Deutschland Bayern Lkr. Coburg

Elsa


Blick zum Standort

die andere Seite

Zeichnung bei
Appeltshauser u.a.
(1981)

PLZ: 96476

GPS: N 50° 20.285', O 10° 48.454'

Standort: Links der Straße nach Rodach, 100m östlich der Gemarkungsgrenze bei der Luther-Linde.

Größe / Material: 70:60:20 / Sandstein

Geschichte: Es handelt sich um einen ca. 70cm hohen Stein direkt an der Straße nach Rodach. Ehemals vorhandene Einritzungen sind noch schwach auf der Vorderseite sichtbar. Das Steinmal wurde erkennbar saniert.

Unregelmäßig geformte Steinplatte, auf deren der Straße zugekehrten Seite die Konturen eines winkelförmigen, nach rechts abgebogenen Gerätes (?) eingehauen sind. Links davon ein kleiner Winkel (Öffnung nach oben) in Höhe jenes Winkels, den die Konturen des nach außen gebogenen Geräteteiles unten rechts bilden. Beim Betraditen des Zeichens ist man versucht, den kleinen alleinstehenden Winkel mit dem Gerät zu verbinden, so daß ungefähr ein Antoniuskreuz mit nach unten gezogenen Armen entsteht. Größe: 46:60:20cm. Material: gelblicher grobkörniger Sandstein.
Bedeutung: Die Bedeutung des Steinmals ist unbekannt. Ein Bauer aus Elsa erzählt: "Es ist wahrscheinlich ein 'Posthornstein'. Früher stand er an einer aufgelassenen Straße, die südlich der Straße Elsa-Rodach verlief und Elsa mit der Bundesstraße 4 verband. Beim Bau der Straße Elsa-Rodach wurde der Stein aus dem Boden gerissen und zum Bau einer kleinen Brücke in Elsa verwendet. Als die Brücke abgebrodien wurde, veranlaßte der damalige Lehrer Simon aus Elsa, daß der Stein an seinen jetzigen Standort kam." Das Zeidien als Posthorn anzusehen, fällt sicher sehr schwer; wohl aber kann es mit wenig Phantasie als primitive Darstellung eines Hemmschuhs betrachtet werden, vor allem dann, wenn man sich den Stein um 90° nach links gedreht denkt. Ob an der oben angesprochenen aufgelassenen Straße ein derartiges "Verkehrszeichen" erforderlich war, ist aber fraglich.
Nicht unähnlich ist das Zeichen auch einer Axt. Durch Axtwurf wurde in der germanisdien Zeit eine Flurgrenze bestimmt. Es erscheint somit nicht unmöglich, daß das Steinmal - versehen mit dem alten Rechtssymbol Axt - einen alten Grenzstein darstellt. (Leistner 1968)

Sage: Hier soll ein Postreiter von Thurn und Taxis auf der alten Straße - also beim früheren Standort - ums Leben gekommen sein.

Quellen und Literatur:
Leistner, Armin - In Stein gehauen... Flurdenkmäler des Coburger Landes, in: Coburger Jahrbuch 1968, S.54-55
Appeltshauser, H. / Leistner, A. / Reiter, R. - Steinkreuze und Kreuzsteine im Umkreis von Coburg, 1981, S.55 m.Abb.15
Streng, Ulrich - "Poststein" gerettet, in: Neue Presse, Lokalausgabe Coburg vom 13.Oktober 1988, S.28
recherchiert und bebildert von Ulrich Baltes, Suhl (Fotos von August 2008)



Kleines und geheimnisvolles Wahrzeichen von Elsa
"Poststein" gerettet

Zeuge der Vergangenheit fand neuen Standort an Straße nach Rodach

Der “Poststein” bei Elsa konnte gerettet werden
Zeichnung: U. Streng

ELSA. - Sie sind überall anzutreffen, zum Beispiel an Straßenrändern, in Ortschaften, in der Flur und im Wald: die Steinkreuze und Kreuzsteine, die Gedenk- und Erinnerungssteine, die Martern und Feldkreuze. Auch die Grenzsteine zählen dazu.

Bezug fehlt
   Diese Zeugen der Vergangenheit sind ein Teil unserer Kulturlandschaft. Sie wurden aus besonderen Anlässen errichtet. Jeder Ortsansässige kannte die Steine seiner engeren Heimat und die dazugehörige Überlieferung. Vielfach sind es Sagen, die von Mord und Totschlag berichten.

