Deutschland Sachsen-Anhalt Lkr. Sangerhausen

Questenberg (I)


Zustand 2012
im Hintergrund
Questenberg (II)
Foto: Schröter

Abbildung bei
Saal (1989)

Quelle: Schautafel
des Geschichtsvereines

PLZ: 06536

GPS: N 51° 29,538', O 11° 07,260'

Standort: In der Ortslage, in der Nähe des Festplatzes, inmitten der Grünanlage an der Nasse.

Größe / Material: 81:44:16 / Karbonsandstein

Geschichte: Im südlichen Dorfteil gegenüber der Försterei, in einer kleinen Anlage zwischen der Straße und der Nasse. Das Kreuz stand ursprünglich 120m östlich des Steinkreuzes Questenberg II an der Grenze des Gemeindewaldes mit dem Staatsforst. Die Eintragung als Grenzzeichen in der Separationskarte ist die gleiche wie bei Questenberg II. Nach einem Bruch im Schaft ist es erst Ende der siebziger Jahre restauriert und an seine jetzige Stelle verbracht worden.
Lateinisches Kreuz von parallelkantigen Formen, aber sich verbreiterndem Schaft. Der erwähnte Bruch erfolgte Ende der fünfziger Jahre unterhalb der Arme, wobei das Kreuz schräg gespalten wurde. Beschädigungen sind weiter am südlichen Arm und dem Schaftteil darunter zu verzeichnen sowie ein Abschlag auf der Rückseite des nördlichen Armes und geringere Verwitterungsschäden. 2. Hälfte 15. Jahrhundert. Auch dieses Kreuz dürfte ursprünglich vor der Försterei gestanden haben. (Saal 1989)

"Mordkreuz", Ehemals 4 Kreuze. (Köber 1960)

Sage: Mitten im Dorf Questenberg steht vor dem Forsthaus das Mordkreuz. Ursprünglich sollen im Dorf sogar 3 Steinkreuze gestanden haben, aber die sparsamen Questenberger haben zwei davon um 1850 an die Grenze des Gemeindewaldes mit dem Staatsforst versetzt. Vor einigen Jahren zerbrach eines der Kreuze davon und wurde wieder in das Dorf zurückgebracht. Schon in einer alten Aufzeichnung von 1740 wird berichtet, daß hier ein schwedischer Offizier mit seinen Bedienten umgekommen sei. Das Kreuz am Forsthaus hat hier nicht ursprünglich gestanden, sondern mit den beiden anderen schräg gegenüber an der Nasse, wo diese vom Questenberg kommend zur Chaussee umbog. Die Versetzung erfolgte anläßlich der Chaussierung der Dorfstraße, nachdem die beiden anderen zu Grenzzeichen umfunktioniert worden waren.
An das Kreuz vor dem Forsthaus knüpft sich eine besonders tragische Ortserinnerung. Der Sedantag (2. September) wurde von den jungen Burschen des Dorfes durch Schießen aus Gewehren festlich begangen. 1873 ging dabei ein Gewehr nicht los. Der junge Bursch, dem es gehörte, stieß es deshalb heftig auf dem Steinkreuz am Forsthaus auf, wodurch es explodierte. Ein Eisenstück drang dabei einem in der Nähe stehenden jungen Mädchen (Anna Tolle) in die Stirn, die sofort tot war. - Auf Grund dieses Vorfalles bestimmte der Fürst von Stolberg-Stolberg, daß das Kreuz stets an der Unglücksstelle zu verbleiben habe. (Saal 1992)

Quellen und Literatur:
Köber, Heinz - Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, 1960, S.52, Nr.269
Schröter, Manfred - Die Steinkreuze und Kreuzsteine im Kreis Sangerhausen, in: Spengler-Museum Sangerhausen, Beiträge zur Heimatforschung, Heft 5, S.15-27
Saal, Walter - Steinkreuze und Kreuzsteine im Bezirk Halle, 1989, S.37
Saal, Walter - Steinkreuzsagen aus Sachsen-Anhalt, 1992
Noack, Heinz - Wie aus Steinkreuzen Grenzsteine wurden, in: Mitteldeutsche Zeitung, 23.Jg., Nr.24 vom 30.Januar 2012, Sangerhäuser Zeitung S.10
Schautafel des Heimat- und Geschichtsverein Goldene Aue e.V.
recherchiert und bebildert von Uwe Exner, Oberröblingen (Foto von August 2006)
Ergänzungen von Ute Fuhrmann und Rainer Vogt, Thale (Foto von April 2011) und Manfred Schröter, Berga (Foto vom 26.03.2012)



Wie aus Steinkreuzen Grenzsteine wurden
Bodendenkmalpfleger Alfred Schneider rettete 1968 eines der Kleindenkmale.

