Deutschland Bayern Lkr. Rhön-Grabfeld

Ginolfs (I) / OT von Oberelsbach

PLZ: 97656

GPS:

Standort: 190m südwestlich von Ginolf, rechts vom Weg zum ehemaligen Ort Gräfenhain.

Größe / Material: 101:72:23 / Kalkstein

Geschichte: Früher stand das Kreuz auf einen Steinrücken ca. 50m westlich.
Das Kreuz, verhältnismäßig groß, besteht aus Kalkstein, der jedoch schon sehr stark abgeblättert ist. Es ist wenig exakt und unsorgfältig gearbeitet.
Man findet es, wenn man in Richtung Westen das Dorf verläßt. Nach 300m biegt der Weg nach Süden. Nach weiteren 250m findet man das Kreuz in einer Wegegabelung stehen.
Der südliche Weg führt nach einem knappen Kilometer zur Wüstung Gräfenhain. Heute noch heißt die Flur "Gräfenhain", südlich davon "Vor der Kirche". Ein Gedenkkreuz zeigt den Platz an dem das Dorf gestanden hat. Noch 1374 wurde es als bestehendes Dorf erwähnt, 1418 wurde es erstmals als Wüstung bezeichnet.
Bis zum vorigen Jahrhundert zeigte man noch die Grundmauern des Turmes vom Herrenhaus der Ebersteins. Die Flur wurde 1550 von den Herren von Weyhers an die Gemeinde Weisbach verkauft. (Lob: Die Wüstungen der bayer. Rhön S.146). (Schätzlein 1985)

Sage: In Ginolfs wird folgende Sage erzählt:
Ein junger Bursche aus Ginolfs hatte sich unrettbar in ein Mädchen aus Gräfenhain verliebt. Zum Unglück war das geliebte Wesen ein Fräulein von Eberstein. Doch seine Liebe fand Erwiderung. In aller Heimlichkeit kamen die beiden zusammen und gestanden sich ihre Liebe. Doch der alte Ritter von Eberstein kam den Liebenden auf die Spur. Wutbebend trachtete er dem unstandesgemäßen Treiben ein schnelles Ende zu bereiten. Mit seinen zwei Söhnen lauerte er dem armen Burschen auf, als er von seinem Stelldichein nach Hause wollte. Jämmerlich wurde er erschlagen und am Wege liegengelassen. Das Kreuz erinnert heute noch an die Stätte seines Sterbens. (Schätzlein 1985)

Quellen und Literatur:
Schätzlein, Gerhard - Steinkreuze und Kreuzsteine im Landkreis Rhön-Grabfeld, 1985, S.78-79
recherchiert und bebildert von Barbara und Gert Künzl, Bürgel (Foto von Mai 2010)



Ginolfs (II) / OT von Oberelsbach


Lithographie von
Barbara Künzl

GPS:

Standort: Auf der Hochrhön, knapp 900m westlich vom Steinernen Haus. Die Hochrhönstraße schwingt in einem großen Bogen nach Osten um das Heidelsteinmassiv. Vom östlichsten Punkt der Straße führt ein Weg in die Wiesen. Von hier aus sind es 500m genau nach Osten.

Größe / Material: 150:92:30 / Sandstein

Geschichte: Auf dem rechten Arm (West-Seite) befindet sich eine runde Auswaschung (Näpfchen). Auf der Oberseite des linken (nördlichen) Kreuzarmes ist ebenfalls ein Näpfchen 5cm tief, 3,3cm breit. (Schätzlein 1985)

Sage: Diesem massiven Sandsteinkreuz schreibt der Volksmund, der das Steinkreuz am Gänsebrünnchen verdrängt oder vergessen hat, ebenfalls den Unglücksfall des Matthäus Rottmann und seiner Tochter (vgl. 5526.1) zu. Es sei ein Musikant gewesen, der auf dem Weg von Obereisbach nach Wüstensachsen an dieser Stelle mit seiner Tochter umgekommen sei.
Geläufiger ist jedoch für dieses Steinkreuz eine andere Sage:
Das Steinkreuz auf der Rhön
Vor vielen Jahren zog der Sohn des damaligen Bürgermeisters von Birx als Schmied in die Fremde, um sich noch besser auszubilden.
Nach drei Jahren erfaßte ihn bei der Kirchweih das Heimweh. Zu Weihnachten wollte er wieder zu Hause sein. Er meldete sich dort an und alle freuten sich. Den Rhein aufwärts gelangte er über Mainz, Frankfurt, Würzburg am Vorabend des Christfestes nach Bad Neustadt. Um zur Christmette in Birx zu sein, wählte der wegekundige Jüngling den Weg über die Rhön.
Doch die weiten Wiesenflächen mit ihren tückischen Nebeln wurden ihm zum Verhängnis. Stundenlang irrte er im Kreise umher, ohne den rechten Weg zu finden. Auf einem Basaltblock, der aus dem Schnee ragte, ließ er sich erschöpft nieder. Er verstarb und wurde an der gleichen Stelle begraben. Aus dem Basaltblock hieb man sein Grabkreuz.
Tatsächlich beschreibt Franz Anton Jäger in seinen "Briefen über die hohe Rhön Frankens" (Bd.II, S.59ff) sehr beredt die Gefahren der Hochrhön im Winter: "In der That kann man nie ohne Gefahr seines Lebens zur Winterszeit über dieses Gebirg reisen, und es ist nur zu oft der Fall, daß Leute bey hellem Tage diese Reise antreten, und dann so lange nicht mehr zum Vorscheine kommen, bis nach langer Zeit der Schnee zerschmilzt, und sie tot gefunden werden."
Möglich aber auch, daß aus diesen recht bekannten Briefen nach deren Erscheinen 1803 der Anlaß des Kreuzsetzens konstruiert wurde. In seinem Erscheinungsbild (vgl. S.16ff.) deutet dieses Kreuz eher auf eine Sühne als Anlaß des Steinsetzens hin. (Schätzlein 1985)

Quellen und Literatur:
Schätzlein, Gerhard - Steinkreuze und Kreuzsteine im Landkreis Rhön-Grabfeld, 1985, S.76-77
recherchiert und bebildert von Barbara und Gert Künzl, Bürgel (Foto von Mai 2010)


Sühnekreuze & Mordsteine