Deutschland Baden-Württemberg Lkr. Heilbronn

Haberschlacht / OT von Brackenheim


Detailaufnahme

Abbildung bei
Losch (1981)
alter Standort

Abbildung bei
Mistele (1963)

PLZ: 74336

GPS: N 49° 06,231', O 9° 01,162'

Standort: Etwa 1,2km nordwestlich Haberschlacht, westlich der Straße nach Stetten, oberhalb der Weinberge am Waldrand.

Größe / Material: (ohne Sockel) 68:60:20 / Sandstein

Geschichte: Im Mai 2011 wurde eine Nachbildung des Steinkreuzes gesetzt. Ungeklärt ist der Verbleib des Originalkreuzes.

Der Zabergäuverein enthüllte am 28.05.2011 beim Chausseewäldle in Haberschlacht eine Rekonstruktion des Steinkreuzes der "Spinnerin von Haberschlacht". Der Einladung des Zabergäuvereins zur Enthüllung des Sühnekreuzes der Spinnerin von Haberschlacht folgten erfreulicherweise über 80 Mitglieder und Freunde.
[...] Das Kreuz mit den eingemeißelten Symbolen Spinnrocken und Spule wurde schon vor über 500 Jahren auf Haberschlachter Markung Richtung Stetten aufgestellt. Es wird erzählt, dass dort eine junge Spinnerin erschlagen wurde. Schriftliche Zeugnisse fehlen. Über die Täter, möglicherweise junge Burschen, vielleicht ein verschmähter Liebhaber, gibt es nur mündlich überlieferte Andeutungen. Das Kreuz hat im Laufe der Jahrhunderte sehr gelitten und ist schließlich bei der Flurbereinigung zerbrochen. Vor allem die genannten Heimatforscher Walter und Keller haben die Kulturgutrettung mit Unterstützung des Zabergäuvereins auf ihre Fahnen geschrieben. Dass jetzt die Volksbankstiftung der Volksbank Brackenheim- Güglingen mit einer namhaften Summe die Neugestaltung des verwitterten Steinkreuzes möglich machte, war Grund zur Freude. Dafür bedankte sich der 1.Vorsitzende beim Vertreter der Bank und bei Bürgermeister Kieser, der seine Bauhofleute mobilisierte, um den Platz zu richten und das Fundament herzustellen. Der anwesende Steinbildhauer Wütherich hat mit seiner Begabung das Sühnekreuz nach altem Vorbild neu aus dem Stein gehauen und die Symbole eingemeißelt. Pfarrer Waiß verwies in seiner Ansprache darauf, dass mit einem Kreuz - heute stehen gelegentlich Holz- oder Plastikkreuze an Straßen - ein Ort der Trauer gefunden wird, wo sich Menschen in die Hand Gottes geben, damit ihre Tränen abgetrocknet werden. Das originale Sühnekreuz wird wohl, wenn die finanziellen Mittel da sind, restauriert und in der Haberschlachter Kirche an einem geschützten Platz aufgestellt. [...] (zabergaeuverein.de 2011)

Etwa 1,2km nordwestlich Haberschlacht, westlich der Straße nach Stetten, oberhalb der Weinberge am Waldrand. - Bei der Flurbereinigung ca. 1975 aus der Nähe hierher versetzt.
Beschreibung: Sandstein. Beschädigung am Kopf; Schaft größtenteils abgebrochen. - Bei der Neuaufstellung auf Sockel betoniert.
Maße: H (68), B 60, T 20, HK 23, LA 20, AK 20, AA 22.
Form: Leicht betonte Kopfhöhe bei sonst ausgeglichenen Proportionen.
Zeichen: Kunkel oder Spinnrocken, links daneben Spindel.
Datierung: ca. 15./16.Jh.
Flurname: Früher "Spinnere", heute "Gänsberg". (Losch 1981)

Verloren, da abgeplatzt sind die beiden Attribute auf der Vorderseite des Steinkreuzes von Haberschlacht, heute einem Stadtteil von Brackenheim im Landkreis Heilbronn. Eine aus dem Jahr 1968 stammende Aufnahme zeigt eine schlichte Kunkel und eine Handspindel, deren Konturen lediglich eingerillt sind. Links führt ein kurzer Faden vom Wrocken, der aufgebundenen Wolle, zur Handspindel. (Azzola 1985)

Sage: Ein Mädchen, das von Stetten in die Spinnstube nach Haberschlacht gegangen war, wurde auf dem Heimweg Winterabends von jungen Burschen ermordet. (Bolay 1931)

Quellen und Literatur:
Bolay, Theodor - Sagen aus dem Zabergäu. Stuttgart 1931 S.64, Nr.78
Mistele, Karl-Heinz - Die Steinkreuze vor dem Sülmertor in: Schwaben und Franken (Heimatgeschichtliche Beilage der "Heilbronner Stimme") Nr.3, 1963, S.2-3 mit Abb. S.3. (Falsch ist dort die Angabe "Lauffener Gemarkung" in der Bildunterschrift.)
Losch, Bernhard - Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981, S.50
Azzola, Juliane und Friedrich Karl - Spinnrocken und Handspindel - zwei steinerne Denkmale von 1447. In: Schwäbische Heimat (Zeitschrift des Schwäbischen Heimatbundes) 36.Jg., 1985, S.37-45
Das Steinkreuz von Haberschlacht wurde erneuert, 28.05.2011
Recherchen, Wegbeschreibungen, aktuelle Infos und Aufnahme von Leopold Hessek, Mosbach
zusammengestellt und bearbeitet von Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach


Sühnekreuze & Mordsteine