Deutschland Bayern Lkr. Bamberg

Viereth-Trunstadt


Zustand 2012
Foto: Werner

PLZ: 96191

GPS: N 49° 54,805', O 10° 43,782'

Standort: 1300m nach Ortsende von Stückbrunn in Richtung Trabelsdorf, danach rechts einen Feldweg 650m bis zu einer Waldspitze folgen.

Größe / Material: 120:70:29 / Sandstein

Geschichte: Das Kreuz ist eine Replik; das Original wurde um 1978 bei einem Manöver von amerikanischen Soldaten zerstört. 2010 wurde ein Ersatzstück angefertigt und am 30.April hier in einer Feierstunde festlich aufgestellt.
Der Kreuzschaft endet in Bodenhöhe. Er ist auf einem darunterliegenden Stein aufzementiert. (Werner 02/2012)

Steinkreuz-Nachbildung. Im Volksmund "Einarm" genannt. Das ursprüngliche Steinkreuz wird in das 14./15.Jahrhundert geschätzt. Es wurde in den 1960er Jahren durch Manöverfahrzeuge beschädigt und als Wegbefestigung verwendet.
Die Nachbildung wurde durch Steinmetz Kleese geschaffen und vom "Verein für Gartenbau und Ortsverschönerung" aufgestellt. Am 30.April 2010 wurde das Steinkreuz von Pfarrer Dr. E. Koziel eingeweiht. Bei Seel liegt das Steinkreuz 1969 noch abseits am Feldweg. (Sauer 08/2010)

Der "Einarm" in unserer historischen Kulturlandschaft
Angeregt durch den Arbeitskreis Kultur und Brauchtum, aufgegriffen vom Verein für Gartenbau und Dorfverschönerung und mitgetragen von der Gemeinde konnte der Sühnestein “Einarm” wieder errichtet werden und am Freitag, den 30.April 2010 in einer kleinen Feierstunde mit den Trunstadter Jungmusikern durch Pfarrer Dr. E. Koziel wieder den kirchlichen Segen erhalten.
Dabei dankte Bürgermeister E. Mahr allen, vor allem dem Gartenbauverein, der dies finanziell möglich gemacht hat, der Steinmetzwerkstatt Klesse u. Familie I. u. B. Kunzmann als Initiatoren und brachte in Erinnerung, wie hoch der Erhalt solcher Zeitzeugen in der politischen Gemeinde Viereth-Trunstadt angesiedelt ist, was allein schon aus der Tatsache hervorgeht, dass die Gemeinde schon im Jahre 1999 als erste Oberfrankens die Standorte solcher Kulturdenkmale in den Flächennutzungsplan aufnahm.
Gespannt lauschten die Anwesenden, darunter die Bürgermeisterin Maria Beck aus Priesendorf und Peter Deusel aus Lisberg, den Vertretern des Amtes für ländliche Entwicklung Siegfried Lange, Philipp Mohr und Pankraz Rebhan, Kreisrätin Barbara Müllich und die Vorstandschaft des Gartenbauvereins auch den Ausführungen von Dr. Th. Gunzelmann vom Landesamt für Denkmalpflege zu den Hochstraßen, an denen in erster Linie solche “Sühnedenkmäler” erstanden. Er verwies auf die Bedeutung solcher Wegverbindungen, die früher im Rang einer "Autobahn" standen und im ersten Kartenmaterial unserer Gegend, nämlich der Cent Hoheneichkarte aus dem Jahre 1575 schon zu finden sind.
Liebe Bürgerinnen und Bürger, wer ist nicht schon Bildstöcken, Kreuzsteinen, Steinkreuzen, Marterln und kleinen Kapellen auf einem Streifzug durch unsere fränkische Heimat begegnet? Unwillkürlich drängt sich dabei die Frage auf, warum wurden sie errichtet, was ist ihr geschichtlicher Hintergrund?
Steinkreuze, wie unser “Einarm” in der Flurlage Einarm auf der Trabelsdorfer Höhe, sind ein Rechtsdenkmal. Sie gehen zurück in die Germanenzeit mit der sogenannten Blutrache im Hintergrund.
Es entwickelte sich der Brauch an jenem Ort, wo ein Mensch eines gewaltsamen Todes gestorben ist, ein Steinkreuz aufzurichten. Der Totschlag galt im Mittelalter als private Angelegenheit, die auf vertraglichem Wege zwischen den Hinterbliebenen und dem Täter zu regeln war.
Einige Hundert solcher Verträge des 13.-16.Jahrhundert schlummern in unseren Archiven und sind Fundgruben für Wissenschaftler und Heimatforscher. In den Verträgen wurde des Seelenheils des Getöteten gedacht, der ohne die Sakramente zu erhalten eines jähen Todes gestorben war. Sie beinhalteten die regelmäßig materiellen Entschädigungsleistungen (Geld, ersatzweise Sachleistungen, Gerichtskosten, Arztkosten, Kosten für Zeugen, Begräbnis, Leichenschmaus im Wirtshaus), Leistungen für das Seelenheil des Toten (Seelenmessen, Andachten, Totenvesper, Wachs, Kerzen und Wallfahrten) und Demütigungen für den Übeltäter (im Bußgewand Abbitte leisten bei der Begräbnisfeier, Meiden von Lustbarkeiten, Verbannung aus der Heimat, Tragen eines Strickes oder eisernen Ringes um den Hals) und letztendlich als weiteres "Seelgerät" das Setzen eines "Steinernen Kreuzes", eines sogenannten Sühnekreuzes.
Diese private Regelung dauerte bis zur Einführung der "Peinlichen Halsgerichtsordnung" Karl V. im Jahre 1532.
Das ursprüngliche Sühnekreuz "Einarm" wird in das 14./15.Jahrhundert geschätzt. Es wurde in den 60er Jahren durch Manöverfahrzeuge beschädigt und als Wegbefestigung verwendet. Ein Sühnevertrag, wie beschrieben, liegt noch im Verborgenen.
Nicht verborgen ist uns aber die Sage zu diesem Stein, die von Generation zu Generation weitererzählt wird. Sie ist schlicht und anspruchslos, wie auch der neue Ersatzstein, um die sie sich rankt.
"Ein Bauer aus Trabelsdorf (in Trunstadt erzählt man aus Trunstadt, in Priesendorf aus Priesendorf) pflügte auf seinem Acker. Als die Pflugscharen stumpf geworden waren, sollte der Bub die Schar zum Schmied bringen und sie wieder schärfen lassen. Es dauerte sehr, sehr lange, bis der Bub zurückkam. Darüber war der Vater sehr zornig. Um den drohenden Schlägen zu entgehen, wollte der Bub ausreißen. Aber der Vater warf die Pflugschaft nach ihm. Die scharfe Schneide traf den Jungen an der Schulter und trennte ihm den Arm ab.
Heute hat sich der Mythos des Steinkreuzkultes und auch der anhaftende Aberglaube verloren. Über die Herkunft und den Sinn der alten Steinkreuze, die einst im Volksglauben eine tragende Rolle spielten, hat sich der Schleier des Vergessens gesenkt. Nicht so über das Steinkreuz "Einarm". Wir haben es neu errichtet. Es ist ein Teil unserer Kulturlandschaft und soll es auch für kommende Generationen bleiben. (Kunzmann 2010)