Sophie Rohland und Manfred Schröter vom Heimat- und Geschichtsverein Goldene Aue haben das Steinkreuz im Wald aufgespürt.

foto:hno
QESTENBERG/MZ/HNO - Nur wenigen Heimatfreunden ist der genaue Standort eines kleinen Steinkreuzes im Questenberger Wald bekannt. Ursprünglich standen hier sogar zwei. Um diese Denkmale hatte sich der Wickeröder Bodendenkmalpfleger Alfred Schneider (1929-2002) intensiv gekümmert. Nach seinen Recherchen wurde eines von ihnen im Jahre 1953 beim Holzeinschlag schwer beschädigt. Ein fallender Baum hatte es in mehrere Teile gespalten. Rund 15 Jahre später fand er die Bruchstücke unter einer Laubschicht wieder. Er schleppte das Kreuz an den von ihm vermuteten Originalstandort zurück, und es dauerte nochmals zehn Jahre, bis das damalige Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle eine Restaurierung veranlasste.
   Mit einem Fahrzeug des Staatlichen Forstwirtschaftsbetriebes erfolgte der Transport nach Questenberg und von dort aus in die Werkstätten nach Halle. Gedübelt und geklebt übergab das Landesmuseum am 8.Mai 1978 das Steinkreuz dem Rat der Gemeinde Questenberg.
   Alfred Schneider stellte bei einer kritischen Überprüfung fest, dass das Kreuz nicht vollständig war, der Fuß war ihm einfach zu klein geraten. Kurz entschlossen ging er zwei Tage später in dem Waldstück erneut auf Suche nach einem weiteren Bruchstück. Erst eine alte Flurkarte auf dem damaligen Katasteramt in Sangerhausen brachte Licht ins Dunkel. Die alten Entfernungsangaben der einzelnen Grenzsteine untereinander, in Meter umgerechnet, ließen neue Hoffnung keimen.
   Tatsächlich waren Schneiders Bemühungen von Erfolg gekrönt. Beim Graben fand er im Waldboden in 15 Zentimeter Tiefe das restliche, rund 25 Kilogramm schwere Stück vom Fuß. Erneut traten die Teile eine Reise nach Halle an und wurden restauriert. Als neuen Aufstellungsort wählte man die Grünanlage in Ouestenberg neben dem Festplatz. Hier steht es seit dem 24.Mai 1979. Beide Steinkreuze standen ursprünglich am südlichen Ortseingang Questenbergs. Pfarrer Johann Gottfried Kranoldt (1723-1779), Sohn des Chronisten Johann Conrad Kranoldt (1692-1779), schreibt im Jahre 1776 in seinem Buch "Anwendung der Ordnung des Heyls", dass sich um 1740 gegenüber dem Jägerhaus ein "Totenhügel und Grabmahl" mir vier Steinkreuzen befunden hat.
   Die Kreuze soll man später als Grenzsteine und zum Ausbessern der Wege benutzt haben. Zwei von ihnen kamen auf diese Weise in den Wald. Ein weiteres wird wohl das heutige "Mordkreuz" vor der ehemaligen Försterei sein. Wo das vierte geblieben ist, konnte bisher nicht ermittelt werden.
(Mitteldeutsche Zeitung, 23.Jg., Nr.24 vom 30.Januar 2012, Sangerhäuser Zeitung S.10)



Questenberg (II)


Zustand 2012
Foto: Schröter

Blick zum Standort
Foto: Vogt / Fuhrmann
(2011)

Blick zum Standort
Foto: Exner (2006)

Abbildung bei
Saal (1989)

Quelle: Schautafel
des Geschichtsvereines

Quelle: Schautafel
des Geschichtsvereines

Quelle: Schautafel
des Geschichtsvereines

Standort: Vor dem Grundstück Dorfstraße 69 (ehem. Försterei) im südlichen Dorfteil, gegenüber Kreuz I.