   Vor nicht allzulanger Zeit, als sich die Männer nach getaner Arbeit noch trafen, als die Jugend in der Lichtstube zusammenkam, als die Großeltern ihren Enkeln noch Geschichten erzählten, als die Kinder noch Heimatkundeunterricht in den Schulen hatten, da hatte man noch Zeit und Interesse für diese Dinge. Heute, im Zeitalter des Fernsehens und der Videos, fehlt der Bezug zu den Flurdenkmälern. Im Gegenteil, sie stehen vielfach "im Weg", wenn man an Straßenbau und Flurbereinigung denkt. Sie gefährden den Autofahrer und sind hinderlich bei der Straßenreinigung, wenn sie zu nahe am Fahrbahnrand stehen. Sie stören bei der Feldarbeit, weil sie die Bewegungsfreiheit der modernen Landwirtschaftsmaschinen einengen. Fast wäre der "Poststein" bei Elsa diesen Zeiterscheinungen zum Opfer gefallen.

Reste geborgen
Er stand bis November 1987 an der Straße von Elsa nach Rodach, und zwar nach 250 Metern direkt links am Straßenrand. Er ragte nur 50 Zentimeter aus dem Erdreich und war meist so verwachsen, so daß er kaum in Erscheinung trat. Einige Ortsbewohner wissen noch, daß er einst weiter südlich an der inzwischen verschwundenen Altstraße gestanden hat. Beim Bau der neuen Straße nach Rodach wurde er herausgerissen und in eine kleine Brücke eingebaut. Als die Brücke eingerissen wurde, hat sich der damalige Lehrer Simon dankenswerterweise eingesetzt, daß der Stein den Platz an der Straße zwischen Elsa und Rodach bekam.
   Die Standortbestimmung entsprach jedoch nicht den heutigen Verkehrsbedingungen. Und so geschah, was vorhersehbar war: Der Stein zeigte im Laufe der Zeit viele "Kratzwunden" und wurde letztlich in zwei Hälften, vermutlich durch ein Schlegelmähwerk, zerrissen.
   Ein Wandersmann hat diesen Torso im Straßengraben aufgefunden und Günther Schubert aus Elsa gebeten, die Steinreste zu bergen und sicherzustellen. Der Kreisheimatpfleger, Wolgang Gramberg, wurde eingeschaltet. Unbürokratisch und schnell folgten eine Ortsbesichtigung und die Festlegung eines neuen, verkehrssicheren Standortes sowie die Restaurierung des Steines durch fachkundige Hand. Anfang August 1988 wurde der Stein in aller Stille wieder aufgestellt. Sein neuer Standort: 500 Meter nach Elsa links an der Straße nach Rodach bei der großen Linde gegenüber der Tennisanlage.

Geheimnisse
   Jetzt ist der Stein fast doppelt so hoch, weil das Unterteil nicht mehr ins Erdreich eingelassen worden ist. Deutlich kann man ein eingemeißeltes Attribut erkennen, das in seiner Art bisher einmalig ist. Bisher konnte nicht schlüssig gedeutet werden, was dieses Zeichen darstellt. Es hat Ähnlichkeit mit einem Wiegemesser oder einer Axt. Geheimnisvoll ist nicht nur das Zeichen, sondern auch der Anlaß der Steinsetzung. Einige Ortsbewohner von Elsa wissen noch von Überlieferungen zu berichten. Danach soll ein Postreiter von Thurn und Taxis auf der alten Straße - also beim früheren Standort - ums Leben gekommen sein. Es könnte aber auch ein Stein sein, der die Poststraße kennzeichnet.
   Auf die offenen Fragen kann bis heute keine schlüssige Antwort gegeben werden. Wichtig ist, daß dieses alte Kulturgut der Nachwelt erhalten bleibt. Allein dies wäre Anlaß genug und daher empfehlenswert, den Stein im Rahmen einer Feier der Öffentlichkeit ins Bewußtsein zu bringen. Wenn jeder Einheimische, jeder Landwirt und jeder Straßenarbeiter diesen Stein kennt und beim Vorbeikommen "ein Auge darauf wirft", dann ist dies der beste Schutz für das kleine und geheimnisvolle Wahrzeichen von Elsa.

Ulrich Streng

(Neue Presse, Lokalausgabe Coburg vom 13.Oktober 1988, S.28)


Sühnekreuze & Mordsteine