Nägele (1913)

GPS:

Standort: Am Kreisverkehr in der Innenstadt.

Größe / Material: 135:105:32-35 / Kalktuff

Geschichte: Benennung: "Schwedenkreuz". Im Nordwesten der Stadt an der Kreuzung der Straßen nach Altheim und Grüningen, Gammertinger Straße 33. Am Schaftansatz repariert. Form: Schaft setzt breit an und verbreitert sich stark. Armunterseiten nach außen leicht angehoben; verschieden hoch angesetzt. Querbalkenlänge betont. Tiefenmaß nimmt nach unten zu. Datierung: ca. 16.Jh. (Losch 1981)

   Am nordwestlichen Stadtende von Riedlingen bei der Gönner'schen Fabrik an der Kreuzung der Straßen Altheim - Grüningen mit einem Feldweg, der die Altheimer und Grüningerstraße mit der Straße nach Daugendorf verbindet, ein Kreuz aus Süßwasserkalk, wahrscheinlich aus dem nahen Steinbruch von Langenenslingen, das jetzt an ein eisernes Oeschkreuz angelehnt ist, gut erhalten, 1,15m hoch, 1,02m breit, 0,32m stark; das Kreuz ist ziemlich durchlöchert, massig und gedrungen, ohne Inschriften und Sagen. (Ernst 1934)

   Unmittelbar am Nordende der Stadt an der Kreuzung dreier Straßen nach Altheim, Grüningen und Riedlingen und des Feldwegs, der die Altheimer- und Grüningerstraße mit der Daugendorfer verbindet, fand ich das oben abgebildete steinerne Kreuz, neben einem der vier Öschkreuze aus Holz, angelehnt an die Böschung des Grabens, wohl durch spätere Anlegung eines Grabens ehedem vollständig verdeckt und neuestens wieder durch Aufschüttungen am Neubau der Gönnerschen Fabrik fast begraben. Es ist oben durchaus rechtwinklig geformt, unter der Kreuzung sehr massig und gedrungen. Zeichen und Inschrift fehlt. Ganz ausgegraben ist es 2m hoch (Kopfstück nur 0,31 und Querarm 0,30), bis jetzt das höchste aller derartigen Sühnekreuze in und außer Württemberg. Die Breite beträgt 0,82 in der Kreuzung, oberste 0,28, ober der Kreuzung 0,30, unterhalb 0,40, unterste 0,80m; Dicke 0,31m. Tradition scheint durch lange Verborgenheit erloschen. Material ist gut behauener Süßwasserkalkstein, wie er nur aus dem Steinbruch bei Langenenslingen zu gewinnen ist. Vorzüglich erhalten, lehnt es jetzt 70cm über dem Boden an dem neuen Feldsteinkreuz übereck nach der ursprünglichen Lage. (Nägele 1913)

Sage:

Quellen und Literatur:
Nägele, Anton - Über Kreuzsteine in Württemberg und ihre Bedeutung, in: Württemberisches Jahrbuch für Statistik 1913 , 404a
Ernst, Max - Alte Steinkreuze in der Umgebung Ulms, in: Mitteilungen des Vereins für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben, Heft 29, 1934, S.42, Nr.104
Losch, Bernhard - Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981, S.315
recherchiert und bebildert von Thomas Schnepf, Reutlingen (Foto von Juni 2009)


Sühnekreuze & Mordsteine