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Wellmitz (I - IV) / OT von Neißemünde
Zur Einzelansicht die Steinkreuze anklicken.

Wellmitz I Wellmitz II Wellmitz III Wellmitz IV

Blick zum Standort
Foto: Sommer (2004)

Abbildung bei
Opitz (1989)

PLZ: 15898

GPS: N 52° 03.893', O 14° 41.866'

Standort: Im Ort, in der Nähe der Kirche.

Geschichte: 4 Steinkreuze, Abstände: Kreuz 1 zu Kreuz 2 = 0,60m, Kreuz 2 zu Kreuz 3 = 2,20m, Kreuz 3 zu Kreuz 4 = 3,73m. Von ehemals fünf Steinkreuzen sind noch vier erhalten, der Verbleib des fünften ist unbekannt. Sie stehen vermutlich nicht am ursprünglichen Standort. Alle Steinkreuze wurden 1981(?) (lt. Vermessungsbericht 2006 im Jahr 1987) freigelegt und vermessen.

Auch heute noch bedarf es großer Anstrengungen und eines hohen persönlichen Einsatzes bei der Erforschung, Erhaltung und Publizierung der Denkmäler unseres Kreises. Ihre Erschließung trägt besonders zur Ausprägung eines festen Geschichts- und Heimatbewußtseins bei.
Das Dorf Wellmitz gehört zum Bergbauschutzgebiet. Zukünftig ist deshalb auf die beschriebenen Einzelobjekte besonders zu achten.
Zu den bemerkenswertesten geschichtlichen Denkmälern unseres Kreises zählen die Wellmitzer Steinkreuze. Etwa 1150 Kreuze sind auf dem Territorium der DDR erfaßt. Besonders stark ist ihre Konzentration im Süden, während ihre Anzahl nach den nördlichen Bezirken hin abnimmt bzw. völlig fehlt. Von den 7 Steinkreuzen (davon ein Kreuzstein) im Bezirk Frankfurt (Oder) stehen in Wellmitz allein 4 Kreuze. 1892 erwähnte der Gubener Heimatforscher Gander 5 Kreuze (eins in der Friedhofsmauer, 2 außerhalb und 2 innerhalb derselben).
In den zwanziger Jahren konnte Lehmann noch 4 Kreuze vermessen, alle späteren Publikationen erwähnen nur noch 3 Kreuze.
1981 gelang es der Arbeitsgemeinschaft "Junge Historiker" Wellmitz durch den Hinweis des Lehrers Alfred Birkhold (†), das vierte Kreuz wiederzuentdecken. Die geplanten Aufräumungsarbeiten auf dem alten Kirchhof werden den Verbleib des fünften Kreuzes klären helfen.
Alle 4 Kreuze konnten auch erstmals ausgegraben, begutachtet und neu vermessen werden. [...]
Auf dem Kreuz in der Mauer ist deutlich ein Schwert als Zeichen der Gerichtsbarkeit zu erkennen. Der eingemeißelte Dolch und die Axt weisen auf die benutzten Mordwerkzeuge hin. An einzelnen Stellen der Oberseite sind eingearbeitete Vertiefungen ("Näpfchen"). Dafür gibt es zwei Erklärungen.
Sie könnten der Aufstellung des "ewigen" Lichtes gedient haben. Nach abergläubischen Vorstellungen sollte der Gesteinsstaub vor Krankheiten bewahren. Anzunehmen ist, daß sich die Steinkreuze nicht an ihrem ursprünglichen Standort befinden, sondern erst später zu dieser Gruppe formiert wurden. Dafür sprechen die andere Form und das Material des letzten Steinkreuzes.
Das erste Steinkreuz befindet sich In der Fahrbahn eines öffentlichen Weges. Beinahe wäre es von Unwissenden in den sechziger Jahren entfernt worden. Eine Umzäunung der bereits mit dem Denkmalsschutzschild gekennzeichneten Steinkreuze wäre dringend geboten. Mehr als bisher sollten diese "sprechenden Steine" von Schulklassen an Wandertagen und bei Exkursionen besucht werden. Von Lehrern der Rosa-Luxemburg-Oberschule Steinsdorf wurde ein Wanderroutenführer mit interessanten historischen und naturkundlichen Hinweisen entworfen, in dem die Einbeziehung der Steinkreuze empfohlen wird. [...]

