Deutschland Bayern Lkr. Tirschenreuth

Wondreb


die andere Seite

Detail Rückseite

PLZ: 95643

GPS: N 49° 54,159', O 12° 22,398'

Standort: Das Steinkreuz steht am Verbindungsweg Kleinklenau - Wondreb ca. 100m vor dessen Einmündung (sw) in die Staatsstraße 2174 Wondreb - Tirschenreuth, die dort eine große Biegung macht, auf Flur-Nr. 577 Gemarkung Wondreb.

Größe / Material: 115:71:22 / Granit

Geschichte: In der Gemarkung Wondreb (TIR), am Wegesrand der Ortsverbindungsstraße Wondreb - Klenau, steht eines der beiden Steinkreuze der Pfarrei Wondreb. Rainer Schmeissner beschrieb es in "Steinkreuze der Oberpfalz“ unter Nr. TIR 62 (S.279). Es ist viel scharfkantiger als "alte“ Steinkreuze, hinterläßt den Eindruck "neuer“ zu sein. Deutlich ist erkennbar, daß ein Täfelchen aus Blech eingelassen und mit vier in Bleifüllung getriebenen eisernen Haken befestigt gewesen war. Schmeissner informiert darüber, daß hier nach Aussage eines Wondreber Bauern der Errichtungsgrund des Kreuzes dargestellt war. Diese Schauseite ist heute dem Weg abgewandt - nichts Besonderes, denn der alte Weg führte an dieser Stelle vorbei. Keine Jahreszahl und kein Merkmal wird überliefert. Schon der Geometer bestätigt den Standort im Liquidationsplan - um 1840 - auf FI.-Nr.576 ("Pfarrfelder“).
Kreuz aus feinem Granit; es ragt ca. 1,20m aus dem Boden heraus. Der Querbalken mißt 71cm (ca. 23cm im Quadrat), der Schaft dagegen ca. 27cm im Quadrat. Die eingemeißelte Vertiefung zur Aufnahme eines Taferl ist 25cm hoch, 15cm breit und 7mm tief. - Es ist notwendig, darauf hinzuweisen, daß zwischen dem Kopfstück und dem rechten Querbalken in die ausgerundete Ecke ein Stahlgeschoß kleineren Kalibers eingedrungen ist und offensichtlich damit eine Spaltung an dieser Stelle eingeleitet wurde; Spur des Kampfes um Wondreb am Ende des 2.Weltkrieges. Schmeissner hält das Kreuz ebenfalls für "jung“ und ordnet es dem frühen 18.Jh. zu. Inzwischen können die Vermutungen konkretisiert werden; zwei nun gefundene historische Quellen berichten:
1. "Notizenbuch der Pfarrei Wondreb"; ein Eintrag aus dem Jahre 1773: "In diesem Jahr, am 5.Februar, geschah es, daß Herr Michael Berthold, Gerber und Ratsherr in Tirschenreuth, als er einen morgendlichen Spaziergang zu den Pfarrfeldern machte, plötzlich vom Schlag getroffen leblos zusammenfiel."
2. Ortsmanuskript (S.17) von 1845; die Jahreszahl ist eine andere: "... von da (Anm.: Pfarrkapelle) weiter hinaus ungefähr 900 Schritte steht ein Kreuzstein zum Andenken, da an dessen Stelle im Jahre 1789 ein Weyßgerber von Tirschenreuth (der Name ist unbekannt) erfroren gefunden wurde."
3. Eine endgültige Klärung bringt ein lateinischer Eintrag in der Sterbematrikel der Pfarrei Tirschenreuth, übersetzt von Adalbert Busl (Wiesau): "1773, dem 7.Februar ist Herr Anton Michael Perdolt, Ratsherr hier, begraben worden, der am Morgen um 5 Uhr von zu Hause nach Albenreuth ging (wie er gesagt hatte), aber vom Schlag getroffen wurde, kaum daß er die Wiesen der Pfarrei Wondreb erreicht hatte, und augenblicklich (wie man glaubt) verstorben ist. Nach Inaugenscheinnahme ist er mit Zustimmung des dortigen Pfarrers in seine Pfarrei zurückgebracht und bestattet worden im Alter von 75 Jahren."
Offensichtlich handelt es sich hier um ein frühes Unfallkreuz aus der Neuzeit, errichtet in altüberlieferter Sühnekreuz-Form von den Angehörigen aber allein als Gebetsmal. (Fähnrich 1996)

Sehr gut erhaltenes Kreuz von gewöhnlicher, schlanker Form, evtl. frühes 18.Jahrhundert. Ohne Zeichen. Auf der Rückseite (zum Feld) im Oberteil (Kopfstück) eine ca. 1cm tiefe Nische mit vier eingeschlagenen Haken, in der früher ein Votivbild angebracht war (nach Mitteilung von Bürgermeister Zölch, Wondreb, vom 19.3.1974). Das jetzt verschwundene Bild soll nach Aussage eines Wondreber Bauern den Errichtungsgrund des Kreuzes dargestellt haben (Unfallkreuz). Das Steinkreuz wurde, nachdem es wohl beim Ackern im Wege stand und halb umgestürzt war, lobenswerterweise 1974 wieder aufgestellt. (Schmeissner 1977)

Sage:

Quellen und Literatur:
Schmeissner, Rainer, H. - Steinkreuze in der Oberpfalz, 1977, TIR 62, S.279
Fähnrich, Harald - Das Steinkreuz bei Wondreb, in: Steinkreuzforschung, Reihe B, Sammelband 23 (NF.8), 1996, S.33-34
recherchiert und bebildert von Paul Basler, Schwarzenbach / Saale (Fotos von April 2009)


Sühnekreuze & Mordsteine