Deutschland Baden-Württemberg Lkr. Rastatt

Muggensturm


Ansicht von
der Straßenseite

Abbildung bei
Losch (1981)

Abbildung bei
Müller (1938)

Abbildung bei
Müller (1930)

PLZ: 76461

GPS: N 48° 51,859', O 8° 16,882'

Standort: Kurz vor der Straßenkreuzung Neumalsch / Kuppenheim / Bischweier.

Größe / Material: 63:72:26 / Buntsandstein

Geschichte: Benennung: "Bußkreuz". Armenden durch Beschädigung gerundet. Auf dem Kopf Vertiefung. - Das Kreuz war in einen Sockel zementiert. Bei Straßenverbreiterung 1980 sichergestellt und neu aufgestellt. (Losch 1981).

Sage: 1. Kümmelfrau vom Blitz erschlagen.
2. Mann vom Heuwagen gefallen.
3. Bierführer vom Bierwagen
4. Feldwebel 1849 gefallen.

Quellen und Literatur:
Müller, Otto August - Bestandsaufnahme der Steinkreuze in Mittelbaden, in: Die Ortenau, Nr.25, 1938, S.145-180, Nr.83, S.170 mit Abb. S.167
Müller, Otto August - Steinkreuze in Mittelbaden, in: Mein Heimatland, 17.Jg., 1930, S.196-197
Losch, Bernhard - Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981, S.155
recherchiert und bebildert von Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach (Fotos vom 16.03.2007)



Auszug aus
Steinkreuze in Mittelbaden
von Otto August Müller, Bühl

Muggensturm

Abb.1: Steinkreuz bei Muggensturm

   Folgen wir der alten Bergstraße, so stoßen wir am südöstlichsten Ortseingang von Muggensturm, in der Nähe der alten Margaretenkapelle, in den Gewannen "Am Pfläster" und "Im guten Loch" gleich auf ein ganz typisches Steinkreuz (Abb.1). Plump, wenig behauen, ein richtig roher Steinklotz mit stark abgeschliffenen Kanten und beschädigter Rückseite, so steht dieses Kreuz am Wegrand. Gedrängt voll trotziger Kraft, wuchtig und doch ein Bild der Vergänglichkeit in seiner starken Verwitterung, ein fremder Gast im frischen Grün, aber voll Stimmung gesaugt. Im Alter ein würdiger Partner für die alte Margaretenkapelle, die zum mindesten seit dem 14. Jahrhundert besteht. Kein Zeichen, keine Inschrift gibt aber Auskunft über die Erstellung des Steinkreuzes. Vieldeutig ist darum die Sage, die sich um den geheimnisvollen Stein rankt. Es sind Sagenreste, die verschiedenen Epochen entstammen und die alten Formen der Sage und die eigentliche Geschichte verdecken. Eine Kümmelfrau sei dort vom Blitz erschlagen worden; ein Mann sei vom Heuwagen gefallen, ein Bierführer vom Bierwagen. Ganz einfache und natürliche Erklärungsversuche, die alle übereinstimmend auf einen plötzlichen Tod, ein Sterben ohne Absolution hinweisen. Doch wird in anderen Formulierungen wie bei vielen Kreuzen auch hier Anschluß an die Geschichte gesucht, und zwar an ein Ereignis, das sich besonders stark in der Gegend ausgewirkt hat, das deshalb im Gedächtnis des Volkes haften blieb, und das sogar die sonst unvergessenen, schlimmsten Schrecknisse des Dreißigjährigen Krieges vergessen machte. Es handelt sich um die Revolutionszeit des Jahres 1849 mit der Belagerung von Rastatt. 1849 sei ein Feldwebel hier gefallen. Eine gewisse nüchterne Realität der neuzeitlichen Sagenfassung sieht hier also ab von den üblichen hochtrabenden Erzählungen von einem gefallenen Heerführer. Bei einem Kreuz, das im Schmalhardtwald bei Muggensturm an der Straße nach Malsch steht, soll es wenigstens ein Leutnant gewesen sein. Doch handelt es sich bei diesem Kreuz nicht um ein Steinkreuz in unserem Sinn, sondern nach Feststellungen von Herrn Nock, Würmersheim, scheint es der Überrest eines Kruzifixes aus dem Jahr 1769 zu sein, bzw. ein Kreuzsockel, in dem, nach dem noch vorhandenen Loch zu schließen, ein eisernes Kreuz steckte. (Maße des Steinkreuzes an der Margaretenkapelle: Längsbalken (L.B.) 74cm Höhe (H.), 35cm Breite (Br.), 26cm Tiefe (T.); Querbalken (Q.B.) 30 H., 70 Br., 26 T., linker (l.) Q.B. 20 Br..; rechter (r.) Q.B. 18 Br.; Kopf 13 H., 35 Br., 20 T.)
(aus: Müller, Otto August - Steinkreuze in Mittelbaden, in: Mein Heimatland, 17.Jg., 1930, S.196-197)


Sühnekreuze & Mordsteine