Deutschland Sachsen-Anhalt Lkr. Mansfelder Land

Stangerode / OT von Arnstein


Blick zum Standort

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PLZ: 06543

GPS: N 51° 39,477', O 11° 21,343'

Standort: In einer Grünanlage am Kleinen Dorfplatz am Zusammenfluss von Leine und Eine. Der Stein steht zwischen zwei Bäumen. In unmittelbarer Nähe befindet sich ein Trafohaus.

Größe / Material: 150:80:40 / Diabas

Geschichte: Der Stein wird heute in Stangerode "Mordstein" oder auch "Mönchskutte" genannt, da er in einen Zusammenhang mit der Sage um Thomaspfennig oder Kuttenzins gebracht wird. Es wird auch erzählt, dass der Stein ein Sühnekreuz für den in dieser Sage beschriebenen Mord gewesen sei (daher "Mordstein").
Die Sage von Thomaspfennig oder Kuttenzins wird bis zum 19.Jahrhundert allerdings erzählt, ohne den Stein zu erwähnen. (beispielsweise H. Größler: Sagen der Grafschaft Mansfeld und ihrer nächsten Umgebung. Eisleben 1880, S.113-118).
Beim eigentlichen Thomaspfennig oder Kuttenzins handelt es sich um einen historisch verbürgten Brauch. Demnach musste von 13 Häusern aus Stangerode jährlich ein Thomaspfennig aufgebracht werden. Sieben Pfennige behielt der Dorfschulze, und sechs wurden in der Nacht vom 20. zum 21.Dezember (Thomasnacht; siehe auch: Thomastag) nach Endorf gebracht. (In manchen Berichten über den Thomaspfennig oder Kuttenzins werden auch alle dreizehn Pfennige abgeliefert.)
Sowohl die Erhebung des Pfennigs als auch dessen Ablieferung erfolgte unter beständigen lärmenden Ausrufen.
In Stangerode wurde gerufen: "Gebt unserm Herrn den Thomaspfennig, den Kuttenzins!" und in Endorf angekommen rief man laut: "Wir bringen unserm gnädigen Herrn den Thomaspfennig, - den Kuttenzins, - den Thomaspfennig!" Hier empfingen die Überbringer des Kuttenzinses ein den Wert der Abgabe übersteigendes Trinkgeld.
Wichtig dabei war, dass gewisse Zeiten unbedingt eingehalten wurden: die Stangeröder mussten Endorf noch vor Mitternacht wieder verlassen haben; der Schulze von Endorf musste bereit stehen, wenn die Endorfen kamen. War das Amt nicht geöffnet, musste eine Henne mit zwölf Küken an Stangerode gegeben werden. Waren die Stangeröder säumig, wurde eine Tonne Heringe gefordert. Wahrscheinlich stand der Kuttenzins ursprünglich dem in der Nähe von Endorf befindlichen Kloster Konradsburg zu.
Über die Entstehung dieses Brauches ist nichts bekannt. J. Grimm hält den Thomaspfennig für eine Art Grundzins, wobei nicht der eigentliche Geldwert entscheidend war, sondern es war "oft eine ganz kleine zur bloßen anerkennung des obereigenthums gezahlte summe". (Deutsche Rechtsalterthümer 1, S. 532-534)
Die schon im 18.Jahrhundert bekannte Sage versucht jedoch die Herkunft dieses Brauches mit einem Mord an einem Mönch aus dem Kloster Konradsburg zu erklären. Dieser Mönch sei wegen eines Verhältnisses zu einer verheirateten Frau aus Stangerode von deren Mann erschlagen worden. Der Thomaspfennig oder Kuttenzins sei eine Art Bußgeld für diesen Mord, das in einer "feierlichen Buß-Procession nach Conradsburg gebracht werden" müsse. (Nachtigal, J.K.C.: Volcks-Sagen. Nacherzählt von Otmar. Bremen 1800, S.205-222.)
Heute erklärt man sich den im Dorf liegenden Stein deshalb als einen Gedenk- oder Sühnestein und nennt ihn "Mordstein".
Es handelt sich aber um einen Bauernstein, der zusammen mit zwei Bäumen bereits 1893 das Wappen des Ortes darstellte. (A. Brinkmann, H. Grössler: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen …, Heft XVII, Der Mansfelder Gebirgskreis, 1893, S.205). Auch heute noch trägt die Gemeinde Stangerode ein solches Wappen.
Der Stein liegt auch noch immer zwischen zwei großen Bäumen (nach Brinkmann/Grössler "vermutlich als Sinnbilder zweier mit einander vereinigten Gemeinden. Die zweite war vielleicht Moseburg oder das eingegangene Volkmannrode…“). Bemerkenswert ist die unmittelbare Nähe des Zusammenflusses von Leine und Eine.

Sage:

Quellen und Literatur:
Die Sage vom Kuttenzins, auf: stangerode.de (eingesehen am 6.04.2014)
recherchiert und bebildert von Ute Fuhrmann und Rainer Vogt, Thale (Fotos von Januar 2014)


Sühnekreuze & Mordsteine