Deutschland Brandenburg Kreisfreie Stadt Cottbus

Merzdorf / OT von Cottbus


Blick zum Standort

die andere Seite

Perspektive

Zustand 2005
Foto: Sommer

Abbildung bei
Neuber / Wetzel (1982)

Zustand 1971
Foto: Sommer

Zustand 1971
Foto: Sommer

Zeichnung bei
Liersch (1925)

Abbildung bei
Lehmann (1925)

PLZ: 03042

GPS: N 51° 46.621', O 14° 22.785'

Standort: Im südlichen Teil des Merzdorfer Friedhofs unter einer Eiche.

Größe / Material: 95:45-53:26 / Sandstein

Geschichte: Benennung: "Hussitenstein". Das Steinkreuz galt seit 1978 (Neuber / Wetzel 1982) als verschollen, um so erfreulicher war die Tatsache, dass Herr Sommer uns am 12.10.2008 auf den aktuellen Standort aufmerksam machte. Seit wann sich das Steinkreuz auf dem Merzdorfer Friedhof befindet konnte noch nicht geklärt werden.
Orientierung: SO-NW.

An der alten Badestelle am Hammergraben, jetzt Industriegelände. Aus einer Steinplatte herausgearbeitetes Kreuz; Kopf und Schaft zur Kreuzung verjüngt; Arme nur schwach verjüngt, Stege in den Zwickeln. Das Kreuz war um 1925 mit weißer Farbe (wohl Kalk) bemalt. Höhe: 95cm, Breite: 45cm, Stärke: 26cm. Sandstein.
War mehrmals umgeworfen und in den Hammergraben gekippt worden, letztmalig um 1969. Auf Veranlassung von Frau Löffler-Lange, Cottbus, aufgestellt worden. 1978 bei Bauarbeiten verschollen (einplaniert?). Vorher schon jüngere Beschädigungen. (Neuber / Wetzel 1982)

Da, wo der Hammergraben sich am meisten dem Wege von Sandow nach Merzdorf nähert, steht an einsamer Stelle auf dem rechten erhöhten Ufer des Hammergrabens ein Kreuz aus Sandstein. Abgesehen davon, daß die Arme etwas abgeschlagen sind, ist es noch gut erhalten. Die Höhe beträgt 88cm, die Dicke 28cm, die größte Breite des Kopfes 32cm, des Fußes dicht an der Erde 48cm, die Entfernung der beiden Armenden voneinander noch 42cm. Es verbreitert sich nach unten und zeicnet sich durch die beiden Stützen der Arme aus, so daß es aussieht, als ob ein Mensch seine Arme dicht an die Hüften gepresst hält. Es ist nach Westen gerichtet. Der jetzige Standort ist nicht der ursprüngliche, es hat früher dicht am Hammergraben selbst gestanden, ist aber von dem jetzt verstorbenen Merzdorfer Besitzer des Grundstücks auf das etwas erhabene Ufer jenseits des Fußsteiges gesetzt worden, weil es wiederholt durch Unterspülungen umgestürzt wurde. Es soll, nach der Mitteilung eines Cottbusser Bürgers, darunter ein hussitischer Hauptmann begraben liegen, weshalb das Kreuz auch Hussitenstein heißt. Die Bauern erzählen jedoch, daß sich an der Stelle zwei junge Leute, nach einigen sollen es Studenten gewesen sein, erstochen oder erschossen haben oder daß der eine den anderen dort umgebracht habe. Von Figuren oder Schriftzeichen ist nicht die Spur mehr zu erblicken, eien alte Frau berichtet aber, daß früher die Namen der oder des Toten auf dem Stein gestanden hätten. Nähere Angaben über dieselben vermochte sie leider nicht zu machen. es ist das erste Sühnekreuz, das man in den beiden Cottbusser Kreisen entdeckt hat. Inzwischen ist ein zweites im Gutsgarten von Sergen, ein drittes an der Cottbus - Muskauer Chaussee bei dem Dorfe Haasow aufgefunden worden. (Liersch 1925)

[...] eins an der Biegung des Hammergrabens in der Nähe des Bahnhofes Merzdorf [...] Das Merzdorfer ist Kreuz ist vielleicht ein stark beschädigtes Radscheibenkreuz. [...] Das Merzdorfer soll dort gesetzt worden sein, wo sich zwei Brüder im Streit um Haselnüsse erschlagen haben. (Lehmann 1925)

Sage: 1. Jemand erschlägt seinen Bruder wegen eines Streits um Haselnüsse. (Lehmann 1925)
2. Es soll darunter ein hussitischer Hauptmann begraben liegen. (Liersch 1925)
3. An der Stelle sollen sich zwei junge Leute, nach anderen sollen es Studenten gewesen sein, erstochen oder erschossen haben. (Liersch 1925)

Quellen und Literatur:
Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze im Königreich Sachsen, in: Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Band IV, Heft 6, 1914, eingezeichnet auf der Kartenbeilage
Liersch, Dr. Karl - Ein Sühnekreuz im Kreise Cottbus-Land, in: Niederlausitzer Mitteilungen, Nr.17, 1925, S.82-83
Lehmann, Dr. Rudolf - Steinkreuze und Wüstungen in der Niederlausitz, in: Aus der Vergangenheit der Niederlausitz, 1925, S.184, 185, 189
Müller, E. - Steinkreuze, in: Unsere Lausitz. Heimatbeil. d. Lausitzer Landeszeitung, 1925, Nr.35, 10.II.
Schattkowsky, W. - Einsame Steine, in: Der Heimatwanderer, Cottbus 1926, Nr.10 vom 8.8.1926
Jando, Gerhard - Steinkreuze - steinerne Zeugen der Vergangenheit, in: Uhyst und Umgebung, 1965, S.28
Neuber, Dietrich / Wetzel, Günter - Steinkreuze und Kreuzsteine: Inventar Bezirk Cottbus, 1982, S.45, Nr.54
recherchiert und bebildert von Robert Ache, Cottbus (Fotos vom 13.10.2008)
weitere Infos und Ergänzungen von Detlef Sommer, Wünsdorf (Foto von August 2005 und 1971)


Sühnekreuze & Mordsteine