Deutschland Bayern Lkr. Aschaffenburg

Stockstadt
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PLZ: 63811

GPS: N 49° 58.210', O 9° 2.190'

Standort: Im Oberhübnerwald zwischen Kieswerk und Bahnlinie.

Größe / Material: Rotsandstein

Geschichte: Benennung: "Kluge Kreuz". Über den Verbleib des Originalkreuzes ist derzeit nichts bekannt. Am Standort befindet sich eine Nachbildung aus dem Jahr 2004.

Steinkreuz. sog. "Kluges Kreuz", Rotsandstein, bez. 1695; im Oberhübnerwald zwischen Kieswerk und Bahnlinie. (Bay. Landesamt für Denkmalpflege)

In einem Gasthaus in Stockstadt saß am 27.Februar 1823 Valentin Klug und stärkte sich für seinen weiteren Weg nach Schafheim (Hessen). Klug war 27 Jahre alt und verheiratet. Er hatte in Stockstadt Vieh verkauft und deshalb viel Geld in seiner Jackentasche. Der Zimmergeselle Johann Scheid bemerkte das und folgte Klug in den Wald. Dort überfiel er Ihn, raubte ihm das Geld und erschlug Ihn. Der Raubmörder wurde verhaftet und zum Tode mit dem Schwert verurteilt.
Auf dem Exerzierplatz in Aschaffenburg fand die Enthauptung am 19.November 1823 durch einen Scharfrichter aus Würzburg statt. Es war die letzte öffentliche Hinrichtung in Aschaffenburg. Normalerweise fanden die Exekutionen auf dem Galgenbuckel in Damm statt. Aber wegen der zu erwarteten Menschenmenge wählte man den heutigen Volksfestplatz.
Etwa 10.000 Schaulustige waren gekommen um zu gaffen. Aschaffenburg hatte damals 7000 Einwohner, die meisten kamen aus dem Umland beigeströmt. Zur Sicherheit war eine Abordnung Soldaten anwesend. Der Mörder saß auf einem Stuhl, man hatte ihm die Augen zugebunden. Der Henkerknecht zog ihm den Kopf an den Haaren hoch, damit Schultern und Nacken frei waren. Mit einem Schwerthieb schlug ihm der Henker den Kopf ab. Den ersten Hieb verfehlte der Scharfrichter und traf nicht richtig. Schwer verletzt und blutend sprang Johann Scheid vom Stuhl auf und schrie laut "O Jesu O Jesu". Die Soldaten fingen ihn ein und warfen ihn zu Boden, wo ihm der Henker den Kopf abhieb. Die Zuschauer waren empört, und wollten den Henker lynchen, nur die Soldaten konnten das verhindern. Bei der Obduktion am nächsten Tag ergab sich, dass der erste Hieb nur den Rücken traf und bis auf die Lunge durchgeschlagen hatte.
Die Hinrichtung war nach dem damaligen Rechtsempfinden des Volkes akzeptiert, wenn der Henker aber nicht gleich beim ersten Hieb traf und der Kopf nicht rollte, so war das eine Schande. Man nannte es "butzen", und das Volk versuchte dann den Henker zu töten. Wenn der Kopf des Delinquenten beim ersten Hieb rollte, klatschten die Leute Beifall.

An dem Fundort der Leiche des Valentin Klug errichtete man ein Steinkreuz. Auch die Waldabteilung und der Waldweg heißen bis heute "Klug Kreuz".
In den 1960er Jahren zerfiel das Kreuz immer mehr, man holte es aus dem Wald und lagerte es im Bauhof der Gemeinde Stockstadt. Roland Bauer kennzeichnete den Platz mit einem Holzpfahl. Auf Initiative des Heimat- und Geschichtsvereins fertigte man ein neues Kreuz und eine Bronzetafel und stellte beides am 12.Juni 2004 auf. (pfarrei-stockstadt.de)

   Aschaffenburg, 19.Nov. Heute vor Mittag um 10 Uhr wurde der ledige Zimmergeselle Johann Scheid aus Meerholz, gräflich isenburgischen Gebiets, wegen des Raubes 4.Grades, den er am 26.Febr. d.J. bei Stockstadt an Valentin Klug aus Großwallstadt, k. Landgerichts Obernburg, welcher, nach mehreren erhaltenen tödtlichen Wunden, auf der Stelle todt blieb, beging, mit dem Schwerte hingerichtet. (Aschaffenburger Zeitung 1823)

Sage:

Quellen und Literatur:
Aschaffenburger Zeitung, Nr.277 vom 19.11.1823
Schmittner, Monika in: Spessart-Heft vom 19.11.2008
Das Kluge-Kreuz, auf: pfarrei-stockstadt.de
Denkmalliste Stockstadt, S.3 unter D-6-71-155-28
recherchiert von Martina Wieland


Sühnekreuze & Mordsteine