Deutschland Bayern Lkr. Bamberg

Hundshof / OT von Frensdorf


Blick zur Kapelle

Blick zur Standort

PLZ: 96158

GPS: N 49° 49,132', O 10° 50,106'

Standort: Ortsausgang von Hundshof, an der Verbindungsstraße Frensdorf-Stappenbach, in einer kleinen Kapelle

Größe / Material: 87:52:? (sichtbar) / Sandstein

Geschichte: Eingemauerter, verwitterter Bildstock in einer Kapelle. Sechs erkennbare Figuren, darunter Verzierungen und eine Jahreszahl 16[...] und ein R. Im oberen Teil Engelskopf. Leider ist bei der Renovierung der Kapelle in den 1980er Jahren der Bildstock teils eingemauert worden.
Die Bilder entstanden mit freundlicher Genehmigung der Familie Beßler, Besitzer der Kapelle

Sage:
Vorra bei Birkach.
Die Sage von Hundshof.
   Zur Zeit des Schwedenkrieges soll auch die Gegend bei Vorra hart mitgenommen worden sein. Ein Mann, aus dem Norden stammend, vielleicht ein schwedischer Soldat, verbarg sich unter einer Brücke bei Vorra und kaufte später die Einöde Hundshof um ein paar Hühner*). Die Frau des Bauern (oder eines seiner Nachkommen) hieß Anna. Sie war stolz, geizig und grob.
   Einmal erschien auf dem Hofe eine Bettlerin mit einen Kinde auf dem Arme. Die junge Bäuerin fuhr sie grob an und schimpfte über das Bettelvolk, das mit kleinen Kindern daherkomme. Darauf sagte die Bettlerin, sie wünsche ihr sieben Kinder auf einmal. Und dieser Wunsch ging in Erfüllung. Die Bäuerin bekam sieben Kinder, und weil sie sich wegen der großen Zahl schämte, rief sie die Magd und befahl ihr, sie solle sechs Kinder in die Butte tun, sie zu den Weihern (gegen die Reiche Ebrach hin) tragen und in das Wasser werfen; wenn ihr aber der Bauer begegne, so solle sie sagen, sie trage die jungen Jagdhunde in die Weiher. Richtig begegnete ihr der Bauer, hielt sie an und fragte, was sie in ihrer Butte habe. Die Magd gab zur Antwort: "Junge Jagdhunde!" Er verlangte sie zu sehen und erblickte zu seinen großen Erstaunen die sechs kleinen Kinder. Nun befahl er der Magd, ihn zu folgen. Der Bauer ging mit ihr durch den Wald in den reichen Ebrachgrund und gab dort in den nächsten Dörfern Wingersdorf, Herrnsdorf und Sambach die Kinder in Pflege; der Magd aber gebot er zu schweigen und nichts zu
   Als nun des Bauern Sohn, das siebente Kind, zur hl. Kommunion ging, redete der Bauer seiner Frau zu, noch sechs Kommunikanten einzuladen, damit ihr Sohn mehr Freunde habe; er selbst wolle die Einladung besorgen. Die Frau war damit einverstanden. So lud er die sechs Geschwister seines Sohnes zum Festmahl ein. Während des Mahls fragte der Bauer seine Frau, was man wohl einer Mutter tun müsse, die sechs Kinder umbringen wollte. Sie antwortete. "Eine solche Mutter solle sofort verbrannt werden". Nun sagte ihr Mann: "Du hast dein Urteil selbst gesprochen; denn das sind deine Kinder, die du umbringen, d.h. in die Weiher werfen lassen wolltest." Sie gab zur Antwort: "So will ich denn auch verbrannt werden."
   Ein Scheiterhaufen wurde errichtet und darauf die Frau verbrannt. An dem Orte, wo der Scheiterhaufen brannte, erbaute man eine Kapelle und zur Patronin der Kapelle erwählte man die hl. Anna, weil die Frau Anna hieß. Die Begebenheit wurde auf einen Stein darzustellen versucht; dieser Stein befand sich s.Z. hinter dem Altärchen und zeigte einen Mann und daneben sechs Körbe und 6 nackte Kinder.
   Die kleine Kapelle steht in der Nähe der Einöde Hundshof an der Straße nach Frensdorf. Der Hundshof selbst aber habe, wie man meint, seinen jetzigen Namen von den Kindern, die man als junge Hunde bezeichnete und die wie solche ertränkt werden sollten. (Klarmann / Spiegel 1912)
   Aus Hundshof stammend und mitgeteilt durch Herrn Pfarrer Beßler (aus H. gebürtig) in Bischberg und aus Stappenbach durch Herrn Oberpostrat Schmitt in Würzburg 1910.-R.)
*) Der alte Hundshof wurde mit der Zeit in zwei Höfe geteilt. Diese gehören jetzt mit Vorra zur Gemeinde Birkach    Von der Geburt mehrerer Kinder, die als junge Hunde (Welpen) ausgegeben wurden und getötet werden sollten, erzählen germanische, romanische und slawische Familiensagen (z.B. Ursprung der Welfen). Die Sagen gründen sich wahrscheinlich auf den weitverbreiteten Aberglauben, daß Zwillingsgeburten durch böse Geister veranlaßt sind und Unheil bringen; Naturvölker setzen darum Zwillinge aus oder töten sie (vergleiche die Sage von Romulus und Remus, die aber eine Wölfin auf Geheiß des Kriegsgottes Mars saugt.) Die Welpen- oder Welfensage wird auch noch auf andere uralte Anschauungen zurückgeführt, die jedoch nicht in Kürze dargelegt werden können und noch besserer Begründung bedürfen. S.
   Auch zu Renzenheim (BA. Scheinfeld, Mittelfranken) besteht eine ähnliche Sage: Das Schloßgut zu R. gehörte vormals der adeligen Familie von Hutten. Ihr Wappen enthält einen Hundskopf. Durch die Deutung des Wappens mag vielleicht die Sage entstanden sein, es sollen einmal von einer Mehrgeburt zwei Kinder in einer Butte fortgetragen werden, ohne daß der Vater etwas davon erfahre. Doch der Vater begegnete der Buttenträgerin und erfuhr das Vorhaben. Er ließ die Kinder heimlich aufziehen und brachte sie kurz vor ihrer Kommunion aufs Schloß zurück. Die Leute sagten nun: "Das sind die Hunde, die in der Butte fortgetragen werden sollten." (Aus R. durch Herrn Hauptlehrer Degel das. 1912.--K.).

Quellen und Literatur:
Klarmann, J.L. / Spiegel, K. - Vorra bei Birkach. Die Sage von Hundshof, in: Sagen und Skizen aus dem Steigerwald, Gerolzhofen 1912, S.74-75 (Nachdruck: ISBN 3-923006-18-7)
recherchiert und bebildert von Erich Sauer, Strullendorf (Fotos vom 7.02.2010)


Sühnekreuze & Mordsteine