Beiträge zur Geschichte der Steinkreuze


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Kreuzsteine in Bulgarien
Von Werner Müller, Elze

Nur gelegentlich begegnen einem in Bulgarien Steinkreuze, wenn man als Tourist die alten Klöster und Kirchen aufsucht. In der Regel sind es dann Grab-Kreuzsteine. Im Volke berichtet man, dass die wenigen Steinkreuze, die heute noch existieren, Fundstücke seien, die bei Grabungen zufällig gefunden worden waren. Die christlichen Vorfahren hatten sie seinerzeit vor dem Ansturm der Osmanen vergraben, um sie zu retten und zu schützen. Andererseits weiß man, dass Klöster und Ortskirchen mit ihren Kirchhöfen, wenn sie nicht durch Krieghandlungen zerstört worden waren, von den Osmanen durchaus auch unbehelligt existieren konnten.

So existiert neben der Christi-Geburts-Kirche von Arbanassi, nahe Veliko Tarnovo ein kleiner Kirchhof. Ob diese Grabstellen bei der Renovierung der Ortskirche zu Beginn unseres Jahrhunderts wiederhergestellt worden sind, oder ob der Kirchhof in seinem ursprünglichen Zustand zu sehen ist, kann nicht gesagt werden.
Bemerkenswert sind bei den Grab-Steinkreuzen in Arbanassi die schmalen und kurzen Querarme, die oft nicht über die Breite des Kreuzschaftes hinausreichen. Über das Alter der Grab-Steinkreuze kann nichts gesagt werden.

Ebenso findet man um die Bojana-Kirche aus dem 12. Jahrhundert (Bojana ist heute ein Ortsteil von Sofia.) einige Grab-Steinkreuze. Bei ihrer verstreuten Lage, wären es möglich, dass die Steinkreuze noch auf ihren ursprünglichen Standorten stehen.
Die Grabkreuze von Bojana zeigen auf ihrer Vorderseite ein herausgearbeitetes Wiederkreuz (ein sich wiederholendes Kreuz). Dieses Wiederkreuz konnte bislang in Bulgarien nur in der im 17. und 18. Jahrhundert ausgemalten Christi-Geburts-Kirche von Arbanassi beobachtet werden. Diese ikonographische Übereinstimmung könnte vielleicht einen Fingerzeig auf das Alter der Grab-Steinkreuze in Bojana geben.

Unterhalb des Felsreliefs des Reiters von Madara unweit von Kolarovgrad existiert ein kleinen archäologisches Museum, das einige unterschiedliche Kreuzsteine zeigt. Darunter ist auch ein Scheibenkreuz, das in seiner Ausführung mitteleuropäischen Darstellungen entspricht.

Eine Erfassung der bulgarischen Kreuzsteine ist bislang nicht bekannt.

Zwei Grab-Steinkreuze an der Kirche von Arbanassi


Grab-Steinkreuz an der Kirche von Bojana
Scheibenkreuz von Madara bei Kolarovgrad
Fotos: Werner Müller, Oktober 2009
(Oktober 2009)

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Sühnekreuze & Mordsteine