Deutschland Bayern Lkr. Miltenberg

Eichenbühl


Abbildung bei
Azzola (1976)

Denkmalgruppe mit Bildstock

PLZ: 63928

GPS: N 49° 42,292', O 9° 20,901'

Standort: Steinkreuz auf der Höhe über Eichenbühl; oberhalb der Turmklinge (Verlängerung Turmweg; steiler, holpriger Pfad durch den Wald) – der alten viel begangenen Würzburger Steige.

Größe / Material: 112:86:23 / roter Sandstein

Geschichte: Flurname: "Drei Billen", Steinkreuz mit Richtschwert neben Bildstock, Länge des Schwertes 88cm.
Datierung: 17. Jh. (laut Bayerischer Denkmalliste).

Das Kreuz steht am Fußweg zum Ebenheider Hof im Gewann "die Bille", "drei Bille" oder auch "an den Bildern" genannt. Es überrascht durch den im Vergleich zu anderen spätmittelalterlichen Denkmalen vorzüglichen Erhaltungszustand seiner Schwertseite, wobei das Schwert gegenüber dem Kreuz etwas hervortritt. Bei genauer Betrachtung gewinnt man den Eindruck, daß die Oberfläche des Schwertes stärker beschädigt und verwittert ist als die sie umgebende Oberfläche des Kreuzes, woraus man schließen darf, daß die Schwertseite des Kreuzes erst in neuerer Zeit mit einem gezahnten Scharriereisen nachgearbeitet wurde, wobei die Oberfläche des Schwertes und wohl auch die seine Konturen bestimmende Rillung unverändert blieben. Unverändert sind auch die Seitenflächen und die Rückseite des Denkmals. Das Steinkreuz dürfte der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts zugehören.

Sage: 1. Über das Denkmal wird erzählt, es würde an einen dort hingerichteten Führer aufständischer Bauern des Bauernkrieges erinnern, wobei man das Schwert als Richtschwert auffaßt.
2. Das Kreuz erinnert wahrscheinlich an einen Unfall oder ein Verbrechen, dem hier ein Mensch zum Opfer gefallen ist. Einen Hinweis dafür könnte die Reichenbacher Chronik des Pfarrers Martin Walter geben; Walter schreibt: "Item im Junio dieses Jahrs [1607] ist ein Jubilirer [Juwelier] von Frankenthal bei Eichenbühl und Neunkirchen zwischen Wertheim und Miltenberg, samt seinem Diener überfallen, spoliert [beraubt] und ermordet worden". Die Beschreibung des Tatortes paßt wohl auf die Würzburger Steige. Das Verbrechen muß großes Aufsehen erregt haben, so daß die Kunde bis in das ferne Reichenbach (Grafschaft Erbach) drang.
3. Eine andere Variante der Sage, die in Eichenbühl überliefert ist, berichtet, am Standort des Kreuzes hätten sich drei Handwerksburschen beim Verteilen ihres Lohnes gegenseitig erschlagen. Dies deutet darauf hin, daß dort ursprünglich drei Flurdenkmale standen: Kreuz und Bildstock und ein weiterer Bildstock, von dem vor Jahren nur noch das Oberteil erhalten war. Auf einer Rahmenleiste lief von links nach rechts die stark gestörte Inschrift: "Wurd Peter Rorig ---- /erbarlici-/alhie entleibt iemerlic../". Die Sage bringt den Bildstock mit einem Eintrag im Eichenbühler Rechnungsbuch von 1625 in Verbindung: "½ fl für einen oberländischen Mann, welchen sin mitgesell, alß sie von der Rheinischen Erndt heraufgezogen, uff der staigen umbracht, zu begraben".
Es muß allerdings bezweifelt werden, ob jemand dem offenbar mittellosen Saisonarbeiter, dem die Gemeinde ein Armenbegräbnis richtete, einen Bildstock widmete.

Quellen und Literatur:
Azzola u.a. - Dolch, Schwert und Spieß als Steinkreuzzeichen im hinteren Odenwald, 1976
Bormuth u.a. - Steinkreuze im bayerischen Odenwald
, 1997, S.480f., mit Abb.11
Recherchen, Wegbeschreibungen, aktuelle Infos und Aufnahmen von Leopold Hessek, Mosbach
zusammengestellt und bearbeitet von Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach


Sühnekreuze & Mordsteine