Dienstreisebericht
am 21.4.74 (Sonntag) nach Wellmitz und Neuzelle, Kr. Eisenhüttenstadt
1. Wellmitz
Auf Grund einer Notiz in der Zeitschrift "Brandenburg" Heft 6 1924 (Artikel von R. Schmidt) wurde festgestellt, daß von den ehemals vorhandenen fünf Steinkreuzen nur noch drei erhalten sind. In der westlichen Mauer des Kirchhofes ist ein Kreuz eingemauert. Davor steht außerhalb des Kirchhofes ein weiteres Kreuz in der Erde. Etwa vier Meter hinter der Mauer steht zwischen verwahrlosten Gräbern ein drittes Steinkreuz in Form eines Ordenskreuzes. Ein Arm ist abgebrochen. Der Friedhof an der Kirche wird nicht mehr benutzt und ist zur Zeit ziemlich verwahrlost. Seitens des Gemeindekirchenrates ist die Beseitigung der alten Grabdenkmäler und eine allgemeine Planierung des Friedhofsgeländes geplant. Ein Pfarrer ist zur Zeit in Wellmitz nicht tätig. Der Vorsitzende des Gemeindekirchenrates wurde nicht angetroffen. Ich habe seine Frau auf die Verordnung zum Schutze der Bodenaltertümer hingewiesen Die Steinkreuze sind unter Schutz zu stellen. [...] (Opitz 1989)
(R. Schulz Dienstreisebericht 22.4.74 in der Ortsakte Wellmitz im BLDAM)

[...] 4 außerhalb, in und innerhalb der Kirchhofsmauer in Wellmitz. (Lehmann 1925)

   Wellmitz. Dort gibt es fünf alte Steinkreuze. Das eine befindet sich in der Kirchhofsmauer, zwei stehen außerhalb, zwei innerhalb derselben. [...] (Schmidt 1916)

Sage: Vor Jahren lebte dort ein Großbauer, der vier Söhne hatte. Zwischen diesen war immer Zank. Eines Sonntags zankten sich die Brüder wieder. Mit Sense, Dreschflegel, Heugabel und Axt gingen sie aufeinander los. Dem jüngsten wurden beide Beine abgeschlagen. Dem anderen wurde der rechte Arm, dem dritten der Kopf abgeschlagen. An dem Ort, wo dies geschah, am Kirchhof, wurden drei Steine gesetzt. An dem einen Stein fehlen die Beine, man sieht nur Kopf, Rumpf und Arme. Der andere hat bloß einen Arm; am dritten Steine fehlt der Kopf. Der vierte Sohn, welcher nachher die Wirtschaft bekam, hat die Steine setzen lassen. (Schmidt 1916)

   275. Die Steinkreuze am Kirchhofe zu Welmitz.
   In Wellmitz giebt es fünf alte Steinkreuze. Das eine befindet sich in der Kirchhofsmauer, zwei stehen außerhalb, zwei innerhalb derselben. An drei von ihnen knüpft sich nachfolgende Sage:
   Vor fünfzig Jahren lebte in Wellmitz ein Großbauer, der vier Söhne hatte. Zwischen diesen war immer Zank: denn jeder wollte die Wirtschaft haben. Eines Sonntags gingen die Eltern in die Kirche. Da zankten sich die Brüder wieder und gingen auf den Hof, und der erste nahm eine Sense, der zweite einen Dreschflegel, der dritte eine Heugabel und der vierte eine Axt, und sie gingen damit auf einander los. So kamen sie bis auf die Dorfstraße. Dort wurden dem jüngsten beide Beine abgeschlagen; dem einen wurde der rechte Arm abgehauen, dem dritten der Kopf. An den Ort, wo dies geschah (an den Kirchhof) wurden drei Steine gesetzt. An dem einen Steine fehlen die Beine; man sieht nur Kopf, Rumpf und Arme. Der andere hat bloß einen Arm; am dritten Steine fehlt der Kopf. Der vierte Sohn, welcher nachher die Wirtschaft bekam, hat auch die Steine setzen lassen. (Gander 1894)

