Deutschland Bayern Lkr. Erlangen-Höchstadt

Wiesendorf / OT von Adelsdorf


Blick zum Standort

Bild von Hans Otto,
Adelsdorf,
veröffentlicht bei
Hutt (1964)

PLZ: 91325

GPS: N 49° 42,109', O 10° 54,346'

Standort: Das Steinkreuz steht unmittelbar östlich der aufgelassenen Bahnlinie Forchheim - Höchstadt a.d.Aisch am südöstlichen Ortsrand bei der Straße nach Heppstädt.

Größe / Material: 84:63:19-23 / Sandstein

Geschichte: Steinkreuz, etwa 200m südöstlich des Dorfes am Wege nach Zeckern. Sandstein, der Kreuzstamm in die Erde versunken. Angeblich Grabstelle eines Soldaten aus dem Dreißigjährigen Krieg. [...]
Mit Wiesendorfer Männern und Burschen ließ ich im April 1962 dieses Steinkreuz ausgraben, herausheben, mit Seifenlauge abbürsten und untersuchen. Der aus dem Boden herausragende Teil des Steinkreuzes ist stark verwittert, in der Mitte des Kreuzes ist eine schwache Rinne noch zu erkennen, die schräg über diese Steinfläche verläuft. Am unteren Ende derselben könnte man verbundene Rinnen als einen Buchstaben, vielleicht R deuten. Das Steinkreuz hat eine Gesamthöhe von 84cm, eine Breite von 63cm. Der Stammbalken mißt 23cm im Quadrat und der Querbalken nur 19cm im Quadrat. Sonstige Zeichen, Buchstaben oder eine Jahreszahl waren auf dem Steinkreuz nicht zu entdecken. Der Stamm desselben steckte 40cm im Boden und wurde wieder so tief eingesenkt. Im Boden fanden sich keine Anzeichen einer einstigen Grabstätte, auch kein vergrabener Kriegsschatz, von dem die Volkssage immer noch spricht. Über die Entstehung und den Sinn der Steinkreuze und Kreuzsteine sei aus dem Buch "Kulturkunde des Regnitztales" von Dr. Ed. Rühl, erschienen 1931, folgendes angeführt:
"Von Ausnahmen abgesehen, finden wir die Mehrzahl der Steinkreuze nicht wie bei den Martersäulen an Wegekreuzen und Wegegabeln, sondern mitten im Verlauf eines Weges, am einsamen Feldrain, am Hang eines einsamen Hohlweges usw. Sie sind nicht aus freiem Willen erfolgte Stiftungen frommer Christen, sondern vielmehr in ihrer überwiegenden Mehrzahl Sühnezeichen für eine Bluttat. So erklärt sich der oft einsame, abgelegene Standort. Der Missetäter mußte, um seine Schuld zu sühnen, eine ganze Reihe von Bußen auf sich nehmen. Wir sind darüber genau unterrichtet durch eine nicht geringe Anzahl von erhaltenen Sühneverträgen. Fast in allen Verträgen muß der Mörder eine Geldsumme an die Hinterbliebenen zahlen, das war die weltliche Buße. Bei der stark kirchlichen Einstellung der Zeit war aber auch noch eine Kirchenbuße nötig, die in einer Wallfahrt, sie konnte bis Aachen, Rom oder sogar Jerusalem führen, und in der Setzung eines Sühnekreuzes aus Stein gipfelte, dessen Maße im Sühnevertrag genau angegeben wurden." [...] "Häufig werden unsere Steinkreuze auch als alte Grabsteine angesprochen, unter denen schwedische Soldaten, Zigeuner usw. begraben liegen sollen, eine Deutung, die von der Kreuzform ausgeht. Ihr sagenhafter Charakter liegt auf der Hand. Viel schwerer als die Martersäulen sind die Steinkreuze zu datieren, einmal, weil ihre Ausführung meist sehr primitiv ist und dann, weil hier Stilmerkmale soviel wie ganz fehlen. Wie müssen uns begnügen einen weitumfassenden Zeitraum anzugeben, in dem derartige Sühnedenkmale vorkommen, etwa vom 14. bis 16.Jahrhundert; Sühneverträge und vereinzelte Zahlen auf den Denkmälern stützen diese Zeitbestimmung. Sie verschwinden, je mehr sich die neue Gerichtsordnung Karl V. durchsetzt." [...] "Eine besondere, nicht so häufig vorkommende Spielart des Sühnedenkmals ist der Kreuzstein, bei dem es sich nicht um ein freistehendes Kreuz handelt, sondern um ein auf eine ziemlich starke Steinplatte eingemeißeltes Kreuz. Gelegentlich kommen auch radförmige Kreuzsteine vor. Im allgemeinen beschränken sich die Kreuzsteine auf das ehemalige Bamberger Gebiet. - Das Steinkreuz, das ursprünglich sicher einen bevorzugten Platz irgendwo innerhalb der Gemeinde einnahm, dürfte wohl in der Reformationszeit auf seinen jetzigen Standort gekommen sein." [...] "Die Kreuzsteine, im Süden unseres Gebietes nur selten vorkommend, begegnen um so zahlreicher im Bamberger Gebiet, vor allem westlich der Regnitz." (Hutt 1964)

Sage:

Quellen und Literatur:
Hutt, Hans - Mein Heimatbuch (Erforschtes und Erlauschtes), 1964, S.215
adelsdorf.de
recherchiert und bebildert von Paul Basler, Schwarzenbach / Saale


Sühnekreuze & Mordsteine