Deutschland Bayern Lkr. Cham

Chamerau


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Abbildung bei
Wolf (1973)

PLZ: 93466

GPS:

Standort: Ca. 2m neben jetzigen Schulgebäude auf einer Grünfläche.

Größe / Material: 102:62:20 / Granit

Geschichte: Benennung: "Schwedenkreuz". Lateinisches Kreuz mit älteren Abschlägen, südöstlicher Arm stark verkürzt.

Steinkreuz, wohl spätmittelalterlich, Schulstr., von Wallmering hierher ans Schulhaus versetzt. (Bay. Denkmalliste)

Steinkreuz auf Flur.Nr. 806 (Flurname "Kreuzacker") neben der Bundesstraße 85 zwischen Wölsting und Chamerau an der Einmündung des Chamerauer Weges (der nach Wallmering führt) bei Pkt. 378,8 an der ehemaligen Landkreisgrenze Cham-Kötzting, die zugleich Regierungsbezirksgrenze Oberpfalz-Niederbayern war (ebenso verlief hier früher die Religionsgrenze; Chamerau war nie evangelisch. Mitt. von E. Spitzenberger, Chamerau, vom 12.6.1975).
80-61-19, Granit.
Schmuckloses Steinkreuz ohne Zeichen und Inschrift, ungleich lange Arme (ein Kreuzbalken vermutlich abgeschlagen bzw. verwittert). Im Kopfteil eine Kreuzmarke in einer schalenartigen Vertiefung; außerdem befinden sich noch zwei weitere Schälchen am Steinkreuz.
"Grenzstoa" und "Schwedenkreuz". (In einer Grenzbeschreibung der "Grafschaft Camb" aus dem Jahre 1571 sowie auf späteren Karten, die alle Grenzsteine aufzeigten, wurde dieses angebliche "Grenzkreuz" jedoch nicht erwähnt). (Schmeissner 1977)