Quellen und Literatur:
Gander, Karl - Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreise Guben, Berlin 1894, S.104-105, Nr.275
Schmidt, Rudolf - Märkische Sühnekreuze, in: Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der Deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine, 1916, Sp.183
Lehmann, Dr. Rudolf - Steinkreuze und Wüstungen in der Niederlausitz, in: Aus der Vergangenheit der Niederlausitz, Cottbus 1925, S.184, 186
Opitz, Erich - Steinkreuze und ein Abtwappen in Wellmitz, in: Heimatkalender 1989, Kreis Eisenhüttenstadt, 1989, S.69-73
Wetzel, G. - in: Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland, 2005, S.206, 207, Nr.45
Ortsakte BLDAM: Schulz, R. - Dienstreisebericht am 21.4.74 nach Wellmitz und Neuzell, 1974
Ortsakte BLDAM: Fundmeldung von E. Opitz, 1984
Ortsakte BLDAM: GEM GmbH Eisenhüttenstadt 2006, Dokumentation zur Vermessung der Sühnekreuze Wellmitz
recherchiert von Robert Ache, Cottbus
Ergänzungen von Detlef Sommer, Wünsdorf (Fotos von April 2009, 2004)



Wellmitz (I) / OT von Neißemünde
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Zustand 2009
Foto: Sommer

mit Kreuz II
Foto: Sommer (2009)

seitliche Ansicht
Foto: Sommer (2009)

Zustand 2007
Foto: Sommer

Perspektive
Foto: Sommer (2004)

Standort: Vor der westlichen Kirchhofsmauer, etwa 15m neben dem Eingang.

Größe / Material: 70:72,5:28 / Quarzitischer Sandstein

Geschichte: Arme und Kopf wohl durch Verwitterung gerundet, der Fuß fehlt. Gesamtlänge: 92cm (1987, ausgegraben).

Sage: siehe oben

Quellen und Literatur:
Gander, Karl - Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreise Guben, Berlin 1894, S.104-105, Nr.275
Schmidt, Rudolf - Märkische Sühnekreuze, in: Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der Deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine, 1916, Sp.183
Lehmann, Dr. Rudolf - Steinkreuze und Wüstungen in der Niederlausitz, in: Aus der Vergangenheit der Niederlausitz, Cottbus 1925, S.184, 186
Opitz, Erich - Steinkreuze und ein Abtwappen in Wellmitz, in: Heimatkalender 1989, Kreis Eisenhüttenstadt, 1989, S.69-73
Wetzel, G. - in: Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland, 2005, S.206, 207, Nr.45
Ortsakte BLDAM: Schulz, R. - Dienstreisebericht am 21.4.74 nach Wellmitz und Neuzell, 1974
Ortsakte BLDAM: GEM GmbH Eisenhüttenstadt 2006, Dokumentation zur Vermessung der Sühnekreuze Wellmitz
recherchiert von Robert Ache, Cottbus (Foto von 2005)
Ergänzungen von Detlef Sommer, Wünsdorf (Fotos von April 2009, 2007, 2004)



Wellmitz (II)
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Zustand 2009
Foto: Sommer

Perspektive
Foto: Sommer (2009)

die andere Seite
Foto: Sommer (2009)

Detail Einzeichnung
Foto: Sommer (2007)

seitliche Ansicht
Foto: Sommer (2007)

Abbildung bei
Lehmann (1925)

Standort: In der westlichen Friedhofsmauer.

Größe / Material: 185:72,5:29 / Quarzitischer Sandstein

Geschichte: Schaft und Kopf sind gleich breit, Fuß etwas verbreitert, Kreuzarme wurden auf der Oberseite (nachträglich?) abgeschrägt. auf der Westseite (Schauseite von außen) ist ein Schwert mit rundem Knauf und gerader Parierstange als Umriss eingeritzt; Länge: 140cm; auf der Rückseite sind Schleifrillen erkennbar. Das Steinkreuz wurde um 1898/99 in die Friedhofsmauer eingelassen.

Sage: siehe oben

Quellen und Literatur:
Schmidt, Rudolf - Märkische Sühnekreuze, in: Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der Deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine, 1916, Sp.183
Lehmann, Dr. Rudolf - Steinkreuze und Wüstungen in der Niederlausitz, in: Aus der Vergangenheit der Niederlausitz, Cottbus 1925, S.184, 186
Opitz, Erich - Steinkreuze und ein Abtwappen in Wellmitz, in: Heimatkalender 1989, Kreis Eisenhüttenstadt, 1989, S.69-73
Wetzel, G. - in: Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland, 2005, S.206, 207, Nr.45
Ortsakte BLDAM: Schulz, R. - Dienstreisebericht am 21.4.74 nach Wellmitz und Neuzell, 1974
Ortsakte BLDAM: GEM GmbH Eisenhüttenstadt 2006, Dokumentation zur Vermessung der Sühnekreuze Wellmitz
recherchiert von Robert Ache, Cottbus (Foto von 2005)
Ergänzungen von Detlef Sommer, Wünsdorf (Fotos von April 2009, 2007)



Wellmitz (III) / OT von Neißemünde
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die andere Seite
Foto: Sommer (2005)

Perspektive
Foto: Sommer (2004)

Zustand 1984
Foto: Meerkamm

Standort: Dicht hinter der westlichen Friedhofsmauer, auf dem Friedhof.

