Geschichte & Forschung Standorte

Weg- und Flurkreuze


 kleinere Abhandlungen 
Heimberger, Heiner - Das gefeite Dorf. Wegkreuze im Gebiet zwischen Neckar und Main, 1952


 Literatur-Auszüge 

Kreuz in der Kapelle des erzbisch. Klerikalseminars zu Freising. Nach einer Phot. von Diakon Zitzelsberger - Freising gezeichnet von Postexpeditor Bschorr - Kaufbeuren.

die Waffen Christi
(Leidenswerkzeuge)
   Dieselben erscheinen auch ohne Christus-Bild an Kreuzen in der Flur, Kirche, Wohnung. Auch hier lassen sich interessante Studien anstellen, indem man die einzelnen Gegenstände notiert. Der fromme Eifer der Vorzeit konnte nämlich nicht genug Zeichen des leidens Christi finden und bis in die letzte Zeit gab es "Bästler", die solche Leidenswerkzeuge an Winter-Abenden schnitzten und ein Kreuz mit ihnen errichteten; der Sturm hat manche derselben umgeworfen - und sie sind nicht mehr erneuert worden, leider! Die bauern haben ja an Winterabenden jetzt viel Gescheiteres zu tun und eine verständnisvolle Anregung fehlt zu allermeist.
   Ein solches Waffen-Kreuz haben wir in der Bibliothek für Volks- und Heimatkunde 33: Flurdenkmale Seite 6 veröffentlicht; im Bezirksmuseum zu Markt-Oberdorf hängen mehrere solcher, sowie das Bild eines Ordensmannes mit vielen solcher Leidenswerkzeuge.
   Unser eifriger Obmann Bauer - Bernbeuren schickte uns die Zeichnungen solcher bei Altenau (Schongau) und Wies (Schongau). Wo sind noch solche?
   Zur Kontrolle und Ergänzung sowohl wie zur Aneiferung diene folgendes alphabetisches Verzeichnis von Gegenständen an Waffenkreuzen, wobei wir mit Jahreszahlen auf alte Waffen-Bilder hinweisen:
   Bohrer, Becher für die Würfel.
   Dornenkrone.
   Fackel 1500, Füße mit den Wunden.
   Grabkiste mit Leichentuch und 3 Salbbüchsen 1430, 1460, Geißel 1460, Geldbeutel.
   Hahn 1450, Hammer, Haare ausgeraufte 1500, Herz mit Wunde, Hacke.
   Hand: 1) die dem Judas die Silberlinge vorzählt, 2) die Hand des Dieners, die dem Pilatus das Wassergefäß reicht, 3) die beiden Hände des Pilatus, 4) Hand (oder Handschuh), die dem Herrn ins Gesicht schlug, 5) Hände mit den Wunden.
   Inschrift des Kreuzes.
   Kleid (ungenähter Rock) 1430, Korb für die Nägel 1460, Kette mit Schloß und Schlüssel, Knüttel, Kelch, Kugel für die Kette.
   Kopf: des Judas, des anspeienden Soldaten, des Petrus, des Herodes mit Krone, des Hohenpriesters mit Bischofsmütze 1460, des Pilatus, der Veronika (Detzel, "Christl. Ikonographie") I 454).
   Leiter, Lanze, Laterne, Lendentuch, Leintücher (für den Leichnam).
   Messer (zum Teilen der Kleider), Morgenstern, Mond 1430.
   Nägel.
   Ohr des Malchus.
   Rute.
   Säule, Schwamm, Schweißtuch der Veronika, Strick, Stock, Schwert, Schilfrohr, Schaufel zur Kreuzgrube.
   Totenkopf.
   Würfel mit Spielbecher, Waschbecken.
   Zunge des verspottenden Soldaten, Zählbrett mit den Silberlingen 1460. Zange.
(Deutsche Gaue, Band VI, Kaufbeuren 1904-1905, S.142-143)

