Deutschland Brandenburg Lkr. Spree-Neiße

Greifenhain / OT von Drebkau


vor der Neusetzung
Foto: Krause (2014)

nach der Neusetzung
Foto: Krause (2014)

Foto: Sommer (2005)

die andere Seite
Foto: Sommer (2005)

seitliche Ansicht
Foto: Sommer (2005)

Zustand 1984
Foto: Wetzel

Abbildung bei
Lehmann (1925)

PLZ: 03116

GPS: N 51° 38.902', O 14° 09.290'

Standort: Östlich vom Ort, nördlich der Straße nach Radensdorf an Kreuzung.

Größe / Material: 90-100:62:22 / grauer Granit

Geschichte: Am 4.08.2014 wurde das Steinkreuz (in Abspreche mit der Denkmalbehörde) von der CDU Drebkau mit der Jungen Union und der Interessengemeinschaft Radensdorf gereinigt, neu aufgerichtet und das Umfeld ansprechend gestaltet. Es schaut jetzt 140cm aus der Erde und ist an der breitesten Stelle 70cm. Gesamtlänge: 160cm. (Krause 08/2014)

Das Steinkreuz hat sich stark nach links geneigt. (Sommer 2005)

Lange Zeit diente das Steinkreuz als Brücke über einen kleinen Graben (kleines Bild). 1933 wurde es neu aufgerichtet. In den Kriegswirren wurde es vermutlich von einem Panzer umgefahren. Kinder entdeckten es in den 1980er Jahren wieder. Es wurde erneut aufgerichtet. (Hoppe o.J.)

Östlich vom Ort, nördlich des Weges nach Radensdorf, westlich des kanalisierten Greifenhainer Fließes (Grubenwasserableiter), in einer Waldecke an einem trockengefallenen Graben. H 128cm (Gesamtlänge nach Lehmann: 142cm), B 63cm, Stärke: oben 20cm, Mitte 23,5cm.
Kopf und Arme zur Mitte verjüngt, Arme gleichbankt. Vorderseite durch ehemalige Benutzung als Steg über das Fließ glatt. Am gleichen Standort bzw. in dessen unmittelbarer Nähe als Steg über das Fließ benutzt (Foto Lehmann); vor 1933 wieder aufgestellt. (Neuber / Wetzel 1982)

Sage: In Greifenhain lebte einstmals die Jungfrau Maria. Sie war blond, groß, schlank, wohlproportioniert und Magd auf dem Gut des Poppo von Köckritz. Natürlich besaß sie viele Verehrer, die ihr verlangend nachstellten. Aber Maria nahm nur zwei ernst. Der eine war herrschaftlicher Vogt auf dem Greifenhainer Gut, bereits im gesetzten Alter, still und in sich gekehrt. Der andere, nur wenig älter als sie, Knecht im gleichen Gut, sprühend vom Temperament, stets zu Streichen aufgelegt. Die Mägde des Gutes und die Töchter des Bauern waren ihm gleichermaßen zugetan und versuchten beim Erntetanz und während der Fastennacht seine Aufmerksamkeit zu erringen. Maria wurde mit Balthasar einig, und beide baten den Herrn um Eheerlaubnis.
Den Vogt muss diese Entscheidung schwer getroffen haben. Aufmerksame Beobachter konnten feststellen, dass er Maria und Balthasar mit glühenden Blicken verfolgte und bei der Arbeitseinteilung bemüht war, ein Zusammentreffen beider unmöglich zu machen. Langsam reifte in seinem Kopf ein schlimmer Plan.
Im Winter, als der erste Schnee gefallen war, fuhr Balthasar immer mit dem Schlitten nach Drebkau, um Weihnachtsbesorgungen zu erledigen. Um den Weg im Schnee nicht zu verfehlen, steckte man lange Stangen mit Strohwischen dort auf, wo im Verborgenen Sumpflöcher Gefahr bargen. Es muss Mitte Dezember gewesen sein, als die Schneedecke geschlossen war. Im Gutshaus packte man Geschenke für das Drebkauer Schloss: rotbäckige Äpfel, Birnen, einen Gitterkorb mit schnatternden Gänsen, einen Schock Eier, Gebackenes und Gesottenes. Der Vogt befahl Balthasar, die Pferde vor den Schlitten zu spannen und loszufahren. Im Drebkauer Schloss musste er wie gewöhnlich warten und konnte den Rückweg erst antreten, als die Dämmerung bereits hereingebrochen war. Das einsetzende Schneetreiben erschwerte die Sicht. Als er vom Drebkau-Senftenberger Pfad nach Greifenhain abbog, etwa dort, wo heute der Weg das Fließ überquert, sackten die Pferde plötzlich ab, zogen den beladenen Schlitten mit sich in die Tiefe. Der Vogt hatte zuvor die Orientierungsstangen versetzt. Später prahlte er im Trunk mit seiner Tat, wurde vom herrschaftlichen Gericht hochnotpeinlich befragt und gestand in der Folter seine Tat. Er wurde gehenkt. Maria ließ von ihrem Hochzeitsgroschen das Sühnekreuz errichten. Vier Monate nach Balthasars Tod gebar sie ein Mädchen. Das uneheliche Kind starb nach einigen Wochen. Maria heiratete nie und starb vor ihrem 30. Geburtstag. (Hoppe o.J.)