Der "Einarm" liegt abseits der Straße Priesendorf-Lembach am Feldweg gegen Tütschengereuth am Wegrand. Das Feld, auf dem der Stein stand und heute noch liegt, ist das Einarmfeld. Der Name kommt daher, weil diesem Steinkreuz seit undedenklichen Zeiten der eine Querarm fehlt. Da der Längsbalken abgebrochen ist, hat das liegende Stück nur eine Höhe von 84cm, die Balkenbreite nur 60cm (weil ein Arm fehlt), Steinstärke ist 34cm. Am senkrechten Teil 3 eingemeiselte Kreuze, Höhenmarke. Nun erweitert sich die oben angegebene Sage [er meint den Pflugscharstein in der Nähe des "Messinger Herrgott" wo auch eine ähnliche Sage erzählt wird], wie folgt: Ein Bauer schickte seinen Sohn an der Stelle des "Einarmes" nach Lembach, um dort Pflugschar und Pflugsäge zum Schärfen abzuliefern. Als der Sohn beides nicht tragen wollte oder konnte, verwundete der Vater seinen Sohn mit der Pflugsäge. An der Stelle des Pflugscharensteines sank der Sohn tödlich nieder. (Seel 1969)

Sage: Ein Bauer aus Trabelsdorf (in Trunstadt erzählt man aus Trunstadt, in Priesendorf aus Priesendorf) pflügte auf seinem Acker. Als die Pflugscharen stumpf geworden waren, sollte der Bub die Schar zum Schmied bringen und sie wieder schärfen lassen. Es dauerte sehr, sehr lange, bis der Bub zurückkam. Darüber war der Vater sehr zornig. Um den drohenden Schlägen zu entgehen, wollte der Bub ausreißen. Aber der Vater warf die Pflugschaft nach ihm. Die scharfe Schneide traf den Jungen an der Schulter und trennte ihm den Arm ab.

Quellen und Literatur:
Seel, Alfred - Aufnahme der Flurdenkmale um Bamberg, 1969, unveröffentlichtes Manuskript im Stadtarchiv Bamberg
Deutsche Steinkreuzforschung, 1984, Informationsbrief I/84.22, S.21
Kunzmann, Inge - Der "Einarm" in unserer historischen Kulturlandschaft, in: Mitteilungsblatt der Gemeinde Viereth-Trunstadt, 31.Jahrgang, Freitag, den 21.Mai 2010, Nr.20
Fränkischer Tag, Ausgabe A, Nr.103 vom 6.05.2010
recherchiert und bebildert von Erich Sauer, Strullendorf (Foto vom 26.08.2010)
Ergänzungen von Gernot Werner, Balgstädt (Foto vom 25.02.2012)


Sühnekreuze & Mordsteine