Deutschland Sachsen-Anhalt Lkr. Stendal

Schäplitz


Abbildung des verschwundenen Kreuzsteines bei Walter Saal

PLZ: 39579

GPS: N 52° 38.176', O 11° 38.531'

Standort: In der Straßengabelung der Straße von Kläden nach Garlipp mit der Abzweigung nach Schäplitz.

Größe / Material:

Geschichte: Offenbar ist der Stein Ersatz für den bei Saal erwähnten, unter Garlipp geführten verschwundenen Kreuzstein. Dieser Stein wurde wohl beim Ausbau der Kreuzung 1980 beseitigt. Der ursprüngliche Stein war ein quaderförmiger Sandstein mit den Maßen 65:43:30 und zeigte auf der Vorderseite ein erhabenes griechisches Kreuz (siehe Bildbox). Der Dorferneuerungsverein Schäplitz e.V. hat den neuen Mordstein 1997 gesetzt.

Sage: Walter Saal (Steinkreuze und Kreuzsteine im Bezirk Magdeburg, 1987) bringt den verschwundenen Kreuzstein mit Zigeunern in Zusammenhang, welche bis 1933 regelmäßig am Standort lagerten (das Flurstück ist heute noch unter dem Namen "Zigeunerbahnhof" bekannt). Er äußerte weiterhin die Vermutung, dass es sich um eine Andachtsstelle der Zigeuner gehandelt haben könnte. Die bekannten Sagen hingegen beziehen sich alle auf den Mord am örtlichen Dorfschulzen.
Im Dorf erzählt man, der erschossene Schulze soll ein Möhring gewesen sein. Tatsache ist, dass die Familie Möhring sich seit 1375 in Schäplitz nachweisen lässt und erst seit zehn Jahren ausgestorben ist. Das Kirchenbuch beginnt 1638. Darin werden die Möhrings durch alle Generationen auch als Schulzen erwähnt. Allerdings gibt es sehr wohl Zeitabschnitte in denen das Schulzenamt durch andere Familien besetzt war. Im Kirchenbuch finden sich keine Hinweise auf den Mord.

In der Nähe des Dorfes Schäplitz lebte einst ein habgieriger Edelmann, der suchte seine Macht auf jede weise auszudehnen. Lange duckten sich die Bewohner von Schäplitz vor den Drangsalierungen und Betrügereien des Edelmannes, denn er war ihr Herr, und was er sagte, galt als Gesetz, und jede Widersetzlichkeit zog die schlimmsten Folgen nach sich.
Doch eines Tages hielten es die Bauern nicht mehr aus. Der Edelmann nahm ihnen frech ständig mehr von ihrem alten Gemeindeland weg - das konnte und durfte nicht mehr so weitergehen! Die Bauern beauftragten den Dorfschulzen, nach Stendal zu gehen und dort ihre Sache zu vertreten. So kam es zum Streit zwischen dem Dorfschulzen und dem Edelmann, ein Streit, der nun vor Gericht in Stendal ausgetragen wurde.
Der Edelmann konnte wohl in Schäplitz das große Wort des Feudalherren führen, aber in Stendal galt er nicht viel, hier herrschten andere, größere Herren, die hochmütig auf die kleinen Krauter draußen in den Dörfern herabsehen konnten. So brauchte das Gericht in Stendal nicht lange, um die Wahrheit herauszufinden, denn die Sache war ja von vorn herein klar. Wohl gebührten dem Edelmann alle Rechte als Herr, aber die von ihm beanspruchten Ackerstücke gehörten rechtmäßig nun einmal der Gemeinde. Die Klage des Dorfschulzen wurde also als berechtigt anerkannt.
Der Edelmann, der es gewohnt war, immer Recht zu bekommen, konnte das gar nicht fassen. Wütend verließ er Stendal und ritt nach Hause auf sein Schloß. Dort hielt er es nicht aus, er ritt nach Schäplitz, um die ihm hörigen Bauern erst recht zu drangsalierten. Unterwegs begegnete er dem Dorfschulzen, der zu Fuß aus Stendal nach Schäplitz eilte, den Bauern von ihrem Sieg zu berichten. Als der Edelmann den Zeugen seiner Niederlage zu Gesicht bekam, geriet er so in Wut, daß er seine Pistole aus dem Wams zog und den Bauern hinterrücks erschoß.
Dort, wo der Edelmann den Mord am Dorfschulzen begangen hatte, stellten die Bauern von Schäplitz später einen Stein auf, den alle nur den 'Mordstein' nannten. (Volksstimme 1987)

Der Ortsschulze von Schäplitz und ein auf einem benachbarten Dorfe wohnender Edelmann hatten einen Streit gehabt, der zu Gunsten des ersteren zu Stendal entschieden war. Auf der Heimreise von Stendal sei der Edelmann gegen den Dorfschulzen so erbittert gewesen, daß er ihn unterwegs mehrfach mit dem Tode bedrohte. Der Schulze bat seinen Gegner inbrünstig, ihn doch so lange leben zu lassen, bis er auf seinem Acker angekommen sei. Hier habe dann der Edelmann den Schulzen widerrechtlich niedergeschossen. (Altmärkischer Sagenschatz 1908)

Der Schulze von Schäplitz hatte mit einem Edelmann einen langwierigen Streit, der endlich vor dem Gericht in Stendal zu einem Abschluß kam. Der Ritter war der Verlierer, und das erbitterte ihn dermaßen, daß er den Bauern nach der Urteilsspechung verfolgte und ihm nicht mehr von der Seite wich. Er drohte ständig mit Mord, doch der Schulze bat, ihn doch erst einmal seine Heimat, seine Feldmark erreichen zu lassen. Kaum hatte er sie betreten, da schoß ihn der Ritter nieder. (Schmidt 1994)

Quellen und Literatur:
Saal, Walter - Steinkreuze und Kreuzsteine im Bezirk Magdeburg, 1987, S.21
Volksstimme vom 2.11.1987
Altmärkischer Sagenschatz; gesammelt vom Lehrerverband der Altmark; Leipzig und Berlin 1908; Verlag von Julius Klinkhardt
Schmidt, Hanns H.F. - Das große Sagenbuch der Altmark; Teil 2, S.199; Dr. Ziethen Verlag Oschersleben 1994
ergänzende Informationen, Sagen und aktuelles Bild von Meinhard Genz, Lüneburg


Sühnekreuze & Mordsteine