Nach einer anderen Version besuchte der Jude Isaak im Spätherbst das Gut Greifenhain. Er war auf einer Rundfahrt und kam von Altdöbern, wo er beim Herrn von Köckritz Tuche verkauft hatte. Da er in der Nacht nicht weiterzufahren wagte, erlaubte ihm die Herrschaft, in der Scheune zu nächtigen. Seine volle Geldkatze verbarg er unter seinem Körper im Stroh. Früh, die Hähne hatten noch nicht gekräht, machte er sich auf den Weg. Im Nebel war der Sumpfpfad gespensterhaft. Er erschrak, als plötzlich ein Strauchdieb vor ihm stand. Ängstlich suchte er nach einem Fluchtweg, stolperte über einen Ast und stürzte. Der Wegelagerer zückte seinen Dolch, warf sich auf den Liegenden und stach erbarmungslos zu. Er schnitt die Geldkatze ab, zog den Toten an den Füßen an ein Sumpfloch und drückte ihn mit einem Ast in die Tiefe.
In Drebkau setzte ihn der Büttel fest, nachdem der Mörder Pferd und Wagen des Juden verkauft hatte. Auf der Folterbank gestand er das Verbrechen. Sein geschundener Körper wurde gerädert, von dem sichergestellten Geld des Juden ließ man ein Sühnekreuz errichten. (Hoppe o.J.)

Quellen und Literatur:
Behla, R. - Drei neuentdeckte Steinkreuze in der Niederlausitz, in: Niederlausitzer Mitteilungen 4, 1896, S.222
Jentsch, H. - Kleine Mitteilungen, in: Niederlausitzer Mitteilungen 5, 1898, S.380
Schmidt, Rudolf - Märkische Sühnekreuze (2), in: Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der Deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine, Nr.1-3, 1923, Sp.32
Lehmann, Dr. Rudolf - Steinkreuze und Wüstungen in der Niederlausitz, in: Aus der Vergangenheit der Niederlausitz, Cottbus 1925, S.185
Neuber, Dietrich / Wetzel, Günter - Steinkreuze und Kreuzsteine: Inventar Bezirk Cottbus, 1982, S.26, Nr.20
Hoppe, Hans-Joachim - Das Sühnekreuz bei Greifenhain, auf: drebkau.de, o.J.
Petzel, M. / Wetzel - Geschützte Bodendenkmale der Bezirke Potsdam, Cottbus und Frankfurt/O, Teil 2: Bezirk Cottbus, 1987, S.30
recherchiert und bebildert von Robert Ache, Cottbus (Foto von 2003)
Ergänzungen von Detlef Sommer, Wünsdorf (Fotos von 2005) und Günter Wetzel (Foto von 1984)
Ergänzungen von Rüdiger Krause, Greifenhain (Fotos vom 4.08.2014)


Sühnekreuze & Mordsteine