Deutschland Baden-Württemberg Lkr. Rastatt

Au am Rhein (I)


Straßenseite mit
Weberschiffchen

Abbildung bei
Losch (1981)

Abbildung bei
Müller (1930)

PLZ: 76474

GPS: N 48° 57,662', O 8° 14,840'

Standort: Ca. 1,4km nordöstlich vom Ort, an der Straße nach Neuburgweier.

Größe / Material: 40:49:17 / Sandstein

Geschichte: Zeichen: Weberschiffchen, waagrecht. Datierung: ca. 16. Jh. (Losch 1981).

Sage: Ein Schneider und ein Leinenweber sollen sich gegenseitig im Streit erschlagen haben und hier begraben sein.

Quellen und Literatur:
Müller, Otto August - Steinkreuze in Mittelbaden, in: Mein Heimatland, 17.Jg., 1930, S.210-211
Losch, Bernhard - Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981, S.152
recherchiert und bebildert von Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach (Fotos vom 16.03.2007)



Au am Rhein (II)


Abbildung bei
Losch (1981)

Abbildung bei
Müller (1930)

GPS: N 48° 57,241', O 8° 12,487'

Standort: An der alten Rheinstraße direkt bei der "Alte-Wald-Brücke“.

Größe / Material: 56:67:21-26 / Sandstein

Geschichte: Hoher Kopf, breiter Längsbalken. Der rechte Arm setzt höher an als der linke. Tiefenmaß variiert (21-26 cm). Großes Kreuzzeichen im Kopf. Datierung: ca. 15./16.Jh. (Losch 1981)

Es lag aber in einem Tümpel bei der Brücke im Gewann "Alter Wald". Nur wer den Platz ganz genau kannte, konnte gerade noch seine Umrisse so etwa 10cm unter der Wasseroberfläche erkennen. Herr Nock hat das Kreuz am 5. September 1929 aus dem Tümpel herausholen lassen und rechts am Wege neu aufgestellt. Müller 1930)

Sage: 1. Tödliches Unglück mit Pferdegespann im Rheintümpel.
2. Der frühere Besitzer des Kreuzes habe es im Tümpel versenkt, davon habe er sich einen "Leibschaden“ zugezogen.

Quellen und Literatur:
Müller, Otto August - Steinkreuze in Mittelbaden, in: Mein Heimatland, 17.Jg., 1930, S.210-211
Losch, Bernhard - Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981, S.152
recherchiert und bebildert von Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach (Foto vom 16.03.2007)



Auszug aus
Steinkreuze in Mittelbaden
von Otto August Müller, Bühl

Au am Rhein

Abb.1: Steinkreuz bei Au a. Rh.
an der Steinbrücke gegen Neuburgweier

Abb.2: Steinkreuz bei Au a. Rh.
Alter-Wald-Brücke

   Ein kräftiges rotes Sandsteinkreuz in lateinischer Form fand sich bei Au a. Rh. an der Straße nach Neuburgweier, in der Nähe der "Niederwaldbrücke". Wenig beachtet, auch nur wenig Ortsbewohnern bekannt, lag es verlassen und vergessen im Gras und teilte so das Los vieler solcher Kreuze, bei denen infolge ihres hohen Alters nur noch durch die Sage Verbindung mit der Bevölkerung besteht. Und die Sage erzählt hier, was sie oft von solchen alten Steinen, die den Dorfbewohnern fremd geworden sind, zu sagen weiß: Zwei Handwerksburschen, ein Schneider und ein Leinenweber, haben sich im Streit erschlagen und wurden hier begraben. Keine Einheimischen, nein Fremde waren es. Das alte Motiv, uralte Melodien, nur eben überall in neuen Variationen gespielt und mehr oder weniger der Zeit angepaßt! Anlaß zu dieser besonderen Variante der Sage von den streitenden Handwerksburschen gaben die Zeichen auf dem Kreuz. Vorne kann man trotz starker Verwitterung ein einem Schiffchen ähnliches Gebilde erkennen, und auf der Rückseite will man früher - heute ist es undeutlich geworden - eine Schere gesehen haben 1). Herr Nock hat das Kreuz wieder an seinem alten Platz, unweit eines Wasserwehrdammes neu aufgestellt (Abb.1). Und wird es auch nicht mehr - was es doch ist - von der Bevölkerung als ein Stück Heimatgeschichte empfunden, mit der Landschaft ist es wieder verwachsen und zu einem Stück Natur geworden. (Maße: L.B. 56 H., 58 H., 26 Br., 23 T.; Q.B. 28 H., 60 Br., 23 T.; LB 16 Br., r. QB. 18 Br.; Kopf 13 H., 26 Br., 23 T.)

