Deutschland Baden-Württemberg Lkr. Tübingen

Hirschau (I) / OT von Tübingen


Abbildung bei
Losch (1981)

PLZ: 72070

GPS:

Standort: An der Friedhofskapelle St. Urban.

Größe / Material: 75:86:28 / Sandstein

Geschichte: Das Steinkreuz könnte mit einem Sühnevertrag von 1514 in Zusammenhang gebracht werden.

An der Friedhofskapelle St. Urban, an der Straßenseite, im Grünstreifen vor der Friedhofsmauer. Verbessert aufgestellt nach 1970.
Maße: H 75, B 86, T 28, HK 28 bzw. 30, LA 28 bzw. 31, AK 27, AA 27. Sandstein. Ecken leicht beschädigt.
Form: Kräftig, Tendenz zu langen Balken, Ansicht ausgeglichen. Leicht unregelmäßig. Außenseiten am Kopf leicht schräg gestellt. Datierung: ca. 15./16.Jh.
[...] Ähnlich bestimmt der ebenfalls durch eine österreichische Kommission in Rottenburg vermittelte Vertrag vom August 1514 nach länger zurückliegendem Totschlag an Hans Rümein in Hirschau (Gemeinde Tübingen), daß die 11 Täter 50 Messen durch 20 Priester lesen lassen sollten und am Bußtag an der Grabprozession barfuß, in schwarzen Klagkappen teilnehmen und sich kreuzweis auf das Grab legen sollten. Sie hatten ein steinernes Kreuz an einem Standort nach Wahl der Hinterbliebenen aufzustellen (vermutlich eines der noch vorhandenen Kreuze), außerdem drei beglaubigte Wallfahrten nach Einsiedeln, Stams und Ötting zu unternehmen. An die Hinterbliebenen mußten sie 100 rheinische Gulden zahlen, an die Obrigkeit 40. Sie erhielten zwischen zwei und vier Jahren Ortsverbot. (Losch 1981)

Sage: Ein gottloser Reiter verspottete die Heilige Jungfrau und stürzte darauf tödlich vom Pferd. (Losch 1981)

Quellen und Literatur:
Losch, Bernhard - Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981, S.280, 284
recherchiert und bebildert von Thomas Schnepf, Reutlingen (Foto vom 7.02.2011)



Hirschau (II) / OT von Tübingen


Abbildung bei
Losch (1981)

GPS:

Standort: Südlich der Wurmlinger Kapelle im Acker.

Größe / Material: 80:60:22 / Sandstein

Geschichte: Ein Sühnevertrag von 1514 könnte sich auf dieses Steinkreuz beziehen (vgl. Hirschau I). Im Kreuzungsfeld zwei Näpfchen. Das Steinkreuz könnte nach 1981 um 180° gedreht worden sein (im Vergleich mit der Aufnahme bei Losch).

Im "Oberen Gewann" mitten im Acker zwischen zwei Feldern auf kleinem unbebautem Zwickel, südlich der Wurmlinger Kapelle. Vor der Flurbereinigung führte am Standort ein Fußweg vorbei. Flurname: "Kreuzäcker".
Maße: H 80, B 60, T 22, HK24, LA 19, AK 25-27, AA 23, AS 25-35. Sandstein. Mehrere Vertiefungen in der Kreuzmitte; Armoberflächen ausgeschliffen.
Form: Breitflächig, Kopf- und Schaftverbreiterung (ein Arm an der Unterseite ebenfalls leicht verbreitert). (Losch 1981)

[...] Etliche Kreuze verbergen sich in Wiesen, selten steht ein Steinkreuz mitten auf bewirtschafteter Fläche, und meistens weist es dann auf einen ehemaligen Weg hin (Hirschau Krs. Tübingen). (Losch 1968)

[...] bei Hirschau am Fußweg nach dem "oberen Gewand" [...] (Nägele 1913)

[...] 1 südwestlich von Hirschau am Fußweg zwischen "oberes Gewand" und Romboscher. (Oberamtsbeschreibung 1899)

Sage: Hier soll jemand begraben sein. (Losch 1981)

Quellen und Literatur:
Beschreibung des Oberamts Rottenburg, Erster Teil, Stuttgart 1899, S.557
Nägele, Anton - Über Kreuzsteine in Württemberg und ihre Bedeutung, in: Württemberisches Jahrbuch für Statistik 1913, S.416b
Losch, Bernhard - Steinkreuze in Südwestdeutschland, 1968, S.23
Losch, Bernhard - Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981, S.280, 284
recherchiert und bebildert von Thomas Schnepf, Reutlingen (Foto vom 10.02.2011)


Sühnekreuze & Mordsteine