Deutschland Bayern Lkr. Neustadt an der Waldnaab

Roschau / OT von Theisseil


Blick zum Standort
Foto: Lingl (2008)

die andere Seite
Foto: Lingl (2008)

Zustand im
Oktober 2007
Foto: Lingl

Blick zum Standort
Foto: Basler (2007)

Ostseite
Foto: Basler (2007)

Westseite
Foto: Basler (2007)

Zustand 2006
Foto: Hausner

PLZ: 92637

GPS: N 49° 43,321', O 12° 11,472'

Standort: Aus Neustadt a.d. Waldnaab kommend fährt man in Richtung Theisseil und läßt Kloster St. Felix links (nördlich) liegen. Dann biegt man nach links ab und gelangt zur Ortschyaft Aich. Sofort nach dem Dorfweiher geht es dann links hinauf durch die Felder Richtung Wald; nach ca. 500m ist auf der Hochfläche eine kleine Wegkreuzung, an der sich bei einigen hohen landschaftsbeherrschenden Bäumen das Steinkreuz befindet.

Größe / Material: 58:33:23 / Granit

Geschichte: Im August 2008 konnte das Steinkreuz wieder am alten Standort vorgefunden werden.

Bei herrlichem Wetter unternahm ich (Staniczek) heute eine kleine Exkursion nach Aich und konnte mich u.a. davon überzeugen, dass das Steinkreuz NEW 64 Roschau immer noch nicht wieder aufgestellt worden ist, das Standloch ist im Boden noch gut zu erkennen. Auf dem Rückweg besuchte ich Herrn Hermann Bauer in Aich, den Besitzer, der mir interessiert und aufgeschlossen Auskünfte zum betreffenden Steinkreuz, das noch immer in seinem Hof an besagter Scheunenwand liegt:
1. Anscheinend wurde das Kreuz nach seiner Beobachtung angefahren und lag auf der Wiese;
2. bei einem zweiten Augenschein war das Kreuz an der Sitzbank unter den Bäumen angelehnt, möglicherweise abholbereit durch Diebe;
3. Herr Bauer brachte das Kreuz zu seinem Hof in Aich um es sicher zu stellen;
4. die vermeintliche Restaurierung erfolgte lediglich durch Regen- und Schmelzwasser, Sandstrahlung erfolgte mit Sicherheit nicht, Flechten sind nach wie vor erkennbar (Herr Bauer war der Ansicht, Denkmal muss in Würde altern können);
5. eine Umsetzung an den Originalstandort (auf Betreiben von Herrn Bauer) wird - wie schon bei der Sicherstellung besprochen - durch die Gemeinde Theisseil erfolgen, die durch verschiedene kommunale Ereignisse damit bisher ein wenig in Verzug geraten ist, dies aber sicher in Kürze vollziehen wird;
6. sogar die Polizei hat sich schon - wahrscheinlich von Spaziergängern alarmiert - nach dem Kreuz erkundigt, erstaunlich, wie sensibel in manchen Regionen reagiert wird.
Rätsel gelöst - vorbildlicher Umgang mit einem Denkmal! (Staniczek 03/2008)

Unten in Aich sah ich dann in einem Hof dieses wunderschöne alte Steinkreuz. [...] Der Hof befindet sich am Dorfweiher, am erwähnten Standort - 500m weiter - steht kein Steinkreuz! Gut möglich das es dasselbe ist, und der Landwirt sich darum kümmert und es neu aufstellt. (Lingl 10/2007)

[...] Ich nehme an, dass die Schräglage des Steinkreuzes und sein Standort in unmittelbarer Nähe eines Holzlagerplatzes den Besitzer (Landwirt in Aich) veranlasst hat, etwas zur Sicherheit des Objekts zu unternehmen. (Staniczek 10/2007)

Es wurde vor kurzem neu in die Wiese auf der Nordseite der Wegegabel gesetzt. (Basler 03/2007)

Granitkreuz, ca. 90cm hoch, nach hinten geneigt. Die beiden Arme sind abgebrochen. Sowohl auf der Vorderseite wie auch auf der Rückseite ist eine Pflugschar eingemeißelt; vorne mit der Spitze nach unten, hinten mit der Spitze nach oben.
Der Standort ist nördlich von Roschau an einer Wegkreuzung, gegenüber von einem kleinen Feldgehölz mit Eichen, Birken, Holunder und Schlehen. Hinter dem Kreuz sind zur Zeit Baumstämme gelagert. Früher verlief hier der direkte Weg von Wilchenreuth nach Neustadt, der ein Stück weiter südöstlich noch deutlich als Hohlweg im Wald zu erkennen ist. Auffällig ist, daß auf sehr vielen Steinkreuzen eine Pflugschar abgebildet ist. Häufig ist damit eine Sage verbunden, wonach jemand mit einer Pflugschar erschlagen worden sein soll. In diesem Fall ist aber nichts über die Bedeutung der Abbildung überliefert. Vermutlich handelt es sich aber um das Standeszeichen des Ermordeten, also eines Bauern. Im Volksmund wird dieses Steinkreuz auch "Schwedenstein" genannt. Ob die Verbindung mit den Schweden nur entstand, weil der tatsächliche Grund für die Aufstellung nicht mehr bekannt ist, oder ob tatsächlich ein Zusammenhang besteht, läßt sich wohl nicht mehr klären. Tatsache ist, daß die Stadt Neustadt a.d. Waldnaab 1634 von den Schweden eingenommen wurde und Schiller in seinem "Wallenstein" von einer Schlacht bei Neustadt berichtet. Vermutlich ist das Kreuz aber zeitlich schon früher einzuordnen und könnte als Sühnekreuz oder Unfallkreuz aufgestellt worden sein. (Betz 2000)

Schräg im Boden steckend, z.T. starke Verwitterungsspuren; auf Vorder- und Rückseite je eine Pflugschareinmeißelung, linear (Spitze nach unten gerichtet). Beide Arme verstümmelt. (Schmeissner 1977)

43. Roschau
Das kleine Dorf Roschau, eine gute halbe Stunde östlich von Neustadt, über St. Felix auf der Hochfläche in einer seichten, nach Süden offenen Mulde gelegen, hatte früher einen Edelsitz. Von der ehemals kleinen Burg sind nur mehr geringe Reste des Graben und Wall erhalten. Während der eigentliche Burghügel schon zum allergrößten Teil abgegraben ist. Von hier stammt das Geschlecht der Roschauer; sie waren Ministeriale der Landgrafen von Leuchtenberg.
117. Steinkreuz, Granit, 53 cm hoch, 40 cm breit, 26 cm dick. Es steht am Fuhrweg von Neustadt nach Wilchenreuth, dort, wo der Weg von Aich einmündet, auf einer kleinen Ödfläche in der Ackerflur, die mit Strauchwerk bewachsen ist. Neben einer kleinen Eiche steht das Kreuz bis an den Querbalken im Boden versunken, an der Vorderseite eine deutsche Pflugschar mit der Spitze nach unten. Rückseite die gleiche Darstellung. Die Querbalken sehr stark verwittert, ebenso die obere Partie des Kreuzes. (Hardt 1956)

Sage:

Quellen und Literatur:
Hardt, Michael - Die Flurdenkmäler des Landkreises Neustadt a.W. und des Stadtkreises Weiden, in: Das Steinkreuz, Jahrgang 12, 1956, Heft 1/2, S.23
Schmeissner, Rainer, H. - Steinkreuze in der Oberpfalz, 1977, NEW 64, S.204
Betz, Michael - Flurdenkmäler der Gemeinde Theisseil im Landkreis Neustadt a.d. Waldnaab, in: Beiträge zur Flur- und Kleindenkmalforschung in der Oberpfalz, 23.Jg. 2000, S.3-67
Staniczek, Peter - NEW 64 Roschau
Bild Ergänzung von Carolin Hausner (2006)
Ergänzungen von Thomas Lingl (Fotos von 10/2007, 08/2008), Luhe; Michael Betz, Weiden und Peter Staniczek, Vohenstrauß
Recherchen von Paul Basler, Schwarzenbach / Saale (Fotos von März 2007)


Sühnekreuze & Mordsteine