6. HADERSTADL, Ortsflur Wallmering
"Grenstoa" auch "Schwedenkreuz"
Mtbl. 6742: 15 von S, 229 von W. Flurk. NO-LI-37, Fl.-Nr. 806, Flurname: "Kreuzacker"
   Standort: Neben der Bundesstraße 85 zwischen Wölsting und Chamerau an der Abzweigung des "Chamerauer Weges" nach Wallmering, bei Pkt. 378,8, unmittelbar an der Kreisgrenze Cham-Kötzting, die zugleich Grenze der Regierungsbezirke Oberpfalz und Niederbayern ist. Das Kreuz steht auf Privatgrund, der zu Wallmering gehört. Da es zu nahe am Wege den landwirtschaftlichen Verkehr behinderte, wurde es im Jahre 1967 zwei Meter weiter nach W versetzt.
   Beschreibung: Schmuckloses Kreuz ohne Inschrift und Jahreszahl; hellgrauer Granit; H 78, B 62, D 19cm; ungleich lange Arme, ob ursprünglich oder abgeschlagen ist heute nicht mehr feststellbar; unregelmäßig behauener Knollensockel etwa 80cm hoch, 30cm breit und ebenso dick (bei Versetzung 1967 durch X. Meyer, Wallmering, beobachtet). In der Mitte der oberen Kopffläche eine alteingeschlagene einfache Grenzkreuzmarke in einer schälchenartigen Vertiefung (Dm 5,0, Tiefe 0,7cm), daneben ein weiteres kleines Schälchen (Dm 3,0, T 1,0cm), ein drittes befindet sich am linken Kreuzarmende (Dm 3,5, T 0,8cm), es ist auf der Abb. 4 gut erkennbar. Die Grübchen am Kopfende sind stärker verwittert als das am Armende. Der Bevölkerung in Wallmering sind die Schälchen zwar bekannt, doch kann keine Erklärung über ihre Entstehung und Bedeutung gegeben werden.
   Das Steinkreuz wird einfach "Grenzstoa" genannt, weil es angeblich schon immer als Grenzstein diente. In der Schule wurde gelehrt, daß es ein "Schwedenkreuz" sei (X. Meyer, Wallmering).
   Literatur: kurz erwähnt in: DIE KUNSTDENKMÄLER ... II/6, S.147 unter Wölsting; W. STRASSER, 1966, a.a.O. S.121 als Steinkreuz bei Chamerau; Abb. in: A. BERGMANN, Kreis-Foto-Archiv Cham.
   Bemerkenswert an diesem Steinkreuz sind sein Standort, seine ungleich langen Arme und die 3 Schälchen.
   Nach der "Gränitz Beschreibung der Grafschaft Camb ad Anno 1571" verlief die Grenze bei Wallmering damals im Wesentlichen wie heute, was auch aus den Landkarten von Weinerus aus dem Jahre 1579, die nach Apian von 1568 angefertigt wurde, wie auch auf dem 1671 umgearbeiteten Blatt von G.Ph. Finckh ersichtlich ist. Das Steinkreuz wird allerdings in der genannten Urkunde, die sonst Grenzsteine verzeichnet, nicht erwähnt. Deshalb möchte man annehmen, daß es erst in jüngerer Zeit an die Grenze gesetzt wurde.
   Zu den ungleich langen Kreuzarmen wäre zu bemerken, daß sie nicht unbedingt durch unbeabsichtigte Zerstörung entstanden sein müssen. So hat man früher geglaubt: "Wer von einem Kreuzstein ein Stückchen abschlägt, kann damit heilen...". Noch 1939 wurde berichtet: "...oft werden in der Karfreitagsnacht von abergläubischen Leuten Stücke von diesen Kreuzen abgeschlagen und als Anhänger, die gegen alle möglichen Schäden gut sein sollen, am Leib getragen." Andererseits wurde im Thüringen einem Erschlagenen noch im Jahre 1902 absichtlich ein Steinkreuz mit ungleich langen Armen gesetzt, und zwar aus dem örtlichen Glauben heraus, daß ein Erschlagener kein Kreuz mit gleich langen Armen haben dürfe.
   Die Schälchen an dem Kreuz von Wallmering können ebenfalls Zeugen eines Aberglaubens sein. Ähnliche Näpfchen finden sich an mehreren alten Steinkreuzen und Kirchenmauern. Sie wurden ausgeschabt, um Steinpulver zu gewinnen, das man für heilkräftig hielt. So heißt es, daß solche Abschabsel gegen Fruchtbarkeit und Unfruchtbarkeit eingenommen wurden. "...Noch 1802 empfiehlt eine Handschrift, daß Grabsteinpulver gut 'vor den Kopf ist...". Kranken Kindern rührte man Steinstaub von Grabkreuzen als Medizin in das Essen. "In Hessen brauchte man das Pulver von besonderen Grenzsteinen viel als Viehheilmittel". Viele weitere Beispiele ließen sich noch anführen. In Nordböhmen hießen derartige Schälchen in den Steinkreuzen "Seelengabengrübel" oder "Gnadengabengrübchen". Sie sollten "zum Ablegen von Gaben zum Heile der Seele des Ermordeten" dienen. (Wolf 1973)

   STEINKREUZ an der Straße von Wölsting nach Chamerau. Ohne weitere Merkmale. Granit. (Bay. KDM 1906)

Sage:

Quellen und Literatur:
Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern, Oberpfalz und Regensburg, VI Bez.-Amt Cham, 1906, S.147 unter Wölsting
Wolf, H. - Die alten Steinkreuze im Landkreis Cham, in: Das Steinkreuz, Heft 2, 29.Jg. 1973, S.13-15, Nr.6
Schmeissner, Rainer, H. - Steinkreuze in der Oberpfalz, 1977, CHA 10, S.149-150 unter Haderstadl-Wallmering
recherchiert und bebildert von Uwe Eichler, Bannewitz (Fotos von Juli 2009)


Sühnekreuze & Mordsteine