Deutschland Baden-Württemberg Lkr. Biberach

Hochdorf


Zustand 2007
Foto: Schnepf

Abbildung bei
Losch (1981)

PLZ: 88454

GPS: N 48° 1,981', O 9° 47,776'

Standort: Rechts an der Straße nach Schweinhausen, an der Markungsgrenze.

Größe / Material: 75:100:32 / Konglomerat

Geschichte: Rechter Arm teilweise abgebrochen. Tief im Boden. Form: Massig. Balken knapp. Besonders am Längsbalken extrem breitflächiges Tatzenkreuz, leicht geschwungen. Benennung: "Sühne“-, "Schweden“-oder "Mordkreuz“. Flurname: "Kapellenäcker“. Nach F. Sauter (1880) vermutlich Sühnekreuz von 1520: Vier Brüder Mohr von Heinrichsburg (Gemeinde Eberhardzell) und Busenberg (Gemeinde Schweinhausen) hatten Hans Beuttel erschlagen. Darauf kam es 1520 zu einem Vergleich mit der Verwandtschaft des Getöteten. Die Täter, einer davon nackt, mußten eine Bußprozession abhalten. Sie mußten 16 Pfund Wachs herschaffen, aus denen Kerzen für die Prozession zu fertigen waren. Einer der Täter mußte nach Einsiedeln und Rom wallfahrten. Es mußten 37 Messen gelesen werden. Die Täter mußten "nach gemeinem Brauch ein steinernes Dufft-Creuz an dem Orth des Totschlags aufrichten". Den Hinterbliebenen mußten sie 31 Gulden bezahlen. (Losch 1981)

   An der Staatsstraße zwischen Schweinhausen und Hochdorf nach Waldsee steht ein wenig abseits am Straßenrand ein einzigartig massiges Steinkreuz, dessen Form überaus charakteristisch ist, sowohl nach der Breite des Hauptstammes als nach der starken nach innen wachsenden Verjüngung der Querarme. Der rechte Seitenarm ist stark beschädigt, ca. 10cm sind bis zur halben Dicke des Armes weggehauen, sonst ist der Stein gut erhalten und glatt behauen, 0,81m hoch über dem Boden, 1,00m breit, der eine ganz erhaltene Querarm ist 21cm breit, nur 18cm hoch (mit der dünnen Spitze des rechten Querarms), am obersten Rand 0,67m, in der oberen Kreuzung wie in der unteren 0,57m, am Boden 0,65m breit, 0,32m dick. Mit der außergewöhnlichen Breite des Stammes kontrastiert stark die außerordentlich unverhältnismäßig niedrige Höhe des Kopfstücks, dies mißt nur 18cm. Das imposante Kreuz heißt bald Schweden-, bals Mord-, bald Sühnekreuz. Eine Geistersage knüpft sich an dasselbe aus jüngerer Zeit, und zwar infolge einer angeblich sicheren Geistererscheinung, die ein Dr. V. Pf. in Schweinhausen gehabt haben wollte, derselbe sei nie mehr allein bei Nacht diesen Weg am Kreuz vorbeigegangen. Vorübergehende Handwerksburschen interessierten sich, als ich den Stein aufnahm, angelegentlich für die Bedeutung des massiven Denkmals, das ganz dem eisernen oder Deutschordenskreuz gleicht. Nach einer vom † Altschultheiß Schmidberger zitierten Chronik soll an der Stelle bei einem Streit zwischen Schweinhauser und Hochdorfer Burschen einer erschlagen und von den Tätern das Kreuz zur Sühne gesetzt worden. Dr. Ehmann-Biberach erfuhr auch, daß das selten monumentale Kreuz von genanntem Schultheiß aus dem Boden und Schlamm gehoben und am alten Platz aufgestellt worden sei. (Nägele 1913)

Sage: Dort sei einmal jemand umgebracht worden.

Quellen und Literatur:
Nägele, Anton - Über Kreuzsteine in Württemberg und ihre Bedeutung, in: Württemberisches Jahrbuch für Statistik 1913, S.384b, 386a, 413b
Losch, Bernhard - Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981, S.313
Eibofner, K. - Kleine Ortschronik von Schweinhausen (unveröffentlicht)
recherchiert und bebildert von Thomas Schnepf, Reutlingen (Fotos von 2007 und Juni 2009)


Sühnekreuze & Mordsteine