Größe / Material: 71:66:17 / Karbonsandstein

Geschichte: [...] Um 1740 befanden sich 4 Steinkreuze an der Försterei. Heute steht nur noch ein lateinisches Kreuz, das so genannte Mordkreuz hier. Ehemals weiter zur Straße stehend wurde es 1954 umgefahren und dann an die Grundstücksmauer zurückversetzt.
Zwei Kreuze wurden als Grenzsteine an die Grenze des Gemeindewaldes im Streitwinkel aufgestellt. Dort wurde eines 1955 beim Holzrücken zerbrochen. Durch den Bodendenkmalpfleger Alfred Schneider wurden die Teile geborgen. 1979 in der Restaurierungswerkstatt des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle restauriert wurde es 1980 in der Grünfläche gegenüber der Försterei wieder aufgestellt. (Schautafel des Heimat- und Geschichtsverein Goldene Aue e.V.)

Mordkreuz. Im südlichen Dorfteil, südlich vom Eingang der Försterei, unter einem Haselnußbusch. 1965 wurde es um etwa 2m näher zum Grundstück an die Einfriedungsmauer der Försterei versetzt, wobei es fast 20cm tiefer kam.
Parallelkantiges lateinisches Kreuz mit Abplatzungen und Verwitterungen. Der südliche Arm ist wesentlich kürzer als der nördliche. Das Kreuz soll durch Fahrzeuge, vor allem im Winter, mehrfach beschädigt worden sein, seine ursprüngliche Gesamthöhe soll etwa 150cm betragen haben. Karbonsandstein. 70cm:66cm:17cm. 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Noch um 1740 befanden sich vier Kreuze schräg gegenüber der Försterei auf dem rechten Ufer der Nasse an einem kleinen Hügel.
Am 2. September 1873 (Sedanstag) stieß ein junger Mann ein nicht losgehendes Gewehr so heftig auf dem Steinkreuz auf, daß es explodierte und ein in der Nähe stehendes junges Mädchen, Anna Tolle, durch ein in die Stirn dringendes Eisenstück tödlich verletzt wurde. (Saal 1989)

Sage: 1. Der Erzählung nach sollten hier ein schwedischer Rittmeister mit seinen drei Bedienten, die bei einem Überfall ihr Leben verloren, begraben liegen.
2. 1950 wurde von dieser Stelle berichtet, daß hier zwei schwedische Offiziere begraben liegen.

Quellen und Literatur:
Kunze, W. - Von Steinkreuzen in Feld und Wald, in: Germanien. Blätter für Freunde der germanischen Vorgeschichte, Heft 10, 1935, S.291-292
Köber, Heinz - Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, 1960, S.52, Nr.268
Schröter, Manfred - Die Steinkreuze und Kreuzsteine im Kreis Sangerhausen, in: Spengler-Museum Sangerhausen, Beiträge zur Heimatforschung, Heft 5, S.15-27
Saal, Walter - Steinkreuze und Kreuzsteine im Bezirk Halle, 1989, S.37
Noack, Heinz - Mädchen starb am Mordkreuz, in: Mitteldeutsche Zeitung, 25.Jg., Nr.130, 7.-9.06.2014, Sangerhäuser Zeitung, S.14
Karstwanderweg.de
Schautafel des Heimat- und Geschichtsverein Goldene Aue e.V.
recherchiert und bebildert von Uwe Exner, Oberröblingen (Foto von August 2006)
Ergänzungen von Ute Fuhrmann und Rainer Vogt, Thale (Foto von 2011) und Manfred Schröter, Berga (Foto vom 26.03.2012)



Questenberg (III)


die andere Seite
Foto: Exner (2007)

Abbildung bei
Saal (1989)

GPS: N 51° 30,733', O 11° 5,702'

Standort: 100m östlich des Waldweges von Agnesdorf nach Schwiederschwende an der Grenze des Gemeindewaldes. 50m vor dem Kreuz - westlich - steht ein behauener Stein (90:40:13 / roter Karbonsandstein).