Scheyrer-Kreuze
   Man scheint geneigt zu sein, alle Kreuze mit zwei Querbalken für Scheyrerkreuze zu halten. Kreuze mit zwei Querbalken sind zunächst Patriarchenkreuze, Kreuze mit drei Querarmen heißen päpstliche Kreuze. Das Scheyrerkreuz unterscheidet sich von den anderen Kreuzen mit zwei Querbalken durch die Andeutung von Reliquien, bes. des Kreuzpartikels, der in dasselbe eingelassen ist (siehe Abb.A.), dann durch die Inschrift Crux Schurensis (siehe B.) oder wenigstens C.S. (siehe C.). Sind andere Buchstaben darauf, so hat man zu sehen, ob es nicht zunächst ein Zacharias- oder Benediktus-Kreuz ist.
   Das Scheyrer-Kreuz steht im bayer. Wald noch immer in hohem Ansehen, das Volk nennt es das Schauer-Kreuz (gegen Hagelschlag). An manchen Orten steht es auf der Feldflur und beim Feldumgang wird dort ein Evangelium gesungen (H.H. Pfarrer Poiger-Chamerau).
   In d und e (Vorderseite und Rückseite) geben wir ein Kreuzchen, das nur die Hälfte des Zachariassegens auf jeder Seite hat! Dasselbe kommt beim Benediktussegen vor.
(Frank, Christian - Kreuze, Medaillien und Amulette, in: Deutsche Gaue, Sonderheft 38, Kaufbeuren o.J., S.4)

Das im Volksmund "Femekreuz" genannte hohe hölzerne Kreuz mit zwei Querbalken, das heute auf dem Gut Linschede bei Altenaffeln im Hönnetal aufbewahrt wird, ist ein sogenanntes "Spanisches" oder "Caravacakreuz". Die Aufstellung solcher Kreuze "vor Städten, Flecken, Dörfern und im Felde" wurde im Jahre 1650 durch die kurfürstliche Regierung in Arnsberg angeordnet. Sie sollten zum Schutz gegen Unwetter und Hagelschlag besonders bei den Stationen der Feldprozessionen errichtet werden.
(Brockpähler, Wilhelm - Steinkreuze in Westfalen, 1963, S.151)

[...] Eng mit dieser visionären Handlung ist eine weitere verknüpft, die noch um 1915 in der NO-Oberpfalz (Konnersreuth-Waldsassen-Mitterteich) sicher nachgewiesen wurde.
Während der Nacht vom Karsamstag auf Ostersonntag gehen die Frauen noch vor Tagesanbruch zu drei Wegkreuzen draußen auf der Flur. Sie verlassen nachts um 2, halb 3 Uhr ihre Wohnungen schweigend, denn niemand darf sie hören oder ansprechen. Ihr Weg führt nacheinander zu drei Kreuzen, denn immer müssen drei Stück besucht werden. Hier beten sie und bringen ihre Herzenswünsche vor, die im Laufe des Jahres dann in Erfüllung gehen sollen.
Oft treffen sich beim "Kreuz'n" bis zu zwanzig Personen, die durch ihr Schweigen einen seltsamen Eindruck hinterlassen. Führt der Heimweg dann über einen Bach, über den Freud und Leid (Hochzeit und Leichenzug) gehen, dann werden Hände und Gesicht gewaschen, denn das Wasser besitzt eine heilende Wirkung (Abwehr von Haut- und sonstigen Krankheiten!). Dieser seltsame Brauch dürfte eine Mischung von heidnischen und religioösen Sitten sein (Anspielung auf den Auszug der Frauen Jerusalems am Ostermorgen zum Felsengrab Christi?).
(Schmeissner, Rainer, H. - Steinkreuze in der Oberpfalz, 1977, S.325)



 dokumentierte Beispiele aus Holz 
Preunschen II (BY)



 dokumentierte Beispiele aus Stein 
Steinfürth I (BY)
Hollfeld V (BY)
Niederrußbach III (AUT)
Dromersheim I (RLP)
Staatsforst Schneeberg I (BY)
Schwäbisch Gmünd VI (BW)



 weiterführende Literatur und Quellen 

Fähnrich, Harald - Doppelarmige "Stiftlandkreuze" im Landkreis Tirschenreuth, in: Steinkreuzforschung, Sammelband Nr.10, 1985, S.7-10
Scheidler, Karl - Sagenumwobene Feldkreuze im Stiftland, in: Steinkreuzforschung, Sammelband Nr.10, 1985, S.11-12
Fähnrich, Harald - Flurkreuze im österlichen Brauchtum, in: Beiträge zur Flur- und Kleindenkmalforschung in der Oberpfalz, 8.Jg., 1985, S.101-104



nach oben

Sühnekreuze & Mordsteine