Größe / Material: 36:72:23,5 / Quarzitsandstein

Geschichte: Kopf abgeschlagen, die gleich breiten Arme sind durch Zwickelstege miteinander verbunden. auf der Westseite senkrechte Rillen, auf der Oberseite und den Seiten Näpfchen. Gesamtlänge: 84cm. 1981 dicht hinter der Friedhofsmauer freigelegt und gehoben.

Das vierte wiederaufgetauchte wurde von Rudolf Lehmann in den dreißiger Jahren noch erwähnt u.z.T. vermessen. Es existierte bisher kein Foto. Aus dem Boden ragt es nur 15-20cm.
Seine Maße: Höhe 84cm, Arme 72cm, Dicke unten 25cm, oben 23cm.
Eingearbeitete "Näpfchen" finden wir oben und an der Seite. (Auszug aus Fundmeldung Erich Opitz, 6.7.84, Ortsakte Wellmitz BLDAM)

Sage: siehe oben

Quellen und Literatur:
Gander, Karl - Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreise Guben, Berlin 1894, S.104-105, Nr.275
Schmidt, Rudolf - Märkische Sühnekreuze, in: Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der Deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine, 1916, Sp.183
Lehmann, Dr. Rudolf - Steinkreuze und Wüstungen in der Niederlausitz, in: Aus der Vergangenheit der Niederlausitz, Cottbus 1925, S.184, 186
Opitz, Erich - Steinkreuze und ein Abtwappen in Wellmitz, in: Heimatkalender 1989, Kreis Eisenhüttenstadt, 1989, S.69-73
Wetzel, G. - in: Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland, 2005, S.206, 207, Nr.45
Ortsakte BLDAM: Fundmeldung von Erich Opitz vom 6.7.84
Ortsakte BLDAM mit Foto von Pfarrer Meerkamm von 1984
Ortsakte BLDAM: GEM GmbH Eisenhüttenstadt 2006, Dokumentation zur Vermessung der Sühnekreuze Wellmitz
recherchiert von Robert Ache, Cottbus
Ergänzungen von Detlef Sommer, Wünsdorf (Fotos von 2005, 2004)



Wellmitz (IV) / OT von Neißemünde
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die andere Seite
Foto: Sommer (2005)

seitliche Ansicht
Foto: Sommer (2005)

Abbildung bei
Lehmann (1925)

Standort: Hinter der westlichen Friedhofsmauer, auf dem Friedhof, östlich von Kreuz III.

Größe / Material: 79:42:17 / Granit

Geschichte: Ein Arm abgeschlagen; Kopf, Arme und Schaft sind zur Kreuzung stark verjüngt. Auf der Westseite ein Schwert oder Langmesser, mit einer Länge von 57cm, vom Kopf bis auf den Schaft reichend, eingeritzt, auf der Ostseite ist im Schaft eine Bartaxt mit einer Länge von 33cm erkennbar. Gesamtlänge: 152cm.

Sage: siehe oben

Quellen und Literatur:
Gander, Karl - Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreise Guben, Berlin 1894, S.104-105, Nr.275
Schmidt, Rudolf - Märkische Sühnekreuze, in: Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der Deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine, 1916, Sp.183
Lehmann, Dr. Rudolf - Steinkreuze und Wüstungen in der Niederlausitz, in: Aus der Vergangenheit der Niederlausitz, Cottbus 1925, S.184, 186
Opitz, Erich - Steinkreuze und ein Abtwappen in Wellmitz, in: Heimatkalender 1989, Kreis Eisenhüttenstadt, 1989, S.69-73
Wetzel, G. - in: Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland, 2005, S.206, 207, Nr.45
Ortsakte BLDAM: Schulz, R. - Dienstreisebericht am 21.4.74 nach Wellmitz und Neuzell, 1974
Ortsakte BLDAM: GEM GmbH Eisenhüttenstadt 2006, Dokumentation zur Vermessung der Sühnekreuze Wellmitz
recherchiert von Robert Ache, Cottbus
Ergänzungen von Detlef Sommer, Wünsdorf (Fotos von 2005)


Sühnekreuze & Mordsteine