Größe / Material: 52:52:17 / roter Karbonsandstein

Geschichte: Parallelkantiges lateinisches Kreuz, dessen westlicher Arm auf der Oberseite gering abgearbeitet ist. Auf der Rückseite befinden sich geringe Abplatzungen durch Verwitterungsschäden. Der Schaft scheint sich gering nach unten zu verbreitern. Ausgehendes 15. Jahrhundert. Das Kreuz dürfte ursprünglich eines von den vieren vor der Försterei gewesen sein. Es ist in der Separationskarte von 1863 als schon vorhandenes (altes) Grenzzeichen in Kreuzform dargestellt. (Saal 1989)

Sage: 1. Der Erzählung nach sollten hier ein schwedischer Rittmeister mit seinen drei Bedienten, die bei einem Überfall ihr Leben verloren, begraben liegen.
2. 1950 wurde von dieser Stelle berichtet, daß hier zwei schwedische Offiziere begraben liegen.

Quellen und Literatur:
Köber, Heinz - Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, 1960, S.52, Nr.269
Schröter, Manfred - Die Steinkreuze und Kreuzsteine im Kreis Sangerhausen, in: Spengler-Museum Sangerhausen, Beiträge zur Heimatforschung, Heft 5, S.15-27
Saal, Walter - Steinkreuze und Kreuzsteine im Bezirk Halle, 1989, S.37
Noack, Heinz - Wie aus Steinkreuzen Grenzsteine wurden, in: Mitteldeutsche Zeitung, 23.Jg., Nr.24 vom 30.Januar 2012, Sangerhäuser Zeitung S.10
recherchiert und bebildert von Uwe Exner, Oberröblingen (Foto von Juli 2007)



Questenberg (IV)


Zustand 2013
Foto: Schröter

die andere Seite
Foto: Schröter (2013)

Perspektive
Foto: Schröter (2013)

GPS: N 51° 30,715', O 11° 5,690'

Standort: Etwa 40 Meter öslich von Questenberg (III) im Wald.

Größe / Material: 90:40:13 / roter Karbonsandstein

Geschichte: Dieser Stein ist ein Unikat und steht in Sichtweite vom SK III, unweit davon stand bis ca. 1970 das SK I.
Diese 3 Steine wurden nach 1740 als Grenzsteine im "Streitfleck" aufgestellt. Sie trennen den Gemeindewald vom fürstlichen Wald.
SK I wurde ca. 1980, nach der Restaurierung (Kleben der 3 Bruchstücke) wieder in Questenberg aufgestellt.
Untersuchungen des Unikates ergeben zwar eine Übereinstimmung der Gesteinsart mit den SK I bis III: Karbonsandstein. Leider zeigt die glatte Vorderseite und auch die grob behauene Rückseite keine Merkmale eines Steinkreuzes auf, ebenfalls ist es kein klassischer Grenzstein - eine Vermutung, dass es ein Rest eines SK sein könnte kann ich nicht bestätigen, aber auch nicht ausschließen.
Gemeinsamkeiten: Gesteinsart, Sekundäre Verwendung als Grenzstein, Aufstellung in fortlaufender Reihe nach 1740 vom Hauptweg aus in östliche Richtung. (Schröter 11/2013)

Von den ursprünglich 4 vorhandenen Steinkreuzen sind noch drei nachgewiesen, das vierte dürfte auch als Grenzzeichen genutzt worden sein, doch läßt sich sein Standort in den Seperationsunterlagen nicht nachweisen. Vermutlich hatte es wohl schon 1863 die beiden Querarme oder das ganze Oberteil verloren, so daß es nicht mehr als Kreuz zu erkennen war. (Saal 1989)

Sage:

Quellen und Literatur:
Schröter, Manfred - Die Steinkreuze und Kreuzsteine im Kreis Sangerhausen, in: Spengler-Museum Sangerhausen, Beiträge zur Heimatforschung, Heft 5, S.15-27
Saal, Walter - Steinkreuze und Kreuzsteine im Bezirk Halle, 1989, S.41 als verschwunden
recherchiert und bebildert von Michael Richter (Foto von 2009)
Ergänzungen von Manfred Schröter, Berga (Fotos von November 2013)


Sühnekreuze & Mordsteine