   Lange und fast vergeblich habe ich ein zweites Steinkreuz bei Au a.Rh. gesucht. Es sollte nach Mitteilungen an der sogenannten Rheinstraße, bem alten Weg zur früheren Fähre nach Lauterburg, stehen. Es lag aber in einem Tümpel bei der Brücke im Gewann "Alter Wald". Nur wer den Platz ganz genau kannte, konnte gerade noch seine Umrisse so etwa 10cm unter der Wasseroberfläche erkennen. Herr Nock hat das Kreuz am 5. September 1929 aus dem Tümpel herausholen lassen und rechts am Wege neu aufgestellt (Abb.2) 2). Es erwies sich als ein ganz regelmäßig gehauenes lateinisches Kreuz aus rotem Sandstein, das aber durch das Liegen im Wasser mit leichtem Kalkbelag überzogen ist und deshalb so weiß vor dem dunklen Gebüsch leuchtet. Die beiden Querbalkenteile sind vollständig gleichmäßig, was bei alten Steinkreuzen selten vorkommt. (Maße: L.B. 80 H., 18 Br., 16 T.; Q.B. 18 H., 62 Br., 16 T.; Kopf 28 H., 18 Br., 16 T.) Außer einem Kreuzchen an der Vorderseite und einer Markierungslinie auf dem Kopf des Kreuzes ist kein Zeichen mehr festzustellen.
Mit dem Steinkreuz verbanden sich zwei Sagen. Ursprünglich sei es am nahen Altrhein gestanden als Zeichen, daß dort jemand ums Leben gekommen. Nach Ausrodung des Rheinwaldes sei es dann im Gras gelegen. Dem Nutznießer des Grasstückes, das Allmende war, war das Kreuz in der Wiese unbequem, und er habe es nach dem Tümpel geschleppt und dort versenkt. Dabei habe er sich einen Leibschaden zugezogen. In ähnlicher Weise wird ja erzählt, daß der Mann, der das dritte der Kreuze bei Greffern (Amt Bühl) zerschlagen und zum Dohlenbau verwendet habe, zur Strafe später an der Schwindsucht erkrankt sei. So wenig vielleicht auch sonst heute die alten Kreuze beachtet werden, so wenig gewöhnlich "von frommer Scheu" zu merken ist, eine dunkle Erinnerung an ihre frühere religiöse Bestimmung lebt doch noch fort. Eine Art rächende Gerechtigkeit bestraft den, der sich an solchen Malen vergreift. Da die Verschleppung des Kreuzes schon weit zurückliegt (mindestens drei Generationen), knüpft die andere Sage an den Tümpel an und geht dabei anscheinend auf ein wahres Begebnis zurück. Ein Mann sei mit einem Wagen und zwei Pferden in den Tümpel gefahren und dabei ertrunken. Tatsächlich soll der Hirschwirt von Durmersheim, als er mit einer Weinfuhre aus der Pfalz über den Rhein kam, vor 100 Jahren dort ertrunken sein. Das Kreuz ist aber unbedingt älter. Für das Volk jedoch, dem eben der genaue Zeitbegriff fehlt, sind die beiden Ereignisse, die beide weit zurückliegen, zu einem Geschehen geworden.

Anmerkung:
1) Ein ähnliches Zeichen auf einem Steinkreuz an der Straße von Mühlhausen nach Tiefenbronn (bei Pforzheim) wird von G. Reble ebenfalls als Weberschifflein erklärt. (G. Reble, Alte Steinkreuze in der Umgebung Pforzheims. 3. Beilage zu Nr. 244 des Pforzheimer Anzeigers 1929.)
2) Dieses Vorgehen sei als eine besonders lobenswerte art, praktische Volkskunde und Denkmalschutz zu treiben, hervorgehoben.

(aus: Müller, Otto August - Steinkreuze in Mittelbaden, in: Mein Heimatland, 17.Jg., 1930, S.210-211)


Sühnekreuze & Mordsteine