Deutschland Bayern Lkr. Bayreuth

Köttweinsdorf / OT von Waischenfeld


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Inschrift

Erläuterungstafel

Abbildung bei
Zettler (1970)

PLZ: 91344

GPS: N 49° 48,430', O 11° 19,697'

Standort: 900m südöstlich der Kirche.

Größe / Material: 480cm hoch / Sandstein

Geschichte: Benennung: "Weiße Marter". In einer Kartusche im unteren Teil des Schaftes ist folgende Inschrift zu lesen:
In HonoreM
SanCtae TrInItatIs IsthaeC StatVa eX
Voto atqVe eXpensIs ottonIs
VVICh LanIoIs Carana CensIs
saLVtI statVs ereCta
est
Auf der Erläuterungstafel ist zu lesen:
Dreifaltigkeitsstatue
Nachbildung des Gößweinsteiner Gnadenbildes
Zu Ehren der Heiligen Dreifaltigkeit und auf Kosten des Otto Wich, Metzger aus Kronach, für das Heil seines Standes errichtet worden.
Heilung eines blinden Kindes im Jahre 1767.
Im Jahre 1770 wurde die Bildsäule vom Künstler Martin Muschele aus Bamberg fertig gestellt.
Renoviert im Jahre 29011
Stadt Waischenfeld
(Volksmund: Weiße Marter)

Die Weiße Marter
Diese 4,8m hohe Bildsäule gilt als die größte und schönste Marter der Fränkischen Schweiz. Aus vier Stücken zusammengesetzt, ist sie der hl. Dreifaltigkeit gewidmet. Prof. Karl Sitzmann schreibt die künstlerische Ausführung dem berühmten Bamberger Kunstbildhauer Martin Mutschele zu, der im 18.Jahrhundert viele Werke in der Fränkischen Schweiz schuf. Sockel und Aufbau sind im Stil des Rokoko mit Muschelwerkornamenten überzogen, die seitlich ausladend gestaltet sind und unmittelbar unter der Weltkugel den Körper Marias stilisiert wiedergeben, während der Kopf plastisch ausgeführt ist. Maria sitzt auf der Weltkugel, umrahmt von der hl. Dreifaltigkeit, die wiederum vom Glorienschein umstrahlt ist. (Diese Dreifaltigkeit ist übrigens eine Nachbildung des Gnadenbildes in der Basilika Gößweinstein.) Im unteren Teil des Schaftes ist eine Kartusche, von Rankenwerk umzogen, herausgearbeitet. Auf einer Fläche von 45x45cm ist darin folgende Inschrift eingemeißelt: In HonoreM/SanCtae TrInItatIs IsthaeC/StatVa eX/Voto atq Ve eXpensIs ottonIs/VVich LanIoIs Carana/CensIs SaLVtI statVs ereCta/est. Ins deutsche übersetzt: Zu Ehren der Heiligen Dreifaltigkeit ist diese Statue aufgrund eines Gelübdes und auf Kosten des Otto Wich aus Kronach für das Heil seines (Zu-)Standes errichtet worden. Unter dem lateinischen Text steht noch KR 1778/KPM 1779. Der Text ist in lateinischen Kapitalbuchstaben gehalten, wobei zwar immer große Anfangsbuchstaben verwendet werden, einige Lettern jedoch goldfarben ausgezogen und wesentlich höher gestaltet sind als die anderen. Diese Ausführung ist ein Chronogramm - schreibt Franz Zettler in Flurdenkmäler des Landkreises Pegnitz, 1970. Weiter berichtet er, dass das Datum der Errichtung im Text mitgeteilt wird, wenn man die vergrößerten und zugleich römische Zahlzeichen darstellenden Lettern zusammenzählt. Es ergibt sich das Jahr 1767 oder auch 1769, je nachdem ob man nur die einzelnen Zahlen zusammenzählt, oder ob man bei "IC" die Zahl 99 liest. Die beiden Jahreszahlen 1778/79 beziehen sich wahrscheinlich auf Renovierungsarbeiten. Bei solch einer Gelegenheit wurde die Bildsäule zum Schutz gegen die Witterung mit weißer Kalkfarbe überzogen, daher der Name Weiße Marter. Eigentlich heißt sie ja, wie oben schon erwähnt, Dreifaltigkeitsmarter. Auf der sonst glatten Rückseite sind noch das Auge Gottes, dann das IHS-Symbol (IHS = Jesus Heiland Seligmacher) und die Aufschrift Renoviert 1952 zu sehen. Nach einer Kirchenstiftung der Pfarrei Oberailsfeld von 1769 kostete die Aufstellung des Denkmals 300 Gulden. Der Eintrag lautet: Otto Wich zu Kronach legiert 20 Gulden als ein Kapital zur Erhaltung der Bildsäule St. Trinitatis, welch er hat bey Köttweinsdorf aufrichten lassen, mit dem Beysatz, daß von den abfallenden Zinsen jährlich gegen Bezahlung von 20 Kreuzern zu Oberailsfeld eine Messe soll gelesen werden, das übrige aber aufgehoben und zu Kapital geschlagen und wie sich die Zinsen vermehren, so wird auch das Stipendium um das Drittel des Zinses vermehrt.
Die Geschichte der Weißen Marter
In Kronach lebte ein Metzgermeister namens Otto Wich, der eine gutgehende Metzgerei besaß. So war er mit sich und der Welt zufrieden, bis er eines Tages schwer krank wurde. Er konsultierte einige Ärzte, doch keiner erkannte die Art der Krankheit, kein Medikament half. In seiner bitteren Not tat er den Schwur, eine Wallfahrt zur Basilika nach Gößweinstein zu unternehmen falls ihm Gott seine Gesundheit wiedergäbe. Und tatsächlich, wenige Tage nach seinem Gelübde besserte sich sein Zustand. Ein paar Wochen später glaubte er sich so weit bei Kräften, das Gelöbnis einzulösen und machte sich auf den Weg. Über Bayreuth, Waischenfeld, durchs Rabenecker Tal, dann den Waldweg hoch kam er um 1764 nach Köttweinsdorf und weiter auf die alte Verbindungsstraße Oberailsfeld-Moschendorf - Behringersmühle. Plötzlich und unerwartet sah er in der Ferne die Zwillingstürme der Dreifaltigkeitsbasilika in der Sonne glänzen. Dieser Anblick beeindruckte ihn dermaßen, daß er aus Freude darüber ein weiteres Gelübde ablegte. Hier an dieser Stelle wolle er zu Ehren der Heiligen Dreifaltigkeit eine Gedenksäule errichten lassen. Auf dem Rückweg von Gößweinstein machte er hier nochmal eine kleine Rast, bestätigte für sich diesen Wunsch und genoß die Aussicht, die heute leider von hohen Fichtenwäldern verwehrt ist. Schon 3 Jahre später, im Sommer 1767 brachten Fuhrwerke dieses monumentale Geschenk in vier Teilen und stellten die Marter auf. Bis in die 30er Jahre erinnerten sich die Kronacher daran und hielten hier auf dem Wallfahrtsweg nach Gößweinstein eine kleine Andacht. Einige Köttweinsdorfer Bürger erzählen die Geschichte etwas anders. Sie verbinden die Tatsache, daß Wich die Türme der Basilika plötzlich und unerwartet sah damit, daß Wich als Blinder hierherkam und plötzlich an der Stelle der Bildsäule wieder sehend wurde. Manche meinen auch, Wich kam mit seinem blinden Sohn hierher, der dann wieder das Augenlicht zurückbekam. Wie es auch sein mag, wir sollten uns freuen, eine so schöne Bildsäule in der Gemeinde zu haben. Sie ist es wert, gepflegt zu werden. (fraenkische-schweiz.de)

Nr. 129 - Am alten Wallfahrerweg von Unterailsdorf nach Moschendorf-Gößweinstein, zirka 400m östl. von Köttweinsdorf, steht die "Weiße Marter". 4,40m hoch, der geschweifte Sockel ist seitlich und vorne mit Voluten versehen. Darüber die von Wolken umgebene Gruppe der Krönung Mariens nach dem Vorbild des Gößweinsteiner Gnadenbildes. Auf der Rückseite die Monogramme Christi und Mariens, darüber "Aug Gottes". An der Stirnseite des Sockels Muschelwerkkartusche mit der Inschrift: In Honore M sanCtae Trlnltatls Ist haC stat V a e X Voto atgVe eXpens II Lanlonls Carana Censls saLVtl staVs ereCta est. Das Chronogramm ergibt die Jahreszahl 1767. Sandstein, aus drei Blöcken gefügt, mit erneuerter, farbiger Fassung.
Ein Metzgermeister Otto Wich von Kronach war fast erblindet und krank, da gelobte er, falls ihm der Himmel die Gesundheit und sein Augenlicht wiedergebe, eine Wallfahrt nach Gößweinstein. Wenige Tage nach dem Gelöbnis besserte sich sein Zustand so, daß er sein Versprechen in die Tat umsetzte und ging über Waischenfeld, in Rabenecker Tal, nach Unterailsfeld, auf die Höhe von Köttweinsdorf, den Wallfahrerweg nach Gößweinstein. Als er auf dieser Höhe ankam, sah er zu seiner großen Freude die Türme der Kirche von Gößweinstein. Nun machte er ein zweites Gelöbnis: "an dieser Stelle wolle er eine Marter errichten lassen, zur Ehre der hl. Dreifaltigkeit".
Im Kirchenbuch von Oberailsfeld vom Jahre 1769 heißt es: "Otto Wich von Cronach legiert 2fl. als ein Kapital zur Erhaltung der Bildsäule St. Trinitatis, welche er bei Köttweinsdorf hat aufrichten lassen, mit dem Beisatz, daß von dem abfallenden Geldzins jährl. eine Messe soll gelesen werden gegen Bezahlung 20kr. in Oberailsfeld ..."
Die Bauern von Hasslach fuhren 1769 mit 6 Pferden die Säule, bestehend aus 4 großen Blöcken, auf den Berg. Die Aufstellung der Marter kostete 300 Gulden. (Zettler 1970)

Sage: 1. Der fast erblindte Metzgermeister Otto Wich gelobte eine Wallfahrt, wenn er Gesundheit und Augenlicht zurückerlange. Sein Zustand besserte sich und auf der Wallfahrt nach Gößweinstein entschloss er sich hier eine Marter zu errichten.
2. Heilung eines blinden Kindes im Jahre 1767

Quellen und Literatur:
Zettler, Franz - Flurdenkmale im Landkreis Pegnitz, Herausgegeben von der Deutschen Steinkreuzforschung mit Unterstützung des Landrates Pagnitz, 26.Jg., 1970, Heft 3/4, S.26-27, Nr.129
Weiße Marter, auf: fraenkische-schweiz.de (eingesehen am 18.Juli 2012)
recherchiert und bebildert von Erich Sauer, Strullendorf (Fotos vom 17.05.2012)


Sühnekreuze & Mordsteine