Deutschland Bayern Lkr. Hof

Nentschau (I)


Blick zum Standort

Aufnahme von 2003
Foto: Gerth

PLZ: 95194

GPS: N 50° 19,438', O 12° 5,361'

Standort: An der Straße von Nentschau ins Dreiländereck (Mittelhammer) in einer Senke bei vier Eichen.

Größe / Material: 80:46:26 / Granit

Geschichte: Bei der durchgeführten Flurbereinigung wurden bestehende Feldwege aufgelassen oder neu angelegt. Unser Steinkreuz stand nun auf einmal sehr ungünstig fast in der Mitte eines Ackers. Es mußte also ein neuer Standort gesucht werden. Der fand sich ungefähr 200 Meter östlich des alten Platzes an der Straße von Nentschau zur Landesgrenze bei Unterwieden, wo ein Flurweg am Steinseifelsbach abzweigt. Der neue Standort war in Übereinstimmung mit dem Flurbereinigungsamt Bamberg festgelegt worden. Diese Behörde ließ auch den Platz richten und vier Eichen anpflanzen. Im April 1980 kam es dann zur Neuaufstellung des Kreuzes. Gemeinsam haben 3 Steinkreuzforscher und 2 Landwirte die Versetzung vorgenommen. Dieses Kreuz ist aus Granit und schon stark verwittert. Von den Kreuzarmen ist nur noch wenig sichtbar. Es ist 93cm hoch, 46cm breit und 26cm dick. Die ganze Länge ist 125cm. Der Stamm verbreitert sich leicht nach unten.
Das Steinkreuz soll schon früher einmal seinen Standort gewechselt haben. Zuletzt stand es an dem ehemaligen Kirchensteig von Mittelhammer nach Posseck, der durch die Flurbereinigung verschwand. (Bucka / Heland 1986)

Steinkreuz, östlich von Nentschau, am Weg Landesgrenze - Wieden, steht bei der Wegabzweigung des ehemaligen Kirchensteiges nach Posseck, unweit der Zonengrenze, ein altes, sehr verwittertes Steinkreuz. Ein Teil des Querbalkens ist noch sichtbar. Es ist 63cm hoch, 45cm breit und 25cm dick. Nach Angabe des Gutsbesitzers Friedrich Wolfrum aus Unterzech, auf dessen Grund das Kreuz steht, stand es früher einige Meter vom Weg entfernt im Feld und wurde erst von seinen Vorfahren an den jetzigen Standort, einen mit Büschen bewachsenen Feldrain, gebracht. Die Sage berichtet von zwei Burschen aus Mittelhammer, das in alter Zeit zum Kirchenspiel Posseck gehörte, die auf dem Heimweg vom Gottesdienst in Streit gerieten. Dabei erschlug einer, der sehr jähzornig war, seinen Kameraden. Auch wird erzählt, daß an dem Standort des Kreuzes im 30jährige Krieg ein Oberst gefallen war und begraben wurde. (Bucka 1969)

7. Das Steinkreuz bei Nentschau
An der Wegabzweigung Unterzech (Gemeinde Nentschau) nach Posseck in Sachsen steht ein stark verwittertes Kreuz. Der Bauer Wolfrum von Unterzech, auf dessen Grund und Boden das Kreuz steht, berichtete:
Zwei Mittelhammerer Kirchgänger kamen von Posseck, wozu Mittelhammer früher kirdisprengelmäßig gehörte, von ihrem Kirchgang über den Pfarrhiigel wieder nach Hause. Sie gerieten wegen eines Mädchens, das jeder gerne besitzen wollte, in Streit, wobei der eine von dem anderen, der sehr jähzornig war, erschlagen wurde. Zum Gedächtnis an diese Untat wurde das Sühnekreuz gesetzt.
Eine andere Überlieferung spricht von einem Streit um Glaubensfragen während des Dreißigjährigen Krieges. (Döberlein 1965)

   Das zweite Steinkreuz. Am Possecker Friedhofe vorüber führt der Weg aufwärts, einem Walde zu, geht an dessen Nordseite entlang und überschreitet beim letzten Baume die sächsisch-bayrische Grenze. Die Häuser rechts unten sind Unterzech, links oben Wieden, geradeaus Mittelhammer. Da steht rechts am Wege, bei einer Gabelung, das bayrische Steinkreuz. Allerdings ist es schwer als solches zu erkennen. Denn beide Seitenarme fehlen, und nur wulstartige Ausladungen deuten die Kreuzesform an. Ich halte das unscheinbare Steinmal für einen verstümmelten Kreuzstein, obwohl nirgends in der Steinkreuzliteratur etwas darüber berichtet wird. - Ein alter Straßenzug strich hier nach Regnitzlosau oder Hof zu. (Apitzsch 1932)

Sage: 1. Zwei Kirchgänger aus Mittelhammer gerieten in Streit wegen eines Mädchens und sollen sich hier gegenseitig umgebracht haben.
2. Zwei Burschen kamen auf dem Heimweg vom Gottesdienst in Posseck in Streit. Dabei erschlug einer, der sehr jähzornig war, seinen Kameraden.
3. Im 30jährigen Krieg soll hier ein Oberst gefallen und auch begraben worden sein.
4. Bei einem Streit um Glaubensfragen während des Dreißigjährigen Krieges soll hier einer erschlagen worden sein.

Quellen und Literatur:
Apitzsch, Paul - Wo auf hohen Tannenspitzen, 1932, S.122
Trukenbrod, Georg - Steinkreuze im Bezirksamte Rehau, in: Der Siebenstern 10/1937
Döberlein, Christian / Döberlein, Hansgeorg - Steinkreuze / Kreuzsteine und steinerne Flurdenkmäler im Landkreis Rehau, Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde im Schulamtsbezirk Rehau, 1965, S.25, Nr.7
Bucka, Hans - Flurdenkmale der Stadt Selb und des Landkreises Rehau, in: Mitteilungsblätter der Deutschen Steinkreuzforschung, 25.Jg., 1969, Heft 2, S.12, Nr.27
Bucka, Hans / Heland, Oskar - Die Steinkreuze u. Kreuzsteine im Lkr. Hof und in der Stadt Hof, Hof, 1986, S.32
Bucka, Hans - Drei Steinkreuze um das "Dreiländereck", in: Siebenstern, Nr.5/1992, S.182-184
recherchiert und bebildert von Paul Basler, Schwarzenbach / Saale und Sven Gerth, Pfaffroda (Foto von 2003)



Nentschau (II)


Abbildung bei
Bucka (1969)

GPS: N 50° 19,527', O 12° 4,036'

Standort: Der Kreuzstein befindet sich am nördlichen Ortsende von Nentschau unmittelbar nördlich der Straße, die zur Ortsumgehungsstraße Richtung Posseck (Sachsen) führt.

Größe / Material: 40:44:15 / Granitplatte

Geschichte: Es war im Oktober 1977, als der Fahrer einer Schubraupe den unscheinbaren, am Straßenrand stehenden Kreuzstein mit in den Unterbau der neuen Straße schieben wollte. Die als Zuschauer anwesenden Schüler Klaus und Dieter Gebhardt und Klaus Zeeh aus Nentschau protestierten und holten ihren Lehrer herbei. Der Kreuzstein wurde mit einem Handwagen zum Nentschauer Schulhof gebracht. Dort war er sicher. Im April 1980 konnte dieser Kreuzstein am Nordausgang von Nentschau, unweit seines alten Standortes, wieder aufgestellt werden. In Absprache mit der Flurbereinigung unterstützten zwei Landwirte der Gemeinde die drei Steinkreuzforscher bei ihrer Arbeit. Der Kreuzstein ist aus Granit, 70cm hoch, 44cm breit und 15cm dick. Auf beiden Seiten ist jeweils ein lateinisches Kreuz eingemeißelt. Wegen der Form des Steines und der halbrunden Vertiefung an der Seite ist es sehr wahrscheinlich, daß dieser Kreuzstein aus einem halben oder auch zerbrochenen Mühlstein entstanden ist.
Es war früher Brauch, auf dem Platz einer ehemaligen Kirche oder Kapelle ein Kreuz aufzustellen. Wir nehmen an, daß der Kreuzstein an der Stelle steht, an der die im Hofer Landbuch von 1502 genannte "Cappeln Nembtschka" stand, die dann später einging. (Bucka / Heland 1986)

Am Weg von Nentschau zur Straße nach Posseck steht dicht am Ortsrand ein kleiner Stein, in dem deutlich ein eingehauenes Kreuz sichtbar ist, das die ebene Vorderseite in vier gleiche Felder teilt. Der Stein ist aus Granit, 60cm hoch, 44cm breit und 15cm dick. (Bucka 1969)

Sage: Es wird erzählt, hier liegt ein französischer Soldat oder Offizier aus der Zeit der Befreiungskriege von 1813 begraben.

Quellen und Literatur:
Bucka, Hans / Heland, Oskar - Die Steinkreuze u. Kreuzsteine im Lkr. Hof und in der Stadt Hof, Hof, 1986, S.33
Bucka, Hans - Flurdenkmale der Stadt Selb und des Landkreises Rehau, in: Mitteilungsblätter der Deutschen Steinkreuzforschung, 25.Jg., 1969, Heft 2, S.12, Nr.28
Bucka, Hans - Die Flurdenkmale der Stadt Selb und des ehem. Landkreises Rehau. Nachträge und Berichtigungen, Rehau 2/1979
Döberlein, Christian - Steindenkmäler im Landkreis Rehau, Rehau 1965
Heland, Oskar - Alte Flurdenkmäler im Kirchenspiel, Gemeindebrief 4/1971
Brix, M. - Ehemaliger Landkreis Rehau und Stadt Selb, Bayerische Kunstdenkmale 34/1974
Schubert, Edgar - Schüler retteten Flurdenkmal vor Zerstörung, in: Rehauer Tageblatt vom 6.5.1980
recherchiert von Paul Basler, Schwarzenbach / Saale



Schüler retteten Flurdenkmal vor Zerstörung
Kreuzstein vor Verschwinden Im Unterbau neuer Trasse bei Nentschau bewahrt
Ehrung vorgeschlagen

   NENTSCHAU. - Ein schönes Beispiel mutigen Einsatzes für den Erhalt heimatgeschichtlicher Zeugnisse haben drei Schüler aus dem Ortsteil Nentschau der Gemeinde Regnitzlosau gegeben. Ihrem entschlossenen Dazwischentreten ist es zu verdanken, daß bei den Flurbereinigungsarbeiten ein Flurdenkmal in Nentschau nicht für immer verlorengegangen ist. Wie der Heimatpfleger im Landkreis Hof, Konrektor i.R. Oskar Heland aus Nentschau erklärte, hatten der Realschüler Klaus Gebhardt sowie die Hauptschüler Dieter Gebhardt und Klaus Zeeh bereits im Oktober 1977 den unscheinbaren Kreuzstein am Nordausgang, von Nentschau vor der Vernichtung bewahrt. "Sie haben sich gegenüber dem Fahrer einer Schubraupe durchgesetzt, der den Stein in den Unterbau der neuen Trasse hieven wollte", berichtete der Kreisheimatpfleger. Die Jungen hätten dann den Kreuzstein gesichert, den Heimatpfleger verständigt und beim Transport des Steines auf einem Handwagen zum einen Kilometer enfernten Schulhof geholfen.
"Ohne die Mithilfe der drei Schüler wäre das Flurdenkmal im Unterbau der neuen Trasse für immer verschwunden", stellte Heland fest.

Die Nentschauer Hauptschüler Dieter Gebhardt und Klaus Zeeh vor dem von ihnen geretteten Kreuzstein. Zusammen mit dem Realschüler Klaus Gebhardt, der nicht dabei sein konnte, als diese Aufnahme entstand, bewahrten sie das Flurdenkmal vor dem Verschwinden im Unterbau einer neuen Straße.

   In Absprache mit der Flurbereinigungsdirektion Bamberg und der Teilnehmergemeinschaft Nentschau wurde der Kreuzstein nun vor kurzem unweit seines alten Standortes wieder aufgestellt. Die Flurbereinigungsbehörde stellte das erforderliche Fundament zur Verfügung und übernahm zudem die Entlohnung der beiden Bauern, die mit ihren Traktoren an dieser Maßnahme beteiligt waren. Als Helfer wirkten auch die Rehauer Heimatkundler Hans Bucka und Realschuldirektor a.D. Höllerich bei der Neufestsetzung des Kreuzsteines mit.
   Den Kreuzstein hatte Oskar Heland im Jahre 1955 an der Abzweigung des alten Kirchsteiges nach Posseck in Sachsen entdeckt. Damals war der Stein in der steilen Straßenböschung fast eingewachsen gewesen. Erst nach der Freilegung im Jahre 1977 sei das eingehauene Kreuz auf der Rückseite zum Vorschein gekommen, erklärte der Kreisheimatpfleger. Der Stein hat eine Höhe von 70 Zentimetern, eine Breite von 44 Zentimetern und eine Dicke von 15 Zentimetern. "Es steht fest", berichtete Heland, daß man für diesen Kreuzstein einen halben oder zerbrochenen Mühlstein verwendet hat. Die runde Form und das runde Loch an der Seite weisen darauf hin." Wie weiter zu erfahren war, kennzeichnete der Kreuzstein mit zwei lateinischen Kreuzen die Stelle der ehemaligen "Cappeln Nembtschka", die 1502 im Hofer Landbuch mit den dreizehn zugehörigen Zinsbauern aufgeführt ist. Letztere mußten den Pfaffenscheffel, Korn und Habern, an die Großpfarrei Hof entrichten. Mit der Reformation dürfte nach Ansicht des Heimatpflegers die Kapelle eingegangen sein.
   Bereits am Tage vor dem Aufstellen des Kreuzsteines hatten Bucka, Höllerich und Heland das Steinkreuz östlich der Ausflugsgaststätte "Unterzech" um etwa 120 Meter nach Osten versetzt. Dieser neue Standort war in Übereinstimmung mit der Flurbereinigungsdirektion festgelegt worden. Die Behörde ließ in der Wegegabel, die jetzt als neuer Standort dieses Steinkreuzes dient, bereits im Herbst des vergangenen Jahres drei Eichen pflanzen und trug damit zur landschaftlichen Gestaltung der Umgebung bei. Außerdem wurden von der Flurbereinigung auch die beteiligten drei Bauern entlohnt, die mit zwei Traktoren bei der Neufestsetzung halfen.
   Nach diesen beiden Aktionen zeigte sich der Kreisheimatpfleger zufrieden mit den Leistungen der Steinkreuzforscher aus dem östlichen Bereich des Landkreises Rehau. Im nördlichen Teil des ehemaligen Landkreises Rehau, heute der nordöstliche Bereich des Landkreises Hof, bedauerlicherweise kaum ein Dutzend solcher Steinkreuze und sonstiger steinerener Zeugnisse der Vergangenheit erhalten geblieben.
Um so höher schätzen daher die Steinkreuzforscher das Verdienst der drei Nentschauer Schüler ein. In Würdigung dieses persönlichen Einsatzes hat Kreisheimatpfleger Oskar Heland in einem Schreiben an den Vorsitzenden der Deutschen Steinkreuzforschung, Werner Wiedemann, Nürnberg, vorgeschlagen, die Nentschauer Schüler Klaus und Dieter Gebhardt und Klaus Zeeh mit einer Urkunde der Deutschen Steinkreuzforschung auszuzeichnen.
Edgar Schubert
(Rehauer Tageblatt vom 6.5.1980)


Sühnekreuze & Mordsteine