Deutschland Bayern Lkr. Amberg-Sulzbach

Thanheim / OT von Ensdorf

PLZ: 92266

GPS: N 49° 20,326', O 11° 59,498'

Standort: Steinkreuz an der Straße von Thanheim nach Ruiding (Haselbach), ca. 450m nordöstlich von Thanheim, kurz vor der kleinen Ortschaft Ruiding, linkerhand, tief in die Böschung eingesunken.

Größe / Material: 68:57:19 / Sandstein

Geschichte: Benennung: "Graserin von Thanheim", "Hex", "Graserin" und "Gosmoad". Vom Sandsteinkreuz ist nur noch ein kümmerlicher Rest unter einer Efeupflanze vorhanden. Oben wurde ein neues Eisenkreuz (Blech) angebracht. Die Efeupflanze ist innig mit dem Stein verwachsen.

Kreuzform kaum noch erkennbar, primitive Ritzzeichnung. Früher stand die Säule auf der anderen Seite der Straße mitten in einem Acker und war beim Pflügen sehr hinderlich. Erst in neuerer Zeit wagte man aber, sie zu versetzen, weil es hieß, daß der Boden unter ihr blutig sei. Der Aberglaube ist wohl darauf zurückzuführen, daß in dem besagten Acker rote Erde zu finden ist. - Es ist eher anzunehmen, daß an der fraglichen Stelle ein Mord geschah und vom Täter ein Steinkreuz zur Sühne errichtet wurde.
Dieses ist im Laufe der Zeit so stark verwittert, daß nur mehr ein Ansatz eines Balkens zu finden ist, und das hat vielleicht zur Bildung der Sage Anlaß gegeben. (nach H. Jungwirth). (Schmeissner 1977)

Links an der Straße Thanheim - Ruiding, etwa 600m von Thanheim entfernt.
Bei dem braunen Sandsteinstumpf - er ist 65cm hoch, 24cm stark und 55 bis 60cm breit - handelt es sich sehr wahrscheinlich um den Rest eines Steinkreuzes. An den Seiten weist der Stein geringfügige Ausbuchtungen auf, die als Überbleibsel des Querbalkens gedeutet werden können.
Wann und warum dieses Steinkreuz errichtet wurde, ist nicht bekannt. Es gibt aber eine alte Sage, nach der dieser unter dem Namen "Hex", "Graserin" und "Gosmoad" bekannte Stein eine versteinerte Frau darstellt. [...] Die Kinder in Thanheim wurden früher immer angewiesen, den Stein zu meiden, weil es dort spuke. Obwohl der Stein beim pflügen hinderlich war, wagte man es früher nicht ihn zu versetzen. Erst beim Straßenbau im Jahre 1965 mußte er weichen und bekam einen Platz an der Straßenböschung. Vorher stand er in einem Feld, etwas näher bei Thanheim. (Hoffmann 1974)

Sage: 1. Eine Magd graste am Abend vor einem Feiertag beim Gebetläuten weiter, ohne sich darum zu kümmern. Vorübergehende machten sie auf ihr Tun aufmerksam, aber die Magd antwortete ihnen frech, ihr Tun sei so wenig sündhaft als ihre Sichel in der Luft hängen bleibe. Dann warf sie die Sichel in die Luft. Dieselbe kam aber nicht mehr zurück und vor Schrecken darüber wurde die Frevlerin knieend, wie sie war, zu Stein. (Verschiedene ähnliche Fassungen dieser Sage berichten in ihrem Grundmotiv das gleiche). (Schmeissner 1977)
2. Spät Abends vor dem Festtage der heiligen Jungfrau, bei Mondschein, graste die Mühlmagd am grünen Brühl, und arbeitete auch während das Ave Maria geläutet wurde; ja statt zu beten, fluchte und rief sie: "Heul nur zu! mich kümmert es wenig, denn du Maria hast nie Futter gebraucht, wie eine Grasmagd." Es nahte ein Geisterzug dem Brühl, dessen Gebet zu den Ohren der Dirne drang, aber selbst jetzt noch trieb sie ihren Spott. Da trat ein kleines Männchen aus dem Zug und rief zur frevelnden Dirne empor: weil dein Herz hart wie Stein ist, so sollst du auch zu Stein werden. Noch sieht man die knieende, grasende Magd in Stein verwandelt. (Schöppner

Quellen und Literatur:
Schöppner, A. - Die grasende Magd zu Haselbach, in: Sagenbuch der bayerischen Lande, München 1852, S.136, Nr.586
Hoffmann, Herbert - Wegkreuze, Marterln und Kapellen im Landkreis Amberg (südöstlicher Teil), 1974, S.172-173
Schmeissner, Rainer, H. - Steinkreuze in der Oberpfalz, 1977, AM-SUL 24, S.145
recherchiert und bebildert von Franz Höreth, Kümmersbruck


Sühnekreuze & Mordsteine