Deutschland Bayern Lkr. Rhön-Grabfeld

Völkershausen / OT von Willmars


Abbildung bei
Schätzlein (1985)

PLZ: 97647

GPS:

Standort: Rechts der Straße von Völkershausen in Richtung Hermannsfeld (ehemalige innerdeutsche Grenze), etwa 100m vor dem Waldrand.

Größe / Material: 120:80:30 / Sandstein

Geschichte: Benennung: "Ritterkreuz". Lateinisches Kreuz mit abgerundeten Armen, Schaft nach unten verjüngend. Inschrift Vorderseite: CHRISTUS IST MEIN LEBEN, STERBEN IST MEIN GEWINN, DEM HABE ICH MICH ERGEBEN, MIT FREUD FAHR ICH DAHIN. Inschrift Rückseite: ..51 IST DER EHRNVESTE UND M.....TE JOHANN D.....VON HERMANNSFELD CH. SACHS TINAUISCHEN REG. LEUTENANT AN DIESER STETE ERTOCHEN WORDEN.

Rechts des Weges von Völkershausen nach Hermannsfeld, rund 100m vom Wald rand entfernt. Früher stand das Steinkreuz etwa 20m südöstlich vom heutigen Standort im Feld.
Jahr: 1551, 1651?
Die Gestalt des recht großen Kreuzes ist nicht sehr sorgfältig bearbeitet. Die Arme und der Kopf sind nur roh herausgehauen, der Schaft verjüngt sich stark nach unten, die Kanten sind abgerundet und gebrochen, an Kopf und Arm hat bereits die Verwitterung gearbeitet.
Andrerseits ist dieses Steinkreuz das mit der umfangreichsten Inschrift. Auf beiden Seiten steht mit großen lateinischen Buchstaben ein umfangreicher Text, der in fast allen Punkten noch zu entziffern ist. Nur in einem Punkt verhindert die Verwitterung eine korrekte Entzifferung: Die Jahreszahl ist nur noch teilweise zu entziffern. Die vorderen beiden Zahlen sind nicht mehr lesbar, die letzten Zahlen könnten 51 heißen. Dem Inhalt der Inschrift nach könnte die Inschrift am wahrscheinlichsten 1551 ,1651 oder 1751 lauten. Für alle diese Jahresangaben gibt es Für und Wider, jedoch keinen schlüssigen Nachweis:
Der Liedervers, dessen Entstehungszeit und Verfasser unbekannt sind, müßte zu einer Zeit in das Steinkreuz eingeschlagen worden sein, in der die heute gebräuchliche Melodie von Melchior Vulpius von 1609 noch nicht eingebürgert war. Vorherige Fassung: Christus ist mein Leben; Fassung gemäß der Melodie von Vulpius: Christus, der ist mein Leben. Allerdings scheint die ältere Fassung in Ostheim noch 1639 gebräuchlich gewesen zu sein, wie ein Eintrag in der Sterbematrikel von Ostheim ausweist. Eine Änderung desGesangbuchs mitten im Dreißigjährigen Krieg ist dann auch nicht anzunehmen. Hinweis auf 1551 oder 1651.
Das Kursächsische Regiment könnte ebensogut Stinau (Steinau) wie Tinau (Thüna) lauten. Hier wäre in Armeearchiven sicher der genaueste Hinweis auf das Aufstellungsjahr des Steinkreuzes zu erhalten. Tatsächlich gab es ein Steinauisches Regiment: Regimentsführer war Wolf Adam von Steinau, genannt Steinrück (1572-1652). Er war 1622 würzburgischer Oberst über ein Regiment zu Pferd gewesen, dann Ritterhauptmann des Kantons Rhön und Werra, auch Ritterschaftsdirektor bis 1630. 1632 bis 1635 führte er als schwedischer Oberst ein Regiment zu Pferd in Franken und nahm an der Eroberung von Königshofen teil. Ob er später ein Kursächsisches Regiment führte, ist nicht bekannt. 1635 ist er ja bereits 63 Jahre alt gewesen. Aber auch der Name von Tinau kommt in der engeren Heimat vor: Ein "Reichs frey und Hochwohlgeborner" Herr Friedrich Samuel von Tinau wird am 17.Februar 1693 in der Stadtkirche zu Ostheim beigesetzt. Er ist 37 Jahre und 10 Monate alt geworden.
Die Völkershäuser Sterbefälle wurden nach derReformation in der Ostheimer Sterbematrikel verzeichnet. Ab 1630 ist diese im Pfarramt Ostheim. Über den Totschlag ist darin nichts aufgezeichnet. Das würde die Untat in eine Zeit vor 1630 verweisen.
Man darf gespannt sein, ob hier eine sichere Datierung möglich wird. Auch der Name des Erschlagenen ist ja noch ungeklärt.
Die Leute in Völkershausen erzählen, daß unter dem Steinkreuz ein Ritter mit Roß und voller Rüstung begraben liegt. (Schätzlein 1985)

Sage: Unter dem Steinkreuz soll ein Ritter mit Roß und voller Rüstung liegen.

Quellen und Literatur:
Schätzlein, Gerhard - Steinkreuze und Kreuzsteine im Landkreis Rhön-Grabfeld, 1985, S.100-103
recherchiert und bebildert von Barbara und Gert Künzl, Bürgel (Foto von November 2009)


Sühnekreuze & Mordsteine