Deutschland Bayern Lkr. Wunsiedel im Fichtelgebirge

Marktleuthen (I)

PLZ: 95168

GPS: N 50° 7,587', O 11° 58,706'

Standort: Das Steinkreuz steht am Weg vom sog. "Waldfrieden" nach Reicholdsgrün, wenige Meter nach der Abzweigung zur Eckenmühle, direkt am Waldrand.

Größe / Material: 62:41:18 / Granit

Geschichte: An der zum Weg gekehrten Seite des kleinen, unscheinbaren Kreuzes ist deutlich eine vertiefte Raute von 21,5cm Seitenlänge sichtbar, die aber jetzt leer ist. Irgendwelche Zeichen fehlen, jedoch ist anzunehmen, daß die Raute früher nähere Hinweise für das Motiv der Steinkreuzsetzung enthielt. Dem Vorübergehenden fällt dieses Kreuz am Rande des Raumetengrüner Forstes kaum auf. (Schmeissner 1980)

Sage: Eine Sage befindet sich in der "Kleinen Ortskunde des Landkreises Wunsiedel": Es soll zur Erinnerung an einen Unfall mit einem Pferdefuhrwerk gesetzt worden sein, wobei der Fuhrmann tödlich verletzt wurde. (Schmeissner 1980)

Quellen und Literatur:
Schmeissner, Rainer H. - Steinkreuze im Sechsämterland, in: Beiträge zur Geschichts- und Landeskunde des Fichtelgebirges 2, 1980, S.10, Nr.6
Ergänzungen von Paul Basler, Schwarzenbach / Saale



Marktleuthen (II)

GPS: N 50° 7,777', O 11° 59,679'

Standort: Das Steinkreuz steht wenig südlich der Flachbrücke über die Eger an einem Gebüsch vor dem jetzigen Feuerwehrhaus (früher Schlachthaus, Kommunbrauerei).

Größe / Material: 148:85:30 / Granit

Geschichte: Es handelt sich um ein äußerst wuchtiges, gut erhaltenes Steinkreuz. Deutlich ist auf der Vorderseite eine Reliefdarstellung erkennbar, die entweder eine Rasenhaue oder eine Fleischerhacke darstellen soll. Bei einer Egerregulierung im Jahre 1964 fanden Arbeiter diesen ca. 10 Zentner schweren Stein etwa dreißig Meter unter halb der Egerbrücke im Schlamm und Erdreich des Flussbettes.
Historiker stellten fest, dass dieses Kreuz eines der ursprünglichsten, ältesten und primitivsten Werke des Spätmittelalters im ganzen Landkreis ist; die Entstehung wird etwa in den Zeitraum 1450 bis 1520 datiert. Urkunden über das Motiv der Steinkreuzsetzung sind nicht vorhanden. Keiner der Marktleuthener Chronisten der letzten 200 Jahre erwähnte diesen Stein, so dass mit Recht angenommen werden darf, dass er bereits mehrere Jahrhunderte im Schlammbett der Eger lag. Verständlicherweise haben sich auch keine Sagen oder Geschichten über dieses Mal erhalten. Da der Stein im Flussbett der Eger aufgefunden wurde und dank seines enormen Gewichtes kaum weit von seinem ursprünglichen Standort entfernt worden sein mag, dürfte die Fundstelle mit der alten Egerfurt identisch sein, also mit der seichtesten Stelle weit und breit, über die auch die (Alt-)Straße nach Kirchenlamitz führte. (Schmeissner 1980)

Sage:

Quellen und Literatur:
Schmeissner, Rainer H. - Steinkreuze im Sechsämterland, in: Beiträge zur Geschichts- und Landeskunde des Fichtelgebirges 2, 1980, S.19-21, Nr.19
Ergänzungen von Paul Basler, Schwarzenbach / Saale



Marktleuthen (III)


Blick zum Standort

Detail

GPS: N 50° 7,692', O 11° 59,667'

Standort: In der nördlichen Außenmauer der evang. Pfarrkirche St. Nikolaus, sichtbar von der kleinen Gasse zwischen Rathaus und Kirche aus, ist in etwa 2,5m Höhe diese Platte eingemauert und wohl früher auch überputzt worden.

Größe / Material: 47:32:?

Geschichte: Das "Gesicht" der figürlichen Darstellung ist eindeutig später modelliert worden und ist nicht original.

Die erste Erwähnung einer Kirche in Marktleuthen fiel in das Jahr 1368, ein in die Nordwand des Kirchenschiffes eingemauerter Kreuzstein verweist jedoch stilistisch auf die Zeit vor 1200. (Wikipedia)

Sage:

Quellen und Literatur:
Wikipedia - Marktleuthen
recherchiert und bebildert von Paul Basler, Schwarzenbach / Saale (Fotos von Mai 2009)



Marktleuthen (IV)

GPS: N 50° 6,666', O 12° 2,557'

Standort: Etwa 150m östlich des Anwesens Nr.2 der kleinen, nur 5 Höfe umfassenden, Streusiedlung Karolinenhain.

Größe / Material: 90:52:18 / Granit

Geschichte: Der inschriftenlose Gedenkstein erinnert an die Ermordung des 31jährigen Adolf Seitz im Jahre 1919. Die ursprüngliche Inschrift im Gedenkstein, den die Witwe Lina Seitz noch während des Gerichtsverfahrens an der Mordstelle errichten ließ, lautete:
Wier wurde am 25. August 1919
Adolf Seitz von Karl Tröger ermordet,
weil
[= während] dieser bei Kießling weilte.
Die Gerichtsherren beanstandeten diese Inschrift bei verschiedenen Ortsbegehungen. Die Namensnennung des Mörders stelle eine üble Nachrede dar und es könne deswegen zu einer Zivilklage kommen. Doch die Witwe konnte das alles nicht fassen und brachte ihre ureigenste Meinung auf einen Nenner: "Wenn schon die Wahrheit nicht erlaubt ist, dann soll der Stein ohne Inschrift an die volle Wahrheit erinnern!" Daraufhin wurde die Inschrift abgehackt und seit dieser Zeit präsentiert sich der Stein als ein scheinbar inschriftenloses Denkmal.
Die Umstände des Mordes / Totschlages wurden und werden von der Familie des Opfers, der Täter-Familie und den Gerichtsherren unterschiedlich bewertet. Während die Opfer-Familie von einem geplanten Mord aus bloßem Neid und der versuchten Auslöschung einer Familie durch die Tötung des Ernährers sprach und spricht, legte die Gegenseite das Geschehen als Unfall bzw. Reaktion auf Diebstahl von Feldfrüchten aus. Der geistesschwache Knecht, welcher als Komplize von Tröger galt, soll später alle Einzelheiten von der Vorbereitung bis zur Tat genauestens berichtet haben.
Das Gerichtsurteil gegen Tröger lautete: Viereinhalb Jahre Gefängnis für Totschlag bei mangelnder Zurechnungsfähigkeit während der Tatzeit.

Sage:

Quellen und Literatur:
Seitz, Willy - Der "Mordstein" in Karolinenhain (Stadt Markleuthen) und sein historischer Hintergrund, in: Steinkreuzforschung, Sammelband Nr.20 (NF.5), 1993, S.58-64
recherchiert und bebildert von Harald Stark, Heimatpfleger im Landkreis Kulmbach (Foto von 2010)


Sühnekreuze